Segelnde Sonden

Segel im All sind eine uralte Idee, nur hat sie lange nicht funktioniert. Ein winziger Satellit hat jetzt vorgemacht, dass es klappt. Revolutioniert das schon bald die Raumfahrt?

vom Recherche-Kollektiv Die Weltraumreporter:
13 Minuten
Eine Raumsonde im Erdorbit, angeschnitten ein Teil der silibrigen Segeloberfläche. Im Hintergrund schwarzer Himmel und ein Teil Kaliforniens.

Der Wind bläht die Segel und das Schiff nimmt Fahrt auf. Alle Weltmeere stehen offen, neue Erfahrungen und Abenteuer lauern in der Ferne. Es ist der Inbegriff von Freiheit: Alles was man dafür zu tun braucht, ist das Steuerrad richtig zu bewegen und ja, natürlich hilft auch ein bisschen Erfahrung im Kinken, Krängen und Kreuzen, also im Seglerhandwerk.

„Wir haben am Boden alles getestet, was ging“, erzählt der Chefingenieur der Planetary Society, Bruce Betts. „Wir haben versucht, ihr Weltraumsegel einmal zu entfalten, in einer großen Halle. Aber was es dann in Schwerelosigkeit tun würde, das wussten wir nicht. Und eine Segelmission ohne entfaltetes Segel, das wäre ein völliger Fehlschlag.“

Video: Das 32 Quadratmeter große Sonnensegel von LightSail-2 wird testweise entfaltet. Die schwarzen Helium-Ballons verringern die Reibung auf der Unterlage. (Quelle: Jason Davis)

Die Mission LightSail-2 startete im Juni 2019 an Bord einer Falcon Heavy-Rakete, gemeinsam mit anderen experimentellen Satelliten. Die Mission stammt nicht von der NASA, sondern wurde mit Spendengeldern finanziert. LightSail-2 ist ein CubeSat, also ein recht kleiner Satellit, etwa so groß wie drei Packungen Milch. Der Satellit sollte dann auf dieses Skelett eine Folie aus einem Kunststoff aufspannen, metallisch glänzend wie Alufolie, aber nur ein tausendstel Millimeter dünn, und 32 Quadratmeter groß. Und es gelang: Acht Monate lang segelt LightSail-2 jetzt im Orbit.

Eine verpixelte Aufnahme zeigt, die ausgesetzte rechteckige Raumsonde IKAROS der japanischen Raumfahrtagentur vor dem schwarzen All.
Die japanische Raumsonde IKAROS konnte über Dünnschicht-Solarzellen auf der Oberfläche Strom erzeugen. Dazu konnten LCD-Streifen an der Außenkante die Oberfläche abdunkeln, um das Segel zu steuern.
Grafik einer winzigen Raumsonde mit einem vergleichsweise riesigen Segel, das auf einen Asteroiden zufliegt. Von der Sonde geht ein roter, gefächerter Strahl aus: Die Sonde NEA Scout erforscht einen erdnahen Asteroiden.
Der Near Earth Asteroid Scout soll 2021 als erste NASA-Sonde ein Segel entfalten.

Lesen Sie auch:

Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!