Die gute Angst
Die Apokalypse auszumalen kann Menschen motivieren
In der Klimakommunikation gehen viele Experten davon aus, dass sich Menschen von Katastrophenszenarien widerwillig abwenden. Doch zumindest die Deutschen sind schon oft aus existenzieller Angst auf die Straße gegangen. Warum haben sie nicht auch gegen die Klimakrise demonstriert, bevor die Schüler sie wachrüttelten? Weil sie den Worst Case in diesem Fall für übertrieben halten. Ein Kommentar.
Am 22. Oktober 1983 bildeten 200.000 bis 300.000 Menschen eine Kette vom Nato-Hauptquartier in Stuttgart bis ins 100 Kilometer entfernte Neu-Ulm, wo Mittelstreckenraketen des Typs Pershing II stationiert werden sollten. „Wir schützen unser Land“, hieß es im Aufruf. Auch wenn die eindrucksvolle Demonstration letztlich politisch scheiterte, weil der Bundestag einen Monat später der Aufstellung der Atomraketen zustimmte, ist sie doch bis heute eine der größten in der Geschichte des Landes. Die Angst vor einem Atomkrieg brachte an diesem Tag deutschlandweit sogar mehr als eine Millionen Menschen auf die Straße.
Teil der Menschenkette war der damals 17-jährige Frank Biess, der heute Geschichte an der University of California in San Diego lehrt. Auch seine Frau war dabei, die er knapp 20 Jahre später in Kalifornien kennenlernen sollte. Biess erzählt diese Anekdote in seinem neuen Buch „Republik der Angst“, in dem er fragt, was ihn und so viele andere Deutsche damals getrieben hat. Sind die Deutschen einfach ein ängstliches Volk? Das denken nicht wenige. Obwohl die Deutschen in den 1990er-Jahren die Kriege im Irak und im Balkan mehrheitlich für notwendig hielten, wollten sie sich nicht militärisch beteiligen. Das Schlagwort der „German Angst“ machte damals die Runde. Und schon früher haben die Deutschen in dieser Weise auf sich aufmerksam gemacht: Auch die Angst vor dem sauren Regen haben die Menschen in anderen Ländern nicht verstanden.
Die hessischen Grünen schrieben 1983 in einer Broschüre, die Biess zitiert: „Wo heute noch Wälder stehen, werden in absehbarer Zeit Säurewüsten sein, in der nur noch wenige zähe Gräser und Sträucher überleben können.“ Heute würden Kommunikationsexperten vermutlich davon abraten, das Waldsterben als existenzielle Bedrohung darzustellen. Zu groß wäre die Gefahr, dass sich die Menschen widerwillig abwenden. Doch die Angst führte damals nicht in eine Angststarre, merkt Biess an, sondern in ein stringentes politisches Programm der Regierung Kohl: Kohlekraftwerke mussten entschwefelt werden, was sieben bis zwölf Milliarden D-Mark kostete, der Katalysator wurde Pflicht und die öffentliche Hand investierte 465 Millionen D-Mark in Forschungsprojekte zum Waldsterben. Der Ausstoß von Schwefeldioxid verringerte sich zwischen 1983 und 1988 um 70 Prozent.
Angst motiviert nicht, sagen die einen
Ob das alles nötig gewesen war, um den Wald zu retten, sei dahingestellt. Frank Biess arbeitet durch die Analyse von Medienberichten, Pamphleten und Briefen normaler Bürger vielmehr die Faktoren heraus, die zur aufgeladenen gesellschaftlichen Stimmung und zu diesem beispiellosen Maßnahmenpaket beitrugen:
- Nach dem Krieg wurde die Überzeugung „Nie wieder Auschwitz!“ wachgehalten. Die Erinnerung an den Holocaust galt auch als allgemeine Warnung vor einem erneuten massenhaften Töten.
- In den 1960er-Jahren begannen die Deutschen, Emotionen – darunter auch Ängste – als etwas Positives zu sehen: Ängste können einen motivieren, etwas zu verändern. Über seine Ängste darf man sprechen, um sie zu überwinden.
- Die Bedrohungen durch die atomare Aufrüstung und den sauren Regen betrafen die Menschen direkt. Auch wenn Radioaktivität und der pH-Wert des Wassers nicht sinnlich erfahrbar sind, so war doch klar, dass die Umwelt und die Menschen vergiftet werden können.
- Schon in der Diskussion über die Sicherheit von Atomkraftwerken hatten sich Bürgerbewegungen um eine wissenschaftliche Gegenexpertise zu offiziellen Darstellungen gekümmert. In den 1980er-Jahren beriefen sich Umweltschützer wie selbstverständlich auf Studien.
Das alles prägt die Diskussion bis heute und würde eigentlich dafür sprechen, dass auch die Klimakrise die Deutschen zu Protesten bewegt. Doch in diesem Fall funktioniert der Mechanismus nicht, weder in Deutschland noch weltweit, obwohl diese Katastrophe durch extreme Wetterereignisse und umfangreiche Forschungsberichte schon viel greifbarer geworden ist. Dass nun Schülerinnen und Schüler unter dem Hashtag #FridaysForFuture streiken, ist als Phänomen noch zu neu und unverstanden, um das jahrelange Zögern und Schulterzucken der Erwachsenen für beendet zu erklären.
Wissenschaftler und Kommunikationsexperten führen das Zögern auf Dramatisierungen in früheren Jahren zurück. Sie raten davon ab, mit dem Worst-Case-Szenario zu arbeiten und von einer Katastrophe zu sprechen. Der Klimaforscher Michael Mann warnte zum Beispiel vor anderthalb Jahren in der Washington Post: „Angst motiviert nicht.“ Im Gegenteil: Angst könne dazu führen, dass Menschen an der alarmierenden Botschaft zweifeln, und so den Klimaschutz lähmen.
Anlass von Manns Kritik war ein Artikel des Journalisten David Wallace-Wells im New York Magazine, der die Folgen eines ungebremsten Klimawandels in drastischen Worten ausmalte. Wallace-Wells hatte das Szenario RCP 8.5 des Weltklimarats gewählt, in dem sich die globalen Emissionen im Laufe des Jahrhunderts noch mehr als verdoppeln werden. In seinem Beitrag beschrieb er, welche Folgen das im schlimmsten Fall haben könnte. Ein Beispiel: „Die stärksten Wirbelstürme werden öfter auftreten und wir werden neue Kategorien erfinden müssen, um sie zu beschreiben; Tornados werden länger und breiter und viel häufiger zuschlagen und Hagelkörner werden viermal so groß sein.“ Michael Mann hielt dagegen: „Es ist noch Zeit, die schlimmsten Auswirkungen zu vermeiden, wenn wir jetzt mutig handeln.”
Im Februar 2019 hat Wallace-Wells nun ein Buch veröffentlicht, das den gleichen Titel trägt wie sein Artikel von 2017: „The uninhabitable earth“. Die Passage mit den Wirbelstürmen taucht dort wieder auf, aber der Autor schränkt mehrfach ein, dass es nicht so schlimm kommen müsse. Er erzählt, dass er vor kurzem Vater geworden sei und durchaus hoffe, dass seine Tochter ein Happy End erleben werde. „Weil der Planet so groß und ökologisch vielfältig ist, wie er ist; weil sich der Mensch als anpassungsfähige Art bewiesen hat und wahrscheinlich weiter anpassen wird, um tödlichen Gefahren auszuweichen; und weil die verheerenden Folgen der Erwärmung bald zu extrem sein werden, wenn sie es nicht längst sind, als dass man sie weiter ignorieren oder leugnen könnte; aus all diesen Gründen ist es unwahrscheinlich, dass der Klimawandel die Erde wirklich unbewohnbar machen wird“, schreibt Wallace-Wells. Unbewohnbar werde die Erde – genauer gesagt: unbewohnbar würden ganze Regionen der Erde –, wenn wir nichts tun, um die CO2-Emissionen zu verringern, sondern den Ausstoß in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen lassen wie in den vergangenen Jahrzehnten. Viel konkreter wird der Autor mit den Lösungen aber nicht; er beschränkt sich auf die Rolle des Propheten, der zur Umkehr aufruft, weil sonst das Ende naht.
Was in biblischen Zeiten funktioniert haben mag, sehen heute viele als schädlich an. Es gibt unterschiedliche Argumente der Anti-Alarmisten, wie es in der Psychologie auch verschiedene Theorien der Angst gibt. Eine verbreitete Theorie geht so: Wenn ein Mensch mit einer angsteinflößenden Aussage konfrontiert ist, prüft sie zunächst, ob sie betroffen ist, und dann, ob die Gefahr ernst zu nehmen ist. Wenn die Antwort zweimal Ja lautet, versucht sie, die Gefahr zu beseitigen. Aber wenn sie den Eindruck hat, dass ihre Mittel dafür nicht ausreichen, versucht sie, ihre Angst in den Griff zu bekommen. Dazu stehen ihr verschiedene Möglichkeiten offen: Sie kann die Gefahr verdrängen, sie kann sie kleinreden oder die angsteinflößende Botschaft als zweifelhaft zurückweisen. Falls das alles nicht gelingt, bleibt sie hilflos zurück und wird womöglich zur Fatalistin. Die Anti-Alarmisten raten daher dazu, lieber die Handlungsoptionen des Einzelnen hervorzuheben.
Die Menschen fürchten sich noch nicht genug, sagen die anderen
Solche Fragen sind in der Medizinkommunikation gut untersucht worden. Wenn es darum geht, Menschen zum Impfen zu motivieren oder vom Rauchen abzubringen, können drastische Warnungen vor den gesundheitlichen Gefahren helfen, sofern zugleich erläutert wird, was der Einzelne tun kann, um sich zu schützen. Die Warnungen wirken zwar keine Wunder, aber der moderat positive Effekt auf die Motivation ist in zahlreichen Studien belegt und in mehreren Meta-Analysen zusammengefasst worden. In der Klimakommunikation gilt es hingegen oft als bestes Rezept, den Schock-Anteil sicherheitshalber wegzulassen und allein die Chancen einer Umkehr zu präsentieren. Warum eigentlich?
Wenn Anti-Alarmisten zur Vorsicht mahnen, zitieren sie meistens die Studie „Fear won’t do it“ von Saffron O’Neill und Sophie Nicholson-Cole. Die beiden britischen Forscherinnen haben unter anderem am Anfang des Jahrhunderts 30 Probanden gebeten, Bilder zu sortieren: Bilder von rauchenden Schornsteinen, Flugzeugen, Radfahrern, Energiesparlampen, einem Waldbrand oder einem Haus mit Solardach. Die Versuchspersonen sollten sagen, welche Bilder den Klimawandel als für sie wichtig darstellen und welche Bilder in ihnen das Gefühl auslösen, nichts gegen den Klimawandel tun zu können. Das Ergebnis war, dass es in beiden Fällen typischerweise dieselben Bilder waren: Was die Bedeutung des Klimawandels unterstrich, löste zugleich ein Gefühl der Ohnmacht aus.
Doch die Aussagekraft dieser Studie ist begrenzt. Es ist durchaus möglich, dass die Menschen in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr über ihre persönlichen Möglichkeiten gelernt haben: nicht nur auf das Auto oder Flugreisen zu verzichten, sondern vor allem sich politisch zu engagieren. Mehr Fahrradwege in der Stadt, eine Kerosinsteuer oder die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs – es gibt viele Ansätze, die Emissionen zu senken.
Eine andere ebenfalls häufig zitierte Studie von Nicholas Smith und Anthony Leiserowitz basiert auf einer Onlineumfrage Ende 2009/Anfang 2010. Die Forscher fragten Gefühle zum Klimawandel ab und erkundigten sich bei ihren gut 800 Probanden, welche Maßnahmen zum Klimaschutz sie befürworteten. 34 Prozent waren zum Beispiel dafür, die Benzinsteuer um 25 US-amerikanische Cent zu erhöhen. 82 Prozent stimmten Steuererleichterungen für Solarpaneele zu. Die Zustimmung zu solchen Maßnahmen hing statistisch aber nicht mit der Angst vor dem Klimawandel zusammen, sondern in erster Linie mit einer verwandten Emotion: Sorge. Die Forscher beschreiben die Sorge (worry) als schwache Form der Angst (fear) – und als eine Emotion, die „die kognitive und analytische Verarbeitung der Risikoinformation motivieren könnte statt sie kurzzuschließen“.
Lassen sich Gefühle überhaupt steuern?
Doch diese Studie lässt wiederum im Dunkeln, was am Klimawandel Angst auslöst und was lediglich Sorge bereitet. Jagt einem ein Artikel wie der von David Wallace-Wells wirklich einen Schrecken ein, wie es ein plötzlicher Krach mitten in der Nacht tut? Die schlimmsten Folgen des Klimawandels werden die heute erwachsenen Generationen nicht mehr erleben. Wenn sie Klimaschutz betreiben, dann doch eher aus Sorge um ihre Kinder und Enkel, oder? Dass die Sorge mit der Motivation zum Klimaschutz zusammenhängt, aber die Angst nicht, ist ein interessanter Effekt – aber verständlich ist er noch nicht. Ist die Sorge wirklich die ruhigere und rationalere Variante derselben Emotion, wie es Smith und Leiserowitz vermuten? Es sind auch andere Theorien denkbar, zum Beispiel diese: die persönliche Feststellung, dass man selbst und die Gesellschaft am Klimaschutz scheitern, löst erst die Angst aus, dass sich die Katastrophe nicht mehr abwenden lässt.
Es gibt auch Evidenz, die gegen den Anti-Alarmismus spricht. Zwei Forscher aus Australien, Matthew Hornsey und Kelly Fielding, haben in einem Experiment mit rund 400 Probanden einen entgegengesetzten Zusammenhang ermittelt: Ihre Versuchspersonen waren weniger zum Klimaschutz motiviert, nachdem sie einen positiven Bericht darüber gelesen hatten, dass 2014 die globalen Emissionen erstmals nicht weiter angestiegen sind. Hoffnung kann also vielleicht lähmen.
Die Lage ist innerhalb der Psychologie und Kommunikationswissenschaft empirisch noch nicht geklärt. Dieses Fazit zogen 2017 drei Forscher in einem Kommentar im Fachmagazin Nature Climate Change, in dem sie die pauschale Kritik am Artikel von David Wallace-Wells zurückwiesen: Emotionen seien noch längt nicht so gut verstanden, dass man sie als „Hebel“ in der Klimakommunikation nutzen könne. Auch Frank Biess warnt: „Gefühle haben etwas Widerständiges, Eigensinniges, sie lassen sich, wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen, nicht immer durch bewusste Manipulation kontrollieren.“
Der Klimawandel ist keine Herausforderung wie alle anderen. Um den Temperaturanstieg auf weniger als zwei Grad zu begrenzen, wie es der Weltklimavertrag von Paris vorsieht, ist eine beispiellose Umstellung des Lebensstils und der Wirtschaftsweise nötig. Auf die Stationierung von Atomraketen zu verzichten, hätte dagegen nur einer politischen Entscheidung bedurft. Vielleicht braucht die Angst vor der Klimakatastrophe noch Zeit, bis sie ihre motivierende Kraft entfaltet? Vielleicht sind die globalen Schulstreiks ein Zeichen dafür, dass die Angst nun wirkt? Dem steht jedoch entgegen, dass die Deutschen von den messbaren Veränderungen im Klimawandel weniger stark betroffen sein werden als viele andere Völker der Erde. Verspüren die Deutschen überhaupt schon genug Angst? Im vergangenen Jahr zeigte sich bei einer Umfrage der R+V Versicherung nur knapp die Hälfte der Befragten besorgt über die dramatischen Folgen des Klimawandels für die Menschheit.
Das kann daran liegen, dass viele Menschen den Worst-Case-Szenarien nicht trauen: nicht, weil sie falsch berechnet worden wären, sondern weil sie von falschen Voraussetzungen ausgehen. Die Skepsis wäre nicht unvernünftig. David Wallace-Wells arbeitet mit dem Business-as-usual-Szenario RCP 8.5, in dem auch in den kommenden Jahrzehnten immer mehr Treibhausgase ausgestoßen werden. Auch andere Journalisten und Wissenschaftler arbeiten mit diesem Szenario und stellen ihm das wünschenswerte Szenario RCP 2.6 gegenüber, in dem die Emissionen so schnell gesenkt werden, dass der Temperaturanstieg unter zwei Grad gehalten wird. Das Schaubild oben ist ein Beispiel für diese Gegenüberstellung in den Farben Rot und Blau, in denen auch viele Bilder des Jüngsten Gerichts gemalt worden sind. Das Szenario RCP 8.5 führt zu einem Anstieg um etwa vier Grad allein in diesem Jahrhundert.
Das Problem mit dieser Gegenüberstellung von Best und Worst Case ist, dass beide unrealistisch sind. Das Zwei-Grad-Ziel des Weltklimavertrags werden wir voraussichtlich verfehlen, darüber ist viel geschrieben worden. Doch dass wir die Emissionen in den kommenden Jahrzehnten ungebremst steigen lassen, ist ebenfalls unplausibel. Warum sollten wir das tun, wenn uns die Klimaschäden im Laufe des Jahrhunderts deutlich zusetzen werden? Das Szenario RCP 8.5 ist eins, in dem die Menschheit über die Klippe fährt, ohne auch nur den Fuß vom Gas zu nehmen. Es ist daher gut möglich, dass die Deutschen im Stillen denken, dass es schon nicht so schlimm kommen wird. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Menschheit irgendwann doch bremst – wenn auch nur zaghaft und sicher viel zu spät. Vor einem solchen mittleren Szenario lohnt es sich durchaus Angst zu haben. In der zweiten Grafik oben kann man die drohenden Schäden ablesen.
Der Forschungsverbund Climate Action Tracker rechnet mit einem Temperaturanstieg von rund drei Grad, wenn es bei den aktuellen und angekündigten Gesetzen der Staatengemeinschaft bleiben sollte. Wie sähe eine drei Grad wärmere Welt aus? Diese Frage haben Wissenschaftler wie Journalisten viel zu lange übersprungen mit einem Satz der Art: „Die Risiken steigen mit der Temperatur.“ Auch bei Wallace-Wells heißt es zwar dramatisch, aber vage: „Eine Erwärmung von 3 oder 3,5 Grad würde ein Leiden entfesseln, wie es die Menschen in vielen Jahrtausenden der Entbehrung und Kriege nicht erlebt haben.“ Damit diese Aussage Angst einflößt, muss sie noch konkreter werden.
Alle Beteiligten in der Klimakommunikation haben daher viel Arbeit vor sich: Sie müssen untersuchen und erklären, was ein Temperaturanstieg von drei Grad bedeutet und wie man ihn noch abwenden könnte. Sie müssen zeigen, wie viel teurer das Festhalten an der Wachstumslogik des Kapitalismus wäre. Sie müssen zeigen, dass zwischen zwei und drei Grad geophysikalische Prozesse wie das Abschmelzen der Eispanzer Grönlands und der Antarktis angestoßen werden können, die nicht mehr aufzuhalten wären. Und sie müssen zeigen, dass die Deutschen das Leiden in anderen Teilen der globalisierten Welt nicht ausblenden dürfen. Vielleicht käme dann auch zur Sprache, welche Verantwortung die Deutschen für dieses Leiden tragen? Es wäre nur recht und billig.
Die Links zu den Quellen in diesem Beitrag:
- Das Buch „Republik der Angst“ des Historikers Frank Biess (Verlagsseite)
- Der als alarmistisch kritisierte Beitrag des Journalisten David Wallace-Wells (Artikel „The uninhabitable earth“) und sein neues Buch gleichen Titels (Verlagsseite)
- Die Kritik daran vom Klimaforscher Michael Mann (Artikel „Doomsday scenarios are as harmful as climate change denial“)
- Studie von Saffron O’Neill und Sophie Nicholson-Cole zum Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Klimawandel (Abstract | Preprint-PDF)
- Umfrage von Nicholas Smith und Anthony Leiserowitz zum Zusammenhang von Sorge und Klimaschutz-Motivation (Volltext)
- Experiment von Matthew Hornsey und Kelly Fielding zur Auswirkung von positiven Klimanachrichten auf die Klimaschutz-Motivation (Abstract)
- Kommentar im Fachmagazin Nature Climate Change zur Diskussion über den Artikel von Wallace-Wells (Abstract | Preprint-PDF)
- R+V-Langzeitstudie zu den Ängsten der Deutschen (Ergebnisse 2018)
- Analysen des Climate Action Tracker zu den Folgen der gegenwärtigen Klimapolitik (Website)