Mobbing gegen Armutsbetroffene: Mit Pizza-Bestellungen und Penis-Videos

Empfänger:innen von Bürgergeld und anderen Sozialleistungen sind eine beliebte Zielscheibe für Cybermobbing. Nicht immer bleibt es bei Hass und Drohungen im Internet.

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Lebensmittelausgabe an der Duisburger Tafel: Eine Tafelmitarbeiterin reicht einer Frau Bananen.

Mehr als 17 Millionen Menschen in Deutschland sind der offiziellen Statistik zufolge „von Armut oder sozialer Ausgrenzung“ bedroht. In der öffentlichen Debatte sind sie nur selten wahrnehmbar, selbst wenn die Talkshows und Zeitungen voll sind mit Debatten über das Bürgergeld und die Kindergrundsicherung. Im Frühjahr 2022 schien sich das vorübergehend zu ändern: Unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen machten tausende Menschen ihre Armutserfahrungen öffentlich, sie organisierten Proteste auf Marktplätzen und vor Ministerien. Und sie fanden Gehör: Etliche Medien sprachen auf einmal nicht nur über Bürgergeld-Beziehende, sondern mit ihnen.

Armut in Deutschland war plötzlich nicht mehr anonym, sie bekam viele Gesichter und Stimmen. Sie erzählten davon, wie hart es ist, mit Sozialtransfers die Zuzahlung für Medikamente oder gesundes Essen für die Kinder zu bezahlen. Doch die öffentliche Präsenz brachte auch Anfeindungen, Anschwärzungen und Drohungen bis vor die eigene Haustür mit sich.

Während es um die Bewegung #IchBinArmutsbetroffen inzwischen ruhig geworden ist, hält das Mobbing gegenüber Armutsbetroffenen an. Je aktivistischer sie auftreten, umso menschenfeindlicher die Reaktionen.