CSD in Plauen - Freiheit und Vielfalt stehen in Sachsen unter rechtem Druck
Kurz vor den Wahlen in Thüringen und Sachsen feierte die queere Community den Christopher Street Day (CSD) unter großer medialer Aufmerksamkeit. Mitte August war es bei der Pride Parade in Bautzen zu Übergriffen Rechtsradikaler gekommen.
An den Gesichtern der Teilnehmer:innen ließ sich Anspannung ablesen. Das lag an den sommerlichen Temperaturen, aber auch an der Bedrohungslage. Eine Gegendemonstration Rechtsradikaler war angekündigt.
Menschen waren aus Dresden und Leipzig angereist, um an dem Event teilzunehmen. Vertreter:innen der Landesregierung waren vor Ort, darunter die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD). Außerdem der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert.
„Wir wissen, wo wir hier sind“, sagte eine CSD-Teilnehmerin, die ihren Namen nicht nennen wollte, im Interview und fügte hinzu, dass es für junge, tolerante Menschen in Ostdeutschland schwerer geworden sei, auszugehen und sich dabei frei zu fühlen.
Die Polizei Sachsen erklärte die Gefahrenlage durch Rechtsradikale in einem Post auf Instagram etwas kryptisch so: „Da weder der Versammlungsleiter noch sein Stellvertreter als zuverlässig eingestuft wurden, konnte die Versammlung nicht wie angemeldet durchgeführt werden.“ Das bedeutet, der Bescheid, der eine Kundgebung mit Aufzug vorgesehen hatte, wurde laut Polizei widerrufen. Es wurde lediglich eine stationäre Versammlung abgehalten. Den Teilnehmern wurde nach Ende untersagt, sich dem CSD-Zug zu nähern.
Während sich am Ausgangspunkt des CSD eine bunte Menschenmenge sammelte, die Polizei die Umgebung kontrollierte und Politiker:innen ihre Reden hielten, versammelten sich rechte Gegendemonstrant:innen in etwa hundertfünfzig Meter Entfernung.
Ein Polizeiaufgebot trennte die beiden Gruppen. Anders als in Bautzen hatten die Gegendemonstrierenden eher die Medien im Fokus, statt die queere Community zu attackieren. Rechte Parolen wurden demnach in Kameras gebrüllt und nicht in die Gesichter der CSD-Teilnehmer:innen.
Den Organisator:innen der Parade für Toleranz und Menschenrechte war es im Vorfeld der Veranstaltung ein Anliegen, Menschen aus der gesamten Republik zu motivieren, nach Sachsen zu kommen und ein Zeichen der Solidarität zu setzen.
Die Organisator:innen baten die Teilnehmer:innen um erhöhte Vorsicht, da man sich bis zum Schluss der Veranstaltung nicht sicher sein konnte, ob rechtsradikale Gegner:innen nicht irgendwo auftauchten und mit Gewalt reagierten.
„Auch die Rechten lernen dazu“, sagte eine namentlich nicht genannte Teilnehmerin. Auf dem Hin- und Rückweg sollten die Menschen in Gruppen zusammenbleiben.
Für laute Stimmung war jedenfalls gesorgt.