„Für viele Menschen ist ein Parkplatz vor der Haustür so etwas wie ein Menschenrecht“

Ein gelbes Cabrio, gefüllt mit Erde und Pflanzen: Seit 2021 zieht das „Cabriobeet“ auf Wiens Straßen Blicke auf sich. Verantwortlich dafür ist der Künstler Christoph Schwarz. Im Interview erzählt er, was er mit der Aktion erreichen will, was er von Wiens Selbstbild als Klimamusterstadt hält und wie man sich selbst ein Cabriobeet bauen kann.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
9 Minuten
Der Vordergrund des Fotos zeigt ein gelbes Cabrio mit offenem Verdeck von der Seite. Es ist mit Erde und Pflanzen gefüllt, darin stecken kleine Schilder mit Erklärungen. Neben und schräg vor dem Cabrio sind fahrende Autos zu sehen, im Hintergrund warten zwei Erwachsene mit einem kleinen Kind darauf, die Straße überqueren zu können.

Herr Schwarz, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Cabrio mit Erde und Kräutern zu füllen?

In Wien zahlt man für das Bewohnerparken zehn Euro im Monat. Das ist wirklich wenig dafür, dass man damit zehn Quadratmeter des öffentlichen Raums privatisieren kann. Will man aber so ein Stück des öffentlichen Raums begrünen, mit einem Hochbeet zum Beispiel, ist das kompliziert bis unmöglich. So hatte ich gemeinsam mit ein paar Nachbar*innen die Idee, ein Cabrio zu nehmen und uns dafür ein Anrainerparkpickerl, also eine Bewohnerparkberechtigung, zu holen. So haben wir jetzt für zehn Euro im Monat ein Hochbeet mit Kräutern in der Parkspur stehen.

Was wollen Sie mit der Aktion erreichen?

Es ist ein Nachbarschaftsprojekt mit klimaaktivistischem Grundton – wir wollen im öffentlichen Raum einen Ort schaffen, an dem man sich gerne trifft, und zugleich humorvoll auf ein Problem aufmerksam machen.

Und zwar?

Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten daran gewöhnt, dass der öffentliche Raum vor allem den Autos gehört. Das Ziel der Intervention ist, den Blick zu schärfen und aufzuzeigen, dass man diese Platzaufteilung nicht auf ewig hinnehmen muss. Dass wir eigentlich viel mehr Platz zur Verfügung hätten in der Stadt, für Menschen, für klimafreundliche Lebensweisen. Wir freuen uns, wenn die Menschen anfangen, zu überlegen, wie eine gerechte Verteilung des öffentlichen Raums aussehen könnte.

Im Vordergrund des Fotos ist ein gelbes Cabrio mit offenem Verdeck zu sehen, das mit Pflanzen gefüllt ist. Es steht auf einer mehrspurigen Straße, hinter dem Cabrio sieht man andere parkende Autos, daneben mehrere fahrende Autos und einen Motorradfahrer. Im Hintergrund sind eine U-Bahn-Station, eine fahrende U-Bahn und Wohnhäuser zu sehen.
Seit Ende März steht das Cabriobeet auf einer Parkspur am stark frequentierten Währinger Gürtel. Christoph Schwarz setzt sich mit anderen Bewohner*innen der Gegend dafür ein, dass die Parkspur durch einen Grünstreifen ersetzt wird.
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