XR-Reporterin: Journalismus der Zukunft heißt Transparenz und echte Teilhabe

Im Rahmen des Projekts „Deine XR-Reporterin“ hat eine Schulklasse eine Reporterin gewissermaßen ferngesteuert und eine eigene Recherche durchgeführt. Im Zentrum des Projekts, das in Zeiten von Desinformation, Propaganda und sinkendem Vertrauen die Zukunft des Journalismus erprobt, steht ein Publikum, das sich nicht (mehr) gesehen fühlt und eine Zukunftstechnologie, die echte Teilhabe ermöglicht.

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Das Logo der VR-Reporterin Eva Wolfangel. Im Hintergrund ist ein dunkler Tunnel zu sehen

Eine Reporterin geht an einen Ort, den sie nicht selbst ausgesucht hat, sondern ihr Publikum. Sie stellt nicht ihre Fragen, sondern die des Publikums, das die Reporterin fernsteuert: Die XR-Reporterin stellt ihren Körper, ihre journalistischen Skills zur Verfügung, um Transparenz und Beteiligung auf eine neue Ebene zu heben und das traditionelle Verhältnis von Wissenschaftsjournalistin und Zielgruppe zu durchbrechen.

Das Projekt „Deine XR-Reporterin“ von Eva Wolfangel (alias VR-Reporterin auf Riffreporter) hat seinen ersten Durchlauf erfolgreich abgeschlossen: Eine zehnte Schulklasse hat sich dafür mit der XR-Reporterin auf Recherche begeben. Erste Ergebnisse sind hier zu sehen.

In diesem Artikel hier wird das Konzept des Projekts erklärt, das durch den Innovationsfond Wissenschaftsjournalismus der WPK gefördert wird.

Bei der Zielgruppe handelt es sich um Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in den Medien nicht repräsentiert fühlen und möglicherweise das Vertrauen in diese verloren haben. Es gibt bereits Ansätze, diese Gruppe für journalistische Inhalte zu gewinnen, doch die meisten Projekte enden, bevor echte Beteiligung einsetzt. Die Folge: Die Ergebnisse verbleiben in einer elitär-akademisch geprägten Blase.

Das ändert „Deine XR-Reporterin“, weil sie nicht für die Zielgruppe arbeitet, sondern mit ihr. So werden reale Bedürfnisse bereits während der Produktion des Endproduktes eingearbeitet. Dieses ist möglich dank einer neuen Technologie: XR (=extended reality) steht für die Überschneidung von Realitäten mit Hilfe von Technologie.

Das Projekt nutzt diese Technologie in Form eines Augmented-Reality-Headsets, um für eine gezielt ausgewählte Gruppe von Menschen radikal transparent zu sein. Dank der XR-Brille kann die Gruppe live bei der Recherche dabei sein und diese beeinflussen, indem sie der XR-Reporterin Hinweise und Fragen auf das Headset schickt.

Die Reporterin recherchiert dabei zu einem Thema, das der Gruppe wichtig ist und sie selbst ausgewählt hat. Das Projekt hat einen radikalen Perspektiv- und Rollenwechsel zum Ziel, der helfen soll, journalistische Themen und Inhalte zu hinterfragen, neu zu finden und eine ganze Zielgruppe besser zu erschließen. Auf diese Weise soll langfristig Medienvertrauen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gestärkt werden. Gleichermaßen hilft das Projekt, bei der Gruppe Teilhabe dank neuester technischer Entwicklungen zu fördern.

Wissenschafts- und Technik-Journalistin Eva Wolfangel beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit den Möglichkeiten virtueller und erweiterter Realitäten – sowohl für die Recherche als auch für journalistische Darstellungsformen. Im Rahmen ihrer Gastprofessur in der Uni Heidelberg 2021/22 forschte sie zudem zum Vertrauensverlust in die Medien. Im Projekt XR-Reporterin vereint sie die Erkenntnisse aus beiden Bereichen für neue Ansätze, um den Journalismus in eine gute Zukunft zu führen.

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