XR-Reporterin live in Stuttgart: Eine Schulklasse berichtet über ein Zukunftsprojekt
Deine XR-Reporterin ist ein Projekt, das den Journalismus der Zukunft entwirft, indem es radikale Teilhabe und Transparenz ermöglicht. Dadurch konnte eine Schulklasse Reporterin Eva Wolfangel mittels einer smarten Brille fernsteuern. Wir veröffentlichen hier die Texte der Schülerinnen und Schüler.
Die folgenden Texte sind entstanden im Rahmen des Projekts „Deine XR-Reporterin“. Dabei wird eine Reporterin gewissermaßen ferngesteuert von einer Gruppe im Hintergrund, die gemeinsam ein Thema recherchieren und journalistisch aufbereiten will. Die Reporterin und Initiatorin des Projektes Eva Wolfangel trägt dafür eine smarte Brille, die alles, was die Reporterin sieht und hört an die Gruppe im Hintergrund übertragt - in diesem Fall die Klasse 10 der Stuttgarter Max-Eyth-Schule.
Diese Gruppe fungiert als Redaktion: Sie wählt das Thema der Recherche aus und bereitet Fragen und einen Rechercheplan vor. Die Reporterin vor Ort stellt also nicht ihre eigenen Fragen, sondern die der Gruppe. Die Gruppe hört und sieht live zu und sendet Nachfragen direkt an die Reporterin, die diese dann live stellt.
Der Text von Eva Wolfangel zu diesem Projekt ist hier zu finden. Im folgenden veröffentlichen wir ausgewählte Texte der Schülerinnen und Schüler.
Superblock West: Gutes Stadtplanungskonzept oder riskantes Experiment?
von Lola B.
Stellen Sie sich vor, Sie spazieren durch eine Stadt, in der Autos nur am Rand fahren und Fußgänger und Radfahrer die Straße dominieren. Eine Stadt, in der die Luft sauber und die Straßen sicherer sind. Genau das versuchen viele Städte, unter anderem auch Stuttgart. Sie suchen nach Wegen, den Verkehr zu reduzieren und das Leben in der Stadt zu verbessern.
Ein neues Projekt in Stuttgart-West ist Superblock West, das zuerst in Barcelona ausprobiert wurde. Die Idee hinter dem Superblock ist, dass Autos nur am Rand fahren, um Radfahrer und Fußgänger mehr Platz zu lassen. Das Konzept hat nicht nur Fans, sondern auch Kritiker. Viele sagen, dass es wegen des Superblocks mehr Verkehr und Stau auf anderen Straßen geben werde, außerdem würden die Mieten in dieser Umgebung steigen. Schafft der Superblock mehr Probleme, als er löst?
Deswegen haben wir zusammen als Klasse überlegt, eine Reporterin, Eva Wolfangel, loszuschicken, um die Planer des Superblocks in Stuttgart-West zu interviewen. Wir wollen herausfinden, ob die Vorteile größer sind als die Nachteile, oder ob der Superblock mehr Probleme schafft, als er löst. Begleiten Sie uns und erfahren Sie, ob der Superblock wirklich die Zukunft der Städte ist oder ein riskantes Experiment bleibt.
Unsere Schulklasse der Max-Eyth-Schule in Stuttgart hat sich entschieden, das Thema Superblock genauer zu untersuchen. Nach gründlicher Überlegung haben wir beschlossen, eine erfahrene Reporterin, Eva Wolfangel, für unser Projekt zu engagieren. Wir haben uns darauf geeinigt, welche Fragen sie den Planern des Superblocks stellen soll. Wir können das Interview durch ihre Brille auf Instagram Live nachverfolgen.
Am Tag des Interviews traf sich die Reporterin mit den zwei Herren der Superblock-Initiative, Jochen Detscher und Ulrich Beck und machte einen Rundgang durch den Superblock, dabei konnten wir genau sehen, welche Auswirkungen dieser auf die Stadt hat.
Die verschiedenen Seiten des Superblocks
Nach vielen verschiedenen interessanten Fragen über den Superblock betonten die Planer die positiven Aspekte des Konzepts. Durch die Reduzierung des Verkehrs im Superblock wird die Luftqualität verbessert und die Straßen werden sicherer für Fußgänger und Radfahrer. Dies führt zu einer angenehmeren und gesünderen Umgebung für die Bewohner. Außerdem verursacht der Superblock keinen Stau auf den nebenliegenden Hauptstraßen, was insgesamt zu einer verbesserten Lebensqualität in der Stadt beitragen könnte.
Ein weiterer Vorteil ist die Förderung sozialer Aktivitäten und des Gemeinschaftslebens innerhalb des Superblocks. Er bietet gute Sitzgelegenheiten, um sich auszuruhen oder die neugepflanzten Bäume zu genießen. Die Menschen können sich sicherer auf Straßen bewegen und haben mehr Raum für Bewegung und Aktivitäten im Freien. Dennoch ist es nicht ganz ungefährlich für Kinder und Erwachsene, da man davon ausgeht, dass dort zwar weniger Verkehr stattfindet, aber Autofahrer möglicherweise unerwartete Wendemanöver durchführen.
Kommen wir nun zu der negativen Seite des Superblocks. Denn es gibt durchaus Bedenken und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Superblock-Konzept. Ein Hauptproblem ist der Verlust von Parkplätzen. Durch die Umwandlung von Straßenraum in Fußgängerzonen werden einige Parkmöglichkeiten eingeschränkt oder sogar aufgehoben, was für Anwohner und Besucher eine Unannehmlichkeit darstellen kann.
Ein weiteres Problem betrifft die Erreichbarkeit für Rettungsfahrzeuge. Die Beschränkung des Autoverkehrs innerhalb des Superblocks könnte zur Verzögerung bei Notfalleinsätzen führen, da die Wege für die Rettungswagen erschwert sind. Diese Verzögerungen könnten im Notfall kritisch sein und die Sicherheit der Bewohner gefährden. Zusätzlich kostet der Superblock 900.000 Euro, was nicht ganz billig ist. Das Projekt wird von Steuergeldern bezahlt und es stellt sich die Frage, ob sich das für diesen Preis lohnt? Das werden wir sehen, wenn wir dieses Konzept verfolgen und beobachten.
Ist das Experiment Superblock West sinnvoll oder riskant?
Im Endeffekt, finde ich, ist der Superblock ein gutes Konzept, um die Luft zu verbessern, aber ich finde, dass man sich das besser überlegen sollte, wie alles abläuft, da es sonst zu vielen Konflikten kommen könnte. Natürlich ist es eine gute Idee, weniger Auto zu fahren. Doch viele Menschen verdienen ihr Gehalt durch Auto fahren, was ihre Arbeit durch Superblocks erschweren wird. Für viele Anwohner ist der Superblock nicht gerade geschickt, da er die Miete in der Umgebung erhöhen kann, und sie für Besucher sehr schwer erreichbar sind. Trotzdem finde ich gut, dass Menschen sich was überlegen, um das Klima zu verbessern. Aber ich finde, man sollte besser nachdenken, bevor man irgendwo irgendwas hinstellt.
Wäre eine Stadt, in der die Straßen nicht nur Verkehrswege, sondern auch soziale Räume sind, die das Gemeinschaftsleben fördern, was für Sie? Das ist die Vision hinter dem Superblock – die sorgfältig durchdacht und angepasst werden muss, um mehr Vorteile als Nachteile zu bieten.
Superblock West: Segen oder Fluch – Bewohner jetzt schon genervt?
Von Juli H.
Lärm, Abgase, Hupen, Motorheulen und hunderte Autos täglich. Man kennt es und man ist es gewohnt, wenn man in einer Großstadt wie Stuttgart wohnt. Aber wirklich schön findet das doch niemand, oder? Das dachten sich die Bewohner aus Stuttgart-West auch und haben sich als Gruppe zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen diese Probleme anzukämpfen. In Kooperation mit der Stadtverwaltung planten sie also den sogenannten „Superblock West“.
Im Herbst 2023 startete das Projekt dann endlich und nach viel Arbeit und Planung war es dann soweit: Am 4. Juni 2024 wurde der Superblock offiziell eröffnet. Jetzt gibt es überall in der Augustenstraße kleine Inseln mit Sitzgelegenheiten und Pflanzen, welche für eine idyllischere Athmosphäre sorgen.
Es gibt statt Lärm und Gestank, ruhige Straßen, Kinderlachen, Vogelgezwitscher und ein schönes Stadtbild. Ganz ohne Probleme. Oder? Diese Frage hat sich auch meine Klasse 10b der Max-Eyth-Schule in Stuttgart gestellt und sich deshalb mit der Journalistin Eva Wolfangel zusammengetan.
Gemeinsam mit ihr haben wir nach möglichen Interviewpartnern für ein Interview über das Projekt Superblock West gesucht. Nach einigem Suchen fanden wir zwei motivierte Mitbeteiligte und fragten sie, ob unsere Journalistin sie interviewen dürfe. Zu unserem Glück sagten sie zu. Während Frau Wolfangel für uns direkt vor Ort die beiden Beteiligten Jochen Detscher und Ulrich Beck interviewt hat, durften wir zeitgleich im Klassenzimmer sitzen, Fragen stellen und über einen Livestream zuschauen, der uns live dabei sein ließ.
Der Superblock im Allgemeinen
Was die meisten Leute sicher interessiert, ist natürlich, wer das Projekt überhaupt finanziert. Diese Frage, haben wir den beiden Superblock-Profis natürlich auch gestellt. Laut Jochen Detscher, wird der Superblock vom Gemeinderat finanziert. Dabei stehen Haushaltsmittel in Höhe von 400.000 Euro bereit. Doch zusätzlich zu den bereits bewilligten Mitteln beim Amt für Stadtplanung und Wohnen benötigt das Tiefbauamt noch weitere 460.000 Euro für die Einrichtung des Verkehrsversuchs. Das ist natürlich nicht wenig.
Aber was genau wird dafür denn jetzt geboten? Jochen Detscher und Ulrich Beck, führen unsere Reporterin durch den Block. Überall auf der Straße gibt es kleine abgesperrte Zonen, in denen Bänke und Bäume stehen (darunter Palmen und andere exotische Pflanzen). Nun stellt sich die Frage: Können da jetzt überhaupt noch Autos fahren? Die Antwort ist klar: Ja! Die Autos können immer noch auf den Straßen fahren, jedoch langsamer und vorsichtiger als sonst. Es gibt jedoch auch ein paar Passagen, durch welche die Autos nicht fahren können. Sie müssen dann einen kleinen Umweg fahren, um an ihr Ziel zu kommen.
Krankenwagen, erklärte Ulrich Beck, haben einen Schlüssel, mit dem sie im Notfall die Straßensperrungen aufschließen können. Doch das kostet Zeit und ist keine optimale Lösung für die Zukunft. Gerade in absoluten Not-Situationen sollte man nicht unnötig Zeit mit dem Aufschließen der Straßensperren verbringen. Ich meine, stellen Sie sich mal vor: Es ist ein kalter Wintertag und die Schlösser sind eingefroren. Das wäre ein Desaster!
Da ist es wohl nicht überraschend, dass viele Bürger etwas gegen diesen Block haben. Bereits am Eröffnungstag gab es Beschädigungen an den Pflanzen, fremde Leute knipsten Äste ab, was diese vertrocknen ließ. Das ist kein großes Verbrechen, aber es gab dennoch einen Aufschrei gegen diesen Superblock. Viele Bewohner klagen auch über die Vernichtung einiger Parkplätze. Insgesamt mussten zwanzig Parkplätzte für die Superblockeinrichtung weichen. Jedoch gibt es immer noch um die siebenhundert Parkplätze in diesem Gebiet. Trotzdem scheinen sie, laut Ulrich Beck, bei den Bürgern eines der größten Probleme zu sein, welches sie nicht dulden wollen.
Trotzdem ist dieses Projekt so überzeugend, dass auch andere Städte ähnliche Projekte starten wollen. In München zum Beispiel wird eine Umsetzung in der Isarvorstadt und im südlichen Lehenviertel geprüft. In Berlin sind zahlreiche „Kiezblocks“ entsprechend einem Superblock geplant. Die Ursprungsidee kommt übrigens aus Barcelona, wo ähnliche Projekte schon vor einiger Zeit umgesetzt wurden.
Also jetzt Segen oder Fluch? Um bereits Gesagtes noch einmal zusammenzufassen: Es gibt es bei diesem Projekt Potenzial sowohl für „Segen“ als auch für „Fluch“. Natürlich sollte man nicht immer nur in Gut und Böse unterteilen, das bringt einen im Leben nicht viel weiter. So ist das auch bei diesem Projekt. Wir haben die offensichtlich guten Sachen: ruhigeres Verkehrsbild, weniger Autobelastung auf den Straßen etc. Jedoch ist damit natürlich nicht alles gemacht. Denn es gibt nun mal auch eindeutige Probleme bei diesem Projekt: Erste-Hilfe- und Feuerwehrzugänge.
Ob sich der Superblock also in Zukunft halten wird, wird sich noch zeigen. Aber auch wenn es allgemein vielleicht nicht die größte Zustimmung hat, ist es kein „schlechtes“ Projekt, denn ruhige Straßen sind ja eigentlich eine schöne Idee, nur an der Umsetzung könnte man arbeiten. Daher kann man wohl tatsächlich sagen, dass dieser Block Segen und Fluch zugleich ist.
Abgefahren?
Von Lukas U.
Mitten in der Innenstadt von Stuttgart chillen und relaxen, das können Sie sich nicht vorstellen? Tatsächlich ist genau dies dem Superblock West im Stuttgarter Westen zu verdanken. Nach einem langen Arbeitstag können Sie einfach durch die von Blechlawinen befreite Augustenstraße schlendern. Setzen Sie sich auf die gemütlichen Bänke in ein schattiges Plätzchen der begrünten Gartenelemente oder treffen sie Freunde in einem Café. Was halten Sie vom Superblock? Würden Sie gerne in dieser Gegend wohnen? Beeilen Sie sich und schaue Sie es sich an.
Vorerst gibt es diesen Block für eineinhalb Jahre. Unser Deutschlehrer Herr Schlund hat für uns, die Klasse 10b des Max-Eyth Gymnasiums Stuttgart, ein Kennenlernen mit der Journalistin Frau Wolfangel ermöglicht. Gespannt und neugierig haben wir aus dem Klassenzimmer den Instagram Livestream der Reporterin über den Superblock angeschaut. Schließlich erfahren wir aus erster Quelle Neues. Es ist alles andere als gewöhnlich.
Am Dienstag, dem 4. Juni 2024, ist es so weit. Die Vorbereitungen des wissenschaftlich begleiteten, wohl umstrittensten Verkehrsversuchs Stuttgarts sind abgeschlossen. Der Superblock kann offiziell gestartet werden. Frau Wolfangel fährt am Mittwochmorgen mit ihrem Fahrrad von der in der Rushhour befahrenen Schwabstraße ab, durch die neu entstandene Einbahnstraße im Westen Stuttgarts. Zwischen den Absperrpfosten hindurch überquert sie den grün markierten Asphalt der sogenannten Diagonalsperren in den Kreuzungsbereichen. Für Fahrradfahrer und Fußgänger ist dies erlaubt. Parken darauf ist verboten.
In den dafür vorgesehenen Radbügeln ergattert die Journalistin einem beliebten Fahrradabstellplatz neben dem Café Merlin. Der Pilotversuch mit unserer Klasse hat das Ziel, den Journalismus für die Zukunft zu testen. Das Herz dieses Projektes ist nicht die Stadt, nicht die Reporterin, sondern unsere Klasse. Sie soll sich das Thema, aber auch spannenden Fragen ausdenken. Unser Projekt „Mobilität“ am Beispiel der Landeshauptstadt Stuttgart kann beginnen.
Herr Beck und Herr Detscher von der Bürgerinitiative nehmen sich netterweise viel Zeit, um unsere Fragen zu beantworten. Diese haben wir Frau Wolfangel über die WhatsApp-Gruppe gesendet, damit sie sie im Interview stellt. Mit einer „Meta Brille“ spaziert unsere XR-Reporterin mit den Herren die Straße entlang und nimmt unsere Fragen entgegen.
„Der Superblock ist eineinhalb Kilometer lang“
Braucht Stuttgart einen Superblock? So lautet unsere erste Frage. Der Autoverkehr soll um zwanzig Prozent reduziert werden, das ist ein globales Ziel der Stadt Stuttgart. Die Stadt braucht gleichzeitig Klimaresilienz und sollte dazu auf mehr Flächen begrünt werden. Die Hitze steigt in den Städten an. Daher muss die Stadt Lösungen erforschen. „Der Superblock ist eineinhalb Kilometer lang“, erklärt Herr Beck stolz. Die Anwohner sollen sich wohlfühlen und die Möglichkeit haben, im Freien auf den Stadtterrassen zu sitzen. Auf eine bessere Lebensqualität mit weniger Verkehr, Lärm und eine schadstoffärmere Luft hofft die Initiative.
„Zwei weitere Blocks sind geplant.“
Ursprünglich stammt die Idee des Superblocks aus Barcelona. Die dort sogenannten „Superilles“ werden schon seit einiger Zeit erfolgreich umgesetzt. Doch es tauchen Fragen in unserer Klasse bezüglich der erfolgreichen Umsetzung des Blocks in Stuttgart auf. Verursacht der Superblock mit der neuen Verkehrsführung Chaos in dieser Gegend? „Da die Augustenstraße geringeren Durchfahrtsverkehr hat, haben andere Straßen damit kein Problem“, erklärt Herr Beck.
Es gibt eine Verkehrszählung, die beobachtet, wie der Verkehr sich auf andere Straßen auswirkt. Der Verkehr vor der Einführung des Projektes ist bekannt und wird verglichen. Durchgangsverkehr wird mit Befahren und Verlassen der Straße durch Notieren der Kennzeichen ermittelt. Dies wird manuell aufgeschrieben; es gibt also keine Kamera und das Zählen findet immer nur an einem Tag statt. Luftqualität und Lärmbelastung wird parallel dazu gemessen.
Finanziert wird das Projekt durch den Stadthaushalt und kostet ca. 900.000 Euro. „Interessierte Bürger können sich auf der Internetseite “Meine Stadt„ über den Versuch informieren oder sich mit Ideen einbringen“, teilt Herr Beck uns mit. „Zwei weitere Blocks sind geplant“, reagiert Eva Wolfangel erstaunt. Diese sind für die Stadtteile Stuttgart-Ost und -Süd vorgemerkt.
Sozusagen ferngesteuert durch uns Schüler läuft die Reporterin durch die Straße. Das ein oder andere Auto fährt vorbei. Wir begegnen Pflanzenkübeln in der Außengastronomie, begrünten Gartenelementen, Informationsstellen und Straßenbannern, Platz zum Spielen für Kinder. Als Schutz für die Kleinen wird noch ein Geländer außen entlang montiert. Kritiker sind unsicher, ob es für Kinder sicher ist, sich hier aufzuhalten.
Der Einzelhandel und die Gastronomie sollen gestärkt werden. Da sind manche anderer Meinung. Nimmt es der Kunde in Kauf, Umwege zu fahren und seine Einkäufe wegen weniger Parkplätzen über weitere Wege zu schleppen? Über 17 Parkplätze, die aufgrund der Sitzgelegenheiten, Car-Sharing-Parkplätzen und Fahrradbügeln wegfallen, macht sich so mancher Anwohner Sorgen. Die Parkplatznot ist schon groß.
Eine weitere Frage lautet: Kommen Notdienste ungehindert durch? Die Feuerwehr kann das Hindernis durchqueren, indem sie die grün- weißen Poller auf den Kreuzungen öffnet. „Vorab hat die Feuerwehr die Verkehrsführung schon erkundet“, so Ulrich Beck. Krankenwagen haben sich tatsächlich schon verfahren. Der Autofahrer fährt immer in einer Linie schlangenförmig durch die Einbahnstraße. Herr Detscher teilt mit, dass man sich mittlerweile über Google Maps ganz gut zurechtfindet.
Der Akku der smarten Brille ist wegen die vielen Fragen, die wir haben, leer. Frau Wolfangel benutzt ab jetzt die Kamera des Handys. Der ein oder andere Unfall hat sich schon ereignet, seit es den Umbau der Straßen gab. Durch das Parken im Bereich der Ecken ist die Sicht versperrt, es wird nicht mit entgegenkommendem Verkehr gerechnet. „Dieses Problem ist gelöst“, erzählt Herr Beck. Es gibt auch für Sattelschlepper genügend Platz in den Kurven. Die Müllabfuhr fährt auch durch die Schleifenstraße. Von Greenpeace gibt es schon länger ein Beet mit Sitzgelegenheit. Die Durchfahrt der E-Roller ist noch unklar.
Ein Auto mit lauter Musik fährt vorüber. Herr Detscher möchte gerne wissen, wie es den Schülern gefallen hat, und ob sie mal auf Besuch vorbeischauen möchten. Der Superblock ist eine wunderbare Bereicherung für unsere Stadt. Er bietet einen ruhigen Rückzugsort, wo man entspannt einen Kaffee trinken und die Natur genießen kann. Die Parkletkombinationen zwischen den grünen, saftigen Bäumen und blühenden Blumen schaffen eine angenehme Atmosphäre, die zur Erholung einlädt. Es ist erfreulich zu sehen, wie viele Stuttgarter dieses Angebot nutzen und davon profitieren. Der Superblock trägt eindeutig zur Lebensqualität in unserer Stadt bei.
Stuttgarts modernes Viertel: Superblock West
Von Alaa M.
Die Sonne strahlt warm über den Superblock in Stuttgart-West, und der Livestream läuft bereits, während ich gespannt zuschaue. Noch haben wir Pause, aber bald werden wir uns alle einfinden. Unsere engagierte Journalistin Frau Wolfangel und die beiden Vertreter der Superblock-Initiative, Jochen Detscher und Ulrich Beck, sind bereits vor Ort und bereit. Um 9:20 Uhr geht es endlich los. Frau Wolfangel trägt eine hochmoderne Meta-Brille, ausgestattet mit Kameras und Mikrofonen, und streamt live auf Instagram. Die Spannung steigt, während wir gebannt auf unsere Bildschirme blicken.
Was ist der Superblock West
Der Superblock West ist ein Viertel, das für Radfahrer und Fußgänger optimiert wurde. Der Autoverkehr wurde eingeschränkt, weshalb nun weniger Autos im Viertel unterwegs sind. Es wurden mehr Aufenthaltsplätze und Fahrradständer geschaffen, um die Menschen zu motivieren, weniger mit dem Auto zu fahren.
Die Atmosphäre im Klassenzimmer
Mitten in dieser belebten Szenerie stehen die Schüler der 10b von der Max-Eyth-Schule aus Stuttgart mit großen Erwartungen. Die Klassenzimmer-Atmosphäre weicht einem virtuellen Ausflug in das Herz von Stuttgart-West. Die Luft ist erfüllt von Aufregung und Neugier. Jeder ist vorbereitet, Notizblöcke und Stifte liegen bereit, um jedes Detail festzuhalten. Der Livestream beginnt und Frau Wolfangel nimmt uns mit auf eine Reise durch den Superblock, den wir in Echtzeit miterleben können.
Fragen und Antworten in Echtzeit
Zusammen mit einigen Mitschülern, unserem Lehrer und der Journalistin haben wir eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. Hier stellen wir Fragen, die Frau Wolfangel direkt an die beiden Herren weiterleitet. Durch den Livestream erhalten wir die Antworten in Echtzeit. Die erste Frage lautet: „Warum braucht Stuttgart einen Superblock?“ Detscher und Beck erklären leidenschaftlich, dass Stuttgart „den Superblock benötigt, um das globale Ziel von zwanzig Prozent weniger Autoverkehr“ zu erreichen. Dadurch soll die Stadt in einigen Jahren nicht mehr unter der Sommerhitze leiden.
Mit dem Superblock werden mehr Bäume gepflanzt, die Luft wird frischer, und mehr Menschen sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Das macht das Viertel lebendiger und gemütlicher. Aufenthaltsplätze laden zum Verweilen ein, und statt des nervigen Autolärms hört man nun Vogelgezwitscher. Früher nutzten viele die Straßen als Abkürzung, doch das ist jetzt vorbei. Die neuen diagonalen Sperren an den Kreuzungen verhindern das Durchfahren und zwingen die Autos, Umwege zu fahren.
Die positive Veränderung des Lebens
Einige Schüler richten ihre Kameras auf den Bildschirm, um den Livestream zu dokumentieren. Die Klassenkameraden tauschen flüsternd ihre Gedanken aus, während die Präsentation fortschreitet. Die Atmosphäre ist elektrisierend. Jede Antwort der Experten bringt neue Erkenntnisse und löst weitere Fragen aus. Plötzlich hebt ein Schüler die Hand, und eine weitere Frage wird gestellt: „Wie hat sich das Leben der Anwohner seit der Einführung des Superblocks verändert?“ Herr Beck berichtet von den positiven Rückmeldungen. Die Menschen fühlen sich sicherer, und die Nachbarschaft wächst enger zusammen. Die Gemeinschaft blüht auf, und das Leben scheint entschleunigter und bewusster.
Technische Details und Herausforderung
Nach dieser ersten spannenden Frage sind alle Schüler hoch konzentriert und notieren fleißig. Viele unserer Fragen werden schon im Livestream beantwortet, noch bevor wir sie stellen können. Zum Beispiel wollten wir wissen, ob größere Fahrzeuge durchkommen. Sekunden später sehen wir einen großen LKW vorbeifahren. Für den Rettungsdienst ist die Situation allerdings schwieriger. Bei einem Einsatz müssen die Rettungskräfte aussteigen, die Pfosten an den Sperren öffnen und nach der Durchfahrt wieder schließen, was wertvolle Zeit kostet.
Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit
Während wir weiter zuhören, beschreibt Herr Detscher die technischen Aspekte des Superblocks. Die neue Infrastruktur ermöglicht nicht nur eine Reduzierung des Verkehrs, sondern fördert auch die Nachhaltigkeit. Solarzellen auf den Dächern der Gebäude liefern saubere Energie, und Regenwasser wird in speziellen Behältern gesammelt und zur Bewässerung der neuen Grünflächen verwendet. Diese Maßnahmen tragen zur Umweltfreundlichkeit des Projekts bei und machen den Superblock zu einem Vorreiter in Sachen ökologischer Stadtplanung.
Rückmeldung der Anwohner
Doch Herr Heck überrascht uns: Trotz der Einschränkungen wird der Superblock von vielen Stuttgartern positiv aufgenommen. Viele wünschen sich sogar weitere Superblocks. Die Herren erklären, dass das Projekt noch in der Testphase ist und nur bis Herbst 2025 finanziert wird. Ob es weitergeführt wird, entscheidet die Zukunft.
Einblick in das tägliche Leben im Superblock
Während der Livestream weiterläuft, erhalten wir Einblicke in das tägliche Leben im Superblock. Eine Mutter schiebt ihren Kinderwagen über den breiten Bürgersteig, während ältere Menschen auf den neu installierten Bänken sitzen und die Sonne genießen. Die Geschäfte in der Umgebung haben sich angepasst und bieten nun mehr Produkte für den täglichen Bedarf an, um den Bewohnern lange Fahrten zu ersparen.
Persönliche Reflexion und Ausblick
Ich finde die Idee des Superblocks faszinierend. Wenn die Stadt jedoch den Autoverkehr einschränkt, sollte sie den öffentlichen Verkehr verbessern, um den Menschen Alternativen zu bieten und ihre Flexibilität zu erhalten. Obwohl der Superblock als umweltfreundlich gilt, bin ich nicht völlig überzeugt. Das Einbahnstraßensystem führt dazu, dass man lange nach einem Parkplatz suchen muss. Dies betrifft wahrscheinlich alle Anwohner und ist nicht besonders umweltfreundlich. Parallel dazu führt die Universität Stuttgart Messungen durch, um die Auswirkungen des Projekts zu untersuchen. Wir sind gespannt, wie sich das Projekt entwickeln wird.
Fazit und Zukunftsaussichten
Am Ende des Livestreams sind wir alle voller Eindrücke. Der Superblock hat viele positive Seiten, doch es gibt auch Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Mit den gesammelten Informationen und Eindrücken kehren wir in unseren Schulalltag zurück, aber die Gedanken an den Superblock und seine Auswirkungen bleiben präsent. Es wird interessant sein, zu sehen, wie dieses innovative Projekt die Zukunft von Stuttgart und möglicherweise auch anderer Städte beeinflussen wird.
Stuttgarter Superblock West ein Fleckchen Paradies?
Von Ronja S.
Stau, Abgase, Lärm … Stuttgart die Stadt der Autos. Egal wo man hingeht, man kann ihnen nicht entkommen. Doch da, in einem kleinen Block im Stuttgarter Westen: „Frieden“. Ehemalige Straßen die von Bäumen gesäumt werden, gemütliche Sitzgelegenheiten, Kaffees, Kinderlachen … das PARADIES.
Willkommen im Stuttgarter Superblock West. Aber ist der Superblock wirklich so super? Was meint man mit Superblock? Kommen wir erstmal dazu, was so ein Superblock überhaupt ist. Den ersten Superblock gab es in Barcelona (Spanien), von diesem wurde der Stuttgarter Superblock inspiriert. Der Superblock umfasst zehn Häuserblöcke, auf den Kreuzungen sind jeweils Querstraßensperrungen aufgestellt. Damit wird die Durchfahrt nur in eine Richtung gewährleistet. Sie können sich das ganze also wie eine Lange Einbanstraße durch diese Blöcke vorstellen. Damit wird die eine Fahrspur abgeblockt und kann so zum Beispiel als Aufenthaltsmöglichkeit genutzt werden.
Der Superblock soll das Quartier lebenswerter und attraktiver machen. Was ist das hier überhaupt? Nachdem wir geklärt haben, was so ein Superblock überhaupt ist, kommen wir dazu, was dieses Projekt hier in Stuttgart eigentlich ist. Wir, die Klasse 10b der Max-Eyth-Schule, haben uns dazu entschlossen, einen Zeitungsartikel zu schreiben. Um Ihnen hier eine gute Story liefern zu können, haben wir lange diskutiert, was ein gutes Thema sein könnte und sind schließlich über den Superblock gestolpert.
Zusammen mit der Reporterin Eva Wolfangel haben wir unser genaues Vorgehen und die Fragen besprochen. Dann mussten wir nur noch jemanden finden, dem wir diese Fragen stellen konnten. Das hat sich als schwerer erwiesen als gedacht. Scheinbar sind viele Politiker sehr interviewscheu. Entweder wurde uns direkt abgesagt, oder wir sollten unsere Fragen im Voraus schicken und nochmal überarbeiten, oder man hat versucht, uns auf ein anderes Thema wie das Rosensteinviertel zu bringen.
Da wir mit der Stadt Stuttgart bezüglich der Interviews keine Einigung finden konnten, musste unsere Suche weitergehen. Wir sind dann auf die Idee gekommen, einfach die Leute, die den Block organisieren, zu fragen. Freundlicherweise haben sich zwei der Mitveranstalter bereiterklärt, sich interviewen zu lassen. Also haben wir direkt einen Termin vereinbart und unsere Reporterin losgeschickt.
Das Interview
Leider konnten wir als Klasse nicht vor Ort dabei seien, aber wir haben trotzdem alles mitbekommen. Eva Wolfangel hat eine spezielle Brille aufgesetzt, mit der sie live auf Instagram streamen konnte, was sie sieht. Wir saßen also alle im Klassenzimmer und haben per Nachrichten Fragen rübergeschickt.
Jetzt kommen wir vom Rumgelaber zum spannenden Teil: „Die Fragen“. Wir haben sehr viele gestellt. Ich werde jetzt nur ein paar der meiner Meinung nach wichtigsten wiedergeben. Zuerst haben wir erfragt, wie das Ganze finanziert wurde und wieviel es gekostet hat. Die Kosten für das Projekt liegen laut den beiden Herren bei 900.000 Euro und das Ganze wurde durch Steuern finanziert. Da fragt man sich doch direkt, wie fair das überhaupt ist, etwas, was einer kleinen Minderheit Vorteile bringt, mit Steuergeldern aus ganz Stuttgart zu finanzieren. Diese Frage haben wir natürlich direkt hinterhergeschickt.
Die Antwort fand ich persönlich etwas schwach. Die beiden Herren meinten, dass die Schule ja auch von Steuern finanziert werde, aber nicht jeder Kinder hätte. Allerdings sind sie ja auch in die Schule gegangen, und da haben Steuerzahler ihre Bildung finanziert. Außerdem werden die jetzigen Schüler auch eines Tages Steuern zahlen und es in gewisser Weise zurückzahlen, während der Superblock weiterhin Minus machen wird.
Wir haben uns auch gefragt, ob es nicht für Ersthelfer ein Riesenumweg ist, da sie nicht mehr durch die Quersperren fahren können. Die Antwort darauf war, dass man entweder außenherum fährt, oder die Feuerwehr oder Rettungswagen extra Schlüssel für die Sperren hätten. Ich finde es schon etwas problematisch, wenn Ersthelfer durch eine Art privilegiertes ruhiges autofreies Viertel ausgebremst werden könnten. Ich weiß nicht, wie es im Ernstfall aussehen könnte, aber zählt in Notfällen nicht jede Minute und Sekunde? Stellen sie sich vor, sie haben einen Schlaganfall, und der Rettungswagen könnte in zwei bis drei Minuten da sein, aber sie brauchen länger, weil sie diese Sperrungen nicht aufbekommen, und Zack, haben sie Folgeschäden oder sie sterben.
An sich tut der Superblock ja auch nichts fürs Klima oder so. Er ist einfach nur da, damit eine Minderheit einen ruhigeren Wohnort hat und es von den Steuern absetzen kann. Ich denke aber auch, dass für die Bewohner des Superblocks die Mieten steigen könnten, einfach weil sie ja jetzt was Besonderes sind, genauso wie das in den ganzen armen Künstlervierteln passiert, wo Wohlhabende hinziehen. Bestimmt hat der Superblock seine Vorteile, aber diese dann auch nur für die Anwohner.
Was ist mein Fazit? Also an sich ist es ja auch schon kritisch, dass die Stadt Stuttgart es vermieden hat, über den Superblock zu sprechen. Es wirkte nicht so, als würden sie dahinter stehen. Wie Ihnen bestimmt schon aufgefallen ist, bin ich persönlich eher weniger vom Superblock überzeugt. Ich finde, dass man ein quasi privates Projekt eines Viertels – was der Superblock in meinen Augen einfach ist – nicht mit den Steuern finanzieren sollte. Und an sich wird diese eine kleine Minderheit bevorzugt.
Wahrscheinlich wurde die Augustenstraße nach dem Verfahren ausgewählt, wer am lautesten schreit. Ich weiß, dass das, was ich hier von mir gebe, wirklich sehr kontra ist, aber, sind wir mal ehrlich: Wer wird schon die Idylle dieses Viertels genießen außer der Anwohner. Ich fahr doch keine halbe Stunde dorthin, um mich auf eine Bank zu setzen und die kleinen Bäume in Kübeln anzuschauen. Da geht man doch lieber in den Park.
Es wäre viel besser, wenn man von den 900.000 Euro einfach ein schönes Parkgebäude oder einen Spielplatz für alle baut, anstatt einem einzigen Viertel Ruhe vom Lärm zu liefern, während der Lärm damit einfach auf die umliegenden Viertel verteilt wird. Ich denke, nicht wirklich viele Menschen verzichten nur wegen des Superblocks auf ihr Auto. Ja, es ist ein Hindernis, aber nur ein schwaches.
Vielleicht würde ganz Stuttgart etwas ruhiger werden, wenn die Stadt das Geld in die Hand nimmt und die Öffis attraktiver macht. Ich denke, es bringt nichts das Auto unattraktiv zu machen. Damit stiftet man nur Unzufriedenheit. Macht es lieber so, dass die Menschen gerne Bahn oder Bus fahren und ein gutes Angebot bekommen.
Das Paradies
So, genug kritisiert. Kommen wir zu meiner Anfangsfrage. Ist er jetzt so super? Als Anwohner würde ich sofort ja sagen. Als ich dort war, war es wirklich schön und ruhig. Es war ein kleiner Flecken Paradies im lärmenden Stuttgart. Naja, als Nicht-Anwohner kennen sie meine Meinung ja schon. Ich fände es einfach schön, wenn wir alle einen zentralen Flecken Paradies hätten, wo man auch als Stadt vollkommen dahinterstehen kann.