Naturschutz: Wie viel kostet uns die Rettung des Amazonas?

Das Ökosystem mit der größten Artenvielfalt der Erde steht vor dem Kollaps. Wenn beim Weltnaturgipfel in Montreal die Länder zusammenkommen, sollte sein Schutz eines der wichtigen Ziele sein. Seine Rettung wäre schon für einen Bruchteil dessen möglich, was die EU jährlich an Subventionen für fossile Brennstoffe ausgibt.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
7 Minuten
Ein kleiner Fluss schlängelt sich durch den Regenwald, dem Gebiet der Indigenen Karipuna

Bereits 2019 warnten die renommierten Amazonas- und Klimaforscher Carlos Nobre und Thomas Lovejoy vor den Folgen der rasant fortschreitenden Zerstörung. Die kritische Grenze, ab der die Region ihren irreversiblen Kipppunkt erreichen wird, läge bei 25 bis 30 Prozent Waldzerstörung. Schon jetzt sind 17 bis 20 Prozent den Kettensägen und Feuern von Menschen zum Opfer gefallen.

Dabei haben mehr als drei Viertel des Amazonas-Regenwalds in den letzten 22 Jahren deutlich an Widerstandsfähigkeit verloren, so die Studie der Forscher der britischen Universität Exeter, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der TU München. In diesen degradierten Teilen des Regenwaldes sind die Niederschläge bereits deutlich zurückgegangen und sie geben mehr CO2 ab, als sie aufnehmen.

Die Abholzung hat in den letzten Jahren stark zugenommen und schreitet mit großer Geschwindigkeit voran. Momentan fallen zehn Fußballfelder Primärwald pro Minute.

Kippt der Amazonas, betrifft es die ganze Welt

Kippt das riesige Ökosystem, wird sich der Amazonaswald aber nicht nur in eine Savanne verwandeln. Die Folgen betreffen die ganze Welt. Denn der Wald speichert 150 bis 200 Milliarden Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 und ist für die globale Wasser- und Klimaregulierung verantwortlich. Bricht das System zusammen, werden wir den Klimawandel und das Artensterben kaum noch aufhalten können, sagt Carlos Nobre.

Das ist umso bedrohlicher, als die Artenvielfalt unseres Planeten sehr viel stärker schwindet, als bislang vermutet und das betrifft nicht nur den Ameisenbären oder den Hyazith-Ara: Waren die Wissenschaftlerïnnen 2019 noch davon ausgegangen, dass eine Million Arten in diesem Jahrhundert aussterben könnte, so schätzt die neue Studie den kommenden Verlust auf fast drei Millionen Arten. Das bedeutet, dass jede dritte Art vor dem Aussterben stehen könnte. Umso dringender sind die Bemühungen, die Artenvielfalt eines der größten und vielfältigsten Biome unseres Planeten zu schützen, wenn ab dem 5. Dezember bei einem UN-Gipfel in Montreal die Länder zusammen kommen.

Eine Luftaufnahme zeigt die weißen Rinder, die durch den abgeholzten Regenwald ziehen.
Rinder im zerstörten Regenwald im Bundesstaat Rondônia.
Eine Luftaufnahme zeigt den brennenden Amazonaswald.
Auf der COP27 wurde weniger Geld für die Wiederherstellung der Wälder auf den Tisch gelegt als im Vorjahr.
Eine Luftaufnahme zeigt den brennenden Amazonaswald.
Der trockene Wald verliert zunehmend an Widerstandskraft und brennt leichter.
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