Uganda und HIV-Aids: Abruptes Ende einer langjährigen Erfolgsgeschichte

Uganda hatte in den 1980er Jahren eine der höchsten HIV-Aids-Raten in Afrika. Die Bekämpfung der tödlichen Viruskrankheit dort ist eine Erfolgsgeschichte, vor allem dank US-amerikanischer Gelder. Doch US-Präsident Donald Trump hat diese Geschichte durch einen Federstrich beendet.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
6 Minuten
Leere Stühle in einem Zelt.

Allen Mbonekirwe sitzt vor der mechanischen Nähmaschine und fädelt schon halbwegs geübt den Faden durch das kleine Nadelöhr. „Ich liebe, was ich hier tue“, sagt die 17-Jährige leise, und ihre Ausbilderin Mack-Lean Ainembabazi lobt: „Allen macht sehr gute Fortschritte.“ Seit vier Monaten darf die junge Frau bei der Schneiderin eine Lehre machen, indirekt bezahlt von US-Entwicklungsgeldern. Doch der kleine Spalt mit einem Blick in die Zukunft hat sich schon wieder geschlossen, und Allen ist nicht nur niedergeschlagen, sondern hat auch Todesangst. Denn sie ist seit ihrer Geburt HIV-positiv, konnte aber immer ein normales Leben führen, weil sie regelmäßig ihre antiretroviralen Medikamente bekam - vor allem dank US-amerikanischer Gelder. Aus der gleichen Quelle stammten auch die Mittel, die ihr die Lehre ermöglichten: Die ugandische Hilfsorganisation Acord konnte HIV-positive Menschen im Rahmen eines US-finanzierten Programms auch wirtschaftlich durch Ausbildungen unterstützen.

Das alles ist auf Eis gelegt und womöglich für immer vorbei, weil der neue US-Präsident Donald Trump am 21. Januar alle Zahlungen der US-amerikanischen Entwicklungsagentur USAID für 90 Tage auf Eis gelegt hat. In dieser Zeit will Trump alle Ausgaben überprüfen lassen. Was danach geschieht, ist offen. Zwar hat Außenminister Marco Rubio kurz darauf erklärt, lebensrettende Programme seien von dem abrupten Stopp der Hilfe ausgenommen, also vor allem Medikamente, medizinische Hilfe und Nahrungshilfe. Aber die Aussagen waren zunächst so vage, dass vor Ort niemand weiß, wie sie auszulegen sind und alle Tätigkeiten erst einmal weiter ruhen.

Ein hochgeknotetes Moskitonetz mit einem Schildchen von USAID, darauf steht der Schärfepunkt im Bild. Unscharf im Hintergrund weitere Betten und die Silhouette eines Besucehrs.
In Uganda flossen Gelder von USAID auch in die Bekämpfung von Malaria. HIer hängt der Aufnäher von USAID noch an einem Moskitonetz über einem Bett auf der Entbindungsstation im Kitagata-Krankenhaus.

Die USA waren bisher in der Entwicklungszusammenarbeit weltweit mit großem Abstand das größte Geberland. Ein klarer Schwerpunkt lag im Gesundheitsbereich, etwa ein Viertel der US-Mittel flossen in diesen Sektor - und da wiederum vor allem in den globalen Kampf gegen HIV-Aids. Allein durch das vom früheren US-Präsidenten George W. Bush ins Leben gerufene Programm Pepfar wurden nach Angaben der US-Regierung bis September 2023 weltweit 25 Millionen Menschenleben gerettet, vor allem in Subsahara-Afrika. Und die US-Mittel stellten sicher, dass 5,5 Millionen Babys von infizierten Müttern ohne das Virus geboren wurden.

Ein Mann Anfang 50 tritt aus dem Lehmhaus, in dem er mit einer Familie lebt. Seine Frau und vier seiner Kinder sitzen auf dem Sockel des Hauses. Turyasiima trägt für die Behandlung der Tomatenpflanzen eine Rückenspritze.
Benard Turyasiima tritt aus dem Haus, in dem er mit seiner Familie im Südwesten Ugandas lebt. Er macht sich auf den Weg zu seinem Tomatenbeet.
Ein Mann trägt einen orangefarbenen Container mit Pestizid auf dem Rücken, in der Hand eine Düse, durch die er das Mittel auf seinen Tomatenstauden verteilt. Am Rand es Tomatenbeets stehen Bananenstauden. Der Mann trägt ein blaues T-Shirt und eine graue Hose.
Benard Turyasiima weiß seit 20 Jahren, dass er HIV positiv ist.
Das Porträt einer Frau Anfang 40. Kurze, gelockte schwarze Haare, runde Brille, leuchtend grüne Bluse. Wacher Blick.
Die ugandische Sozialarbeiterin Apopha Ahabwe ist arbeitslos, seit US-Präsident Trump die Zahlungen an USAID stoppte. Sie hatte bis dahin 12 Jahre lang am Krankenhaus von Kitagata im Südwesten Ugandas mit HIV/Aids positiven Menschen gearbeitet und sie vor allem psychisch unterstützt.
An der gläserenen Eingangstür zur HIV/Aids Abteilung im Kitagata-Krankenhaus hängt ein Schild mit den Logos der ganzen Geldgebern des Programms, darunter USAID.
Bis Ende Januar wurde die Behandlung von HIV/Aids Patienten durch USAID finanziert. US-Präsident Trump hat die Gelder eingefroren oder gestoppt. Das Programm wurde gestoppt. Das Schild, das auf die Unterstützung durch die USA hinweist, ist geblieben.
Ein Mann Anfang 50 tritt aus dem Lehmhaus, in dem er mit einer Familie lebt. Seine Frau und vier seiner Kinder sitzen auf dem Sockel des Hauses. Turyasiima trägt für die Behandlung der Tomatenpflanzen eine Rückenspritze.
Benard Turyasiima tritt aus dem Haus, in dem er mit seiner Familie im Südwesten Ugandas lebt. Er macht sich auf den Weg zu seinem Tomatenbeet.
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