RiffReporter diese Woche: Schlaflos in Deutschland – wie die Hitze der Stadt uns Menschen quält

Foto: Elena Matera
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

geht es Ihnen auch so? An heißen Sommertagen meide ich Innenstädte. Sie sind dicht bebaut, oft bis zum letzten Zentimeter zugepflastert. Wenn man Glück hat, stehen wenigstens ein paar Bäume am Straßenrand. Dafür kommen künstliche Wärmequellen wie Autos hinzu. Die Folge: Eben diese urbanen, stark versiegelten Räume heizen sich im Sommer besonders stark auf – und sind kaum auszuhalten.

In dieser Woche ist das wichtig, weil …

… die Hitzeinseln in deutschen Städten weiter zunehmen, wie der erste Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt. Dafür wurden die Versiegelung von Beton und Asphalt und der Anteil von Grünvolumen in 190 deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohner:innen ausgewertet. Das Ergebnis ist nicht gerade erfreulich: Im Schnitt sind Städte zu etwa 45 Prozent versiegelt – Tendenz steigend.

Warum wir uns dafür interessieren müssen

Im Klimawandel treten Hitzewellen immer häufiger und stärker auf. Materialien wie Asphalt, Beton, Metall speichern Wärme und geben sie abends wieder ab. Deswegen sind die Nächte in der Stadt auch viel wärmer als auf dem Land. Sogenannte Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius fällt, wird es öfter geben. Das hat Folgen für uns Menschen. Viele von uns unterschätzen die Gefahr: Hitze belastet das Herz-Kreislauf-System und erhöht die Sterblichkeitsrate. Besonders gefährdet sind Senior:innen, Kinder und Schwangere, wie meine Kollegin Marianne Falck schreibt.

Was mich dabei persönlich beschäftigt

Ich würde im Sommer am liebsten aus Berlin fliehen und aufs Land ziehen. In meiner Dachgeschosswohnung ist es oft so warm, dass ich nachts nicht einschlafen kann. Daher beunruhigt es mich, dass immer mehr versiegelt wird. Klar: Neuer Wohnraum ist nötig. Ich selbst wohne in einem Neubaugebiet, das vorher eine unversiegelte Brache war. Ich befürworte daher auch die Forderung der DUH, mehr um- statt neu zu bauen. Wie wäre es zum Beispiel ungenutzte Bürogebäude in Wohnungen umzuwandeln?

Was als Nächstes passieren muss

Das Gute ist: Es gibt viele Ideen und Maßnahmen, wie wir den Hitzeinseleffekt minimieren können. Bäume kühlen beispielsweise den Asphalt unter ihren Kronen um bis zu 20 Grad Celsius und die Luft um bis zu zwei Grad Celsius ab, wie eine Studie zeigt.

Eine weitere Maßnahme ist die Entsiegelung von Parkplätzen. Meine Kollegin Annette Reidl hat Anfang des Jahres die „Asphaltknackerinnen“ aus der Schweiz besucht, die versiegelte Flächen aufbrechen und durch pflanzen- und insektenfreundliche Kies- und Sandbeläge ersetzen. Meine Kolleginnen Rainer Kurlemann und Carina Frey haben sich außerdem angeschaut, wie München eine grüner werden kann. Christian Schwägerlhat einen lesenswerten Text über die Zukunft von Großstädten geschrieben. Und in meiner neuesten Klima-Kolumne können Sie weiteres zum Hitze-Check lesen und wie Städte es schaffen können, klimaresilient zu werden.

Es grüßt Sie herzlich

Elena Matera

Mehr zur Autorin

Elena Matera schreibt für uns zu den Themen Wissenschaft, Gesellschaft und Klima. In ihrer Arbeit betont sie die Verbindung von Wissenschaft und Gesellschaft sowie Politik.

Profilbild: Elena Matera

Elena Matera

Freie Journalistin

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