EU-Kommission: Seekabel-Infrastruktur soll robuster und abhörsicher werden

Inmitten der unsicheren geopolitischen Lage will die EU-Kommission die Verfügbarkeit und Abhörsicherheit europäischer und internationaler Seekabel angehen. Postquanten-kryptografische Methoden sollen für Abhörsicherheit sorgen.

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3-D-Illustration eines Glasfaser-Unterseekabels, das die mehrfache Ummantelung zeigt.

Die Sicherheit von Unterwasser-Infrastruktur steht auf der Tagesordnung in Brüssel. Jetzt stehen die Seekabel im Fokus. Nahezu der gesamte internationale Datenverkehr wird über Seekabel abgewickelt. „Diese Kabel werden für viele Dinge genutzt: unsere tägliche Kommunikation, militärische Operationen, globale Finanzbewegungen“, Margrethe Vestager, Vizepräsidentin der Kommission für das digitale Zeitalter. Kurz: Seekabel gehören zur kritischen Infrastruktur, von der das Wohlergehen aller abhängt.

Nach den Enthüllungen des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden ist bekannt, dass Geheimdienste Glasfaserkabel wie das transatlantische Unterwasserkabel TAT-14 ausgespäht haben, das Nordamerika mit Europa bis Ende 2020 verband. Eine Trasse des Kabels führte von Norden/ Deutschland über Katwijk/Niederlande, Saint-Verly-en-Caux/Frankreich und Bude/Großbritannien nach Tuckerton und Manasquan/USA. Der britische Geheimdienst GCHQ unterhielt eine Überwachungsstation in Bude, die den Datenverkehr vollständig abhören konnte. Laut Snowden zapfte er mit Unterstützung der Telekomunternehmen Vodafone und British Telecommunications mehr als 200 Kabel an.

Im Oktober 2023 hatte ein chinesisches Schiff ein Unterseekabel in der Ostsee sabotiert. Der Rat der Mitgliedstaaten forderte danach die EU-Kommission auf, zu überlegen, wie man die Sicherheit und Robustheit der Seekabel verbessern könne.

EU-Strategien zum Schutz kritischer Unterwasserinfrastrukturen

Bereits nach den noch immer nicht vollständig aufgeklärten Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines im Herbst 2022 hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Plan für den Schutz kritischer Unterwasserinfrastrukturen angekündigt. Im Februar veröffentlichte die Kommission dann eine Empfehlung zur Sicherheit und Redundanz von Unterseekabelinfrastrukturen, die innerhalb der EU aber auch mit internationalen Partnern betriebene Seekabel abdeckt.