Recycling-Dünger – Eine Lösung für den Ökolandbau?
Ein Feldversuch in Brandenburg testet verschiedene Ausbringungsmethoden für Struvit
Phosphor ist ein essenzieller Rohstoff, mit dem wir haushalten müssen. Denn auch wenn Phosphor auf der Erde an sich nicht selten ist, so sind doch die nutzbaren Vorkommen auf wenige Länder konzentriert und in Europa sind wir fast vollständig von Exporten abhängig. Doch auch hierzulande gibt es Phosphat-Quellen, die sich nutzen lassen. Man hat sich bisher nur nicht recht um sie gekümmert. Eine davon ist Struvit.
Struvit ist ein Kristall, das sich unter bestimmten Umständen auf Kläranlagen bildet. Lange Zeit hat man es nur als lästiges Nebenprodukt betrachtet, weil die Kristallablagerungen Leitungen verstopfen und Ventile blockieren können. Doch inzwischen zeigt sich, dass Struvit, ein Magnesium-Ammonium-Phosphat, sehr gute Düngeeigenschaften hat. Pflanzen können es gut aufnehmen und es bleibt lange im Boden, ohne ausgewaschen zu werden. Und es kann regional gewonnen werden. Mit diesen Eigenschaften ist es besonders für Ökolandwirtïnnen interessant, von denen viele auf ihren Betrieben mit einem zunehmenden Phosphor-Defizit kämpfen. Und ohne Phosphor wächst auch im Ökolandbau nichts.
Doch mit der Erkenntnis, dass Struvit ein guter Dünger ist, ist es nicht getan. Es müssen auch die passenden Anbaumethoden und Ausbringtechniken getestet werden, damit der Recyclingdünger in gleichbleibender Qualität und Menge möglichst effizient genutzt werden kann.
Hierzu führt das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP) seit einigen Jahren auf seiner landwirtschaftlichen Forschungsstation in Berge bei Nauen verschiedene Feldversuche durch. Das IASP ist Mitglied der Zuse-Gemeinschaft, ein Verbund von unabhängigen Forschungseinrichtungen, die sich auf den Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Wirtschaft konzentrieren.
Im Spätsommer letzten Jahres sind wir den Wissenschaftlerïnnen des IASP zur wissenschaftlichen Kartoffelernte auf den Versuchsacker gefolgt. Unsere Videobeobachtungen finden sie hier:
Trotz seiner Vorteile ist Struvit bisher im Ökolandbau nicht zugelassen. Und in der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der neuen Recyclingpflicht für Klärschlamm droht Struvit durch andere Verfahren wie der Klärschlammverbrennung abgehängt zu werden.
Ein weiteres Handicap für den potenziellen Recyclingdünger: veraltete Kriterien für die Zulassung als Düngemittel. Traditionell verlangt das Gesetz, dass sich ein Dünger gut in Wasser lösen muss. Für Struvit ergibt das aber biologisch keinen Sinn. Andreas Muskolus vom IASP erklärt die Hintergründe:
Trotz dieser Schwierigkeiten ist die Zulassung von Struvit als Düngemittel für den konventionellen Anbau im kommenden Jahr wahrscheinlich. Und dann wird die Frage, wie man den Recyclingdünger gut unter die Pflanzen bringt, wichtiger denn je.
Das Rechercheprojekt Phosphorama wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert. Die DBU nimmt keinerlei Einfluss auf die Inhalte unserer Berichterstattung. Nähere Informationen finden Sie hier.