Nach Corona-Äußerungen: „Totalitarismus“-Vorwürfe gegen den Virologen Drosten sind maßlos

Der Charité-Wissenschaftler hat die Folgen von Desinformation in der Pandemie kritisiert – und sieht sich nun wilder Kritik ausgesetzt. Diese ist so maßlos wie schädlich. Ein Debattenbeitrag über die Mechanismen der heutigen Debatten(un)kultur.

vom Recherche-Kollektiv Corona:
5 Minuten
Portraitfoto von Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité

Die Erde ist eine Kugel und der menschengemachte Klimawandel ein Fakt. Dennoch versucht eine (eher kleine) Gruppe von „Flacherdlern“ und eine (etwas größere) Gruppe von Klimaleugner:innen, die Welt vom Gegenteil zu überzeugen. Dass Wissenschaftler:innen, die forschen und kommunizieren, um Erkenntnisse zu gewinnen und Probleme zu lösen, angesichts solcher „Debatten“ der Verzweiflung nahe sind – wer mag es ihnen verdenken? Niemand kann sich der höheren Mathematik zuwenden, wenn irgendwer immer noch darüber diskutieren möchte, ob 1 plus 1 denn wirklich 2 ergibt.

Das in etwa könnte die Gemütslage von Christian Drosten gewesen sein, als sich der Virologie-Direktor der Charité beim World Health Summit in Berlin vor einigen Tagen zu Aussagen hinreißen ließ, aus denen ihm nun in Teilen der Gesellschaft ein Strick gedreht wird. Es lohnt sich, die entgleiste Diskussion näher zu betrachten.

Die Bühne des World Health Summit in Berlin mit sechs Teilnehmer:innen einer Podiumsdiskussion; in der Mitte gestikulierend Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, auf dem Stuhl ganz rechts der Charité-Virologe Christian Drosten.
Mitte Oktober 2023 diskutierten beim World Health Summit in Berlin u.a. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (Mitte) über Konsequenzen aus der Pandemie – hier fielen die kritisierten Äußerungen des Virologen Christian Drosten (ganz rechts im Bild).
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