30 Jahre Hubble
Eine persönliche Auswahl zum Geburtstag
In den Mittagsstunden am 24. April 1990 hob die Discovery in den leicht bewölkten Himmel über Florida. Es war die 35. Mission eines Space Shuttles und der zehnte Flug der Discovery, und doch ragt er unter allen anderen hervor. Denn einen Tag später hinterließen die Astronauten etwas Bleibendes im Orbit. Das Hubble-Weltraumteleskop, ein gemeinsames Großprojekt von NASA und ESA, begann in einer Höhe von rund 600 Kilometern um die Erde zu kreisen. Und dort kreist es bis heute.
Zwar funktionierte Hubble nicht auf Anhieb wie geplant. Wegen eines Schleiffehlers am Hauptspiegel wirkten die Aufnahmen sehr verschwommen. Während die Spektrografen an Bord bereits wissenschaftliche Daten lieferten, brachte die Atlantis erst im Dezember 1993, also dreieinhalb Jahre später, die Korrekturoptik. Hubble erhielt eine Brille und ist seither so leistungsfähig, wie wir es bis heute kennen.
Hubble hat mit seinen Bildern vielen Menschen die Augen zum Kosmos geöffnet. Es avancierte schnell zur Ikone der Astrofotografie, während es vor allem wissenschaftliche Arbeit macht. Doch langsam wird das Teleskop auch altersschwach: Im Mai 2009 besuchte es zum letzten Mal ein Space Shuttle. Das heißt, seit elf Jahren kreist es ohne neue Wartungsarbeiter im Orbit und altert wie alle anderen Satelliten dieses Alters, während es noch immer ungetrübte Aufnahmen liefern kann. Aber wie lange noch?
Viele Bilder des Hubble-Teleskops sind über die letzten drei Jahrzehnte ausgezeichnet, bewertet und bejubelt worden. Die Weltraumreporter stellen hier eine ganz individuelle Auswahl vor: Diese Bilder haben Felicitas Mokler, Stefan Oldenburg und Karl Urban besonders bewegt.
Und welche Bilder von Hubble gehören zu Ihren Favoriten? Schreiben Sie uns auf Instagram, per Mail oder auf Twitter, wo wir Ihre Auswahl über die nächsten Tage vorstellen werden.
Perle im Sonnensystem
Jupiter ist in eine rund 50 Kilometer dicke, mehrschichtige Wolkendecke gehüllt; darin zirkulieren Wolkenbänder sowohl in Ost- als auch Westrichtung. Zwischen gegenläufigen Wolkenbändern verlaufen Jetstreams mit hohen Geschwindigkeiten. An den Grenzen zu den Jets bilden sich Wirbel, die in die Bänder hineinragen und das Material aus den unterschiedlichen Höhen durchmischen und Jupiter seine marmorierte Wolkenstruktur verleihen. Die Farben der Wolkenbänder changieren von weiß über gelb, von orange über rot ins Braun, einige Regionen erscheinen eher bläulich. Die helleren Regionen enthalten sich vermutlich auf Ammoniak, die dunkleren Phosphor, Schwefel und womöglich Kohlenwasserstoffe. (Autorin: Felicitas Mokler)
Unmöglicher Schweif
Lange schien es unter den kleinen Körpern des Sonnensystems eine klare Ordnung zu geben: Kometen kreisen auf recht langgestreckten Bahnen um die Sonne und können einen Schweif ausbilden, wenn sie ihr nahe kommen. Asteroiden dagegen kreisen auf recht runden Orbits, deren Abstand zur Sonne weniger schwankt. Daher haben Asteroiden auch keine Schweife.
Mit immer neuen Bildern wankte dieses Weltbild. Der Anfang 2010 entdeckte Asteorid 354P/LINEAR kreist im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter, unter hunderttausenden anderen Asteroiden. Und er besaß damals urplötzlich einen Schweif. Die Daten von Hubble zeigten allerdings später, dass dieser nicht von verdampfendem Wasserdampf herrührt, sondern die Trümmerwolke eines Zusammenstoßes darstellt. (Autor: Karl Urban)
Plutos neue Monde
Pluto und seine Monde ziehen so weit von der Erde entfernt ihre Bahn um unseren Zentralstern, dass es erst mit dem Hubble-Weltraumteleskop möglich wurde, Pluto und seinen großen Begleiter Charon auf Aufnahmen getrennt darzustellen, der sich 1978 als Ausbeulung auf Plutobildern bemerkbar gemacht hatte. Wie scharf der Blick Hubbles ist, belegen die Entdeckungen der vier deutlich kleineren Monde, die Pluto neben Charon umkreisen. Für erdgebundene Teleskope unsichtbar, zeigten sich Nix und Hydra im Jahre 2005 auf Hubble-Aufnahmen. Auf diesem Hubble-Bild aus dem Jahre 2012 sind auch die beiden mithilfe der zuvor neu eingebauten Wide Field Camera entdeckten Plutomonde Kerberos (P4) und Styx (P5) zu erkennen. (Autor: Stefan Oldenburg)
Gekrümmtes Licht
Der Galaxiencluster SDSS J1336–0331 im Zentrum des Bildes krümmt in seiner Umgebung die Raumzeit, so wie es die Allgemeine Relativitätstheorie Einsteins vorhersagt. Für Licht, das von Galaxien im Hintergrund stammt, wirkt der Cluster wie eine Linse. Ihr Abbild erscheint mehrfach oder wie hier nahezu ringförmig. Astronomen sprechen von einer Gravitationslinse. (Autorin: Felicitas Mokler)
Nachbarin ganz nah
Der Andromedanebel ist unsere Nachbargalaxie und mehr als zwei Millionen Lichtjahre entfernt. Der im Namen enthaltene „Nebel“ ist ein Hinweis auf die Beobachtungen früher Astronomen, die dieses Himmelsobjekt beim Blick durch ein Teleskop nicht in einzelne Sterne auflösen konnten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Natur dieser Sterneninsel deutlich: Es handelt sich um eine Galaxie, die ähnlich wie die Milchstraße aufgebaut ist. Immer wieder nahm Hubble auch unseren Nachbarn in den Fokus. Bei diesem Bild aus dem Jahre 2015 handelt es sich um ein aus etlichen Einzelaufnahmen höchster Auflösung zusammengefügtes Panorama. (Autor: Stefan Oldenburg)
Sternenleiche
Sterne kommen und vergehen. Diese Wolke entstammt einer Supernova im Jahr 1680, deren Licht uns heute so erreicht. Es ist eine zusammengestellte Aufnahme verschiedener Teleskope: Hubble lieferte das sichtbare Licht (in rot und gelb dargestellt), die später gestarteten Teleskope Chandra und Spitzer lieferten das Röntgenspektrum sowie Infrarotlicht (rot sowie blau und grün). Das Objekt Cassiopeia A ist rund 11.000 Lichtjahre entfernt. (Autor: Karl Urban)
Kosmische Umarmung
Die beiden Galaxien NGC 5257 und NGC 5258 sind sich näher gekommen. So nahe, dass Gezeitenkräfte zwischen ihnen wirken und sie über ihre Schwerkraft gegenseitig Sternen austauschen. Beide Galaxien beherbergen in ihrem Zentrum ein Schwarzes Loch, in ihren Scheibenregionen bilden sich rege Sternen. Beide sind rund 300 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. (Autorin: Felicitas Mokler)
Die Schatzkiste
Der Kugelsternhaufen M13: Ein wunderbares Himmelsobjekt für Amateurastronomen im Sommersternbild Herkules. Wer dieses rund 25.000 Lichtjahre entfernte Himmelsobjekt jemals mit eigenen Augen durch ein Teleskop beobachten konnte, erahnt die extrem hohe Auflösung dieser Hubble-Aufnahme, die einen in das Zentrum des Sternhaufens entführt. Im November 1974 schickten Astronomen mit dem seinerzeit größten Radioteleskop von Arecibo auf Puerto Rico ein einmaliges Radiowellensignal in Richtung M13. Sollte eine intelligente Zivilisation sie einst detektieren und sähe die Notwendigkeit uns Erdlingen zu antworten, so bekämen unsere Nachfahren ihre Botschaft in frühestens 50.000 Jahren. (Autor: Stefan Oldenburg)