Studie: Lockdown-Stress könnte Gehirnveränderungen befördert haben – vor allem bei Mädchen

US-Psycholog:innen haben bei Jugendlichen die Gehirnstrukturen vor und nach den Corona-bedingten Schulschließungen untersucht. Große Unterschiede fanden sie vor allem bei Mädchen. Welche Rolle das spielt und wie langfristig die Veränderungen bleiben, ist allerdings umstritten.

vom Recherche-Kollektiv Corona:
5 Minuten
Frustriert aussehende, jugendliche Schülerin sitzt am Tisch, stützt sich auf ihrem Arm ab und blickt in ihre Schulunterlagen.

Seit mehreren Jahren befragt der Jugendforscher Simon Schnetzer in regelmäßigen Abständen mehr als 2.000 Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland. Der jüngste seiner Trendreports „Jugend in Deutschland“ geht auf Daten aus dem Februar dieses Jahres zurück – und dokumentiert ein besonders hohes Level an psychischer Belastung. 51 Prozent der Befragten berichteten von Stress, 36 Prozent von Erschöpfung und kaum weniger von Selbstzweifeln und Antriebslosigkeit. Ein Gefühl der „Gereiztheit“ empfindet jeder vierte.

Für Sorgen und Ängste gibt es viele aktuelle Gründe: der russische Krieg in der Ukraine, die wirtschaftliche Entwicklung, die Klimakrise, die aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung. Expert:innen gehen zudem davon aus, dass die Pandemie-Erfahrungen bis heute nachwirken. In den Corona-Jahren nahmen Angstsymptome und Depressionen gerade unter älteren Kindern deutlich zu. Eine Studie der Universität Konstanz aus dem vergangenen Jahr machte dafür vor allem die direkten und indirekten Folgen des Lockdowns verantwortlich. „Insgesamt erklärt die Schließung von Schulen weitgehend die Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen während der ersten Pandemiewelle“, schreiben die Autoren.

Veränderungen an der Gehirnrinde verliefen in der Pandemie beschleunigt

Nun hat ein US-amerikanisches Forscherteam um die Psychologin Patricia K. Kuhl untersucht, ob die Corona-Zeit in den Köpfen der Kinder auch messbare Veränderungen der Anatomie des Gehirns hinterlassen hat. Dazu verglich es die Gehirnstrukturen von Kindern und Jugendlichen vor und nach den Lockdowns. Die Grundlage bildeten frühere Aufnahmen von Magnetresonanztomographen (MRT): 160 Kinder zwischen 9 und 17 Jahren hatten sich im Jahr 2018, also deutlich vor Beginn der Pandemie, untersuchen lassen. 130 von ihnen kamen drei Jahre später, zwischen Mitte 2021 und Anfang 2022, zu einem zweiten Gehirn-Scan.