Überleben im Eis: Der Schnorcheltrick der Alligatoren

Die Mississippi-Alligatoren haben eine erstaunliche Taktik entwickelt, Kälteeinbrüche zu überstehen. Sie nutzen das sogenannte „Icing“

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
3 Minuten
Die Schnauze eines Alligators ragt aus dem Eis eines Gewässers. Man sieht die mächtigen Zähne des Ober- und Unterkiefers.

Was macht ein Alligator, wenn sein Gewässer zufriert? Wechselwarme Tiere, zu denen die großen Echsen und überhaupt alle Reptilien gehören, kommen nicht von selbst auf Betriebstemperatur, sie brauchen die Wärme ihrer Umgebung. Deshalb liegen Schlangen gern auf sonnenbeschienenen Steinen. Und die Mississippi-Alligatoren der US-Südstaaten bleiben innerhalb ihrer natürlichen Wärmegrenze: Weiter nach Norden als bis North Carolina kommen sie nicht. Sie brauchen einen Lebensraum, der im Winter mild bleibt. Wie zum Beispiel in Texas, wo es normalerweise nie richtig kalt wird, zumindest nicht für längere Zeit.

Aber selbst in den Sonnenstaaten der USA kommt es manchmal zu plötzlichen Kälteeinbrüchen. Im Januar dieses Jahres sanken die Temperaturen in Texas und North Carolina auf bis zu minus 8 Grad Celsius. In der Folge froren Gewässer zu – Seen, in denen Alligatoren leben. Etwa im Swamp Park in North Carolina, einem Freizeitpark mit angeschlossenem Alligatoren-Schutzgebiet, wo ehemals gefangen gehaltene Riesenechsen ausgewildert werden. Dort lagerten die Alligatoren im zugefrorenen See, unterhalb der Eisdecke – als wären sie Urzeittiere, umschlossen von Bernstein. Auch in Beaumont in Texas wurde ein Alligator in einem vereisten Teich entdeckt. Wie tot lag er da unter der gefrorenen Fläche, seine Augen waren geschlossen und kein Zentimeter seines mächtigen Leibes regte sich noch.

Doch keine dieser Echsen ist umgekommen. Mit einer bizarren Strategie sorgen sie für ihr Überleben: Sie lassen sich absichtlich im Wasser einfrieren. Wenn sich das Eis zu bilden beginnt, gleiten sie in den Fluss oder See und verharren unter der Wasseroberfläche, tauchen aber nicht komplett ab.

Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!