Hunde riechen die Zeit

Sie leben nur im Hier und Jetzt? Sie haben kein Zeitgefühl? Von wegen. Hunde wissen ganz genau, was die Stunde geschlagen hat – dank ihrer fantastischen Nase.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
3 Minuten
Eine schwarze Hundenase groß im Bild

Die sagenumwobene Hundenase ist immer wieder aufs Neue ein Faszinosum. Sie kann unterschiedlichste Geruchsspuren erschnüffeln. Etwa Krebszellen in einem menschlichen Körper, wahrgenommen in der Atemluft des Erkrankten. Winzigste Spuren von Sprengstoff in einer Fracht. Den spezifischen Geruch von Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind. Oder Schwertwal-Kot in den Wellen, eine Seemeile weit entfernt. Und mehr noch: Hunde riechen die Zeit.

Duftmoleküle durchziehen die Räume, in denen wir uns aufhalten. Darin enthalten ist unser eigener Geruch und auch das, was wir von draußen hereingetragen haben. Mit der Zeit schwächen sich diese Aromen ab. Es gibt also eine Veränderung von Geruchsspuren in einem Raum, abhängig vom Tagesverlauf, und das ist das, was Hunde wahrnehmen können.

Wie riecht ein Morgen?

Geht ein Hundehalter morgens aus dem Haus und kommt regelmäßig zu einer festen Uhrzeit zurück, kann der Hund das Verblassen der menschlichen Duftnote mitverfolgen. An einem bestimmten Grad der verbliebenen Intensität erkennt er, wann es Zeit für die Rückkehr seines Menschen ist. Er riecht also buchstäblich das Vergehen der Zeit. Er nimmt wahr, wie die steigende Tagestemperatur einen Raum erwärmt und sich dadurch die Geruchsmoleküle verändern. Ein früher Morgen riecht anders als die Mittagsstunde. Das heißt, er weiß auch, wie lange er auf seinen Menschen wartet. Hunde leben offenbar nicht im „Hier und Jetzt“, wie es so oft heißt, weil es dann leichter fällt, sie stundenlang allein zu lassen.

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