Einfach besser essen: So vermeiden Sie Ewigkeitschemikalien (ein bisschen)

Verbrauche:rinnen nehmen PFAS-Chemikalien unter anderem über die Ernährung auf. Welche Lebensmittel zeigen erhöhte PFAS-Werte? Und könnte ein ballaststoffreicher Speiseplan dabei helfen, diese im Körper zu verringern? Eine Kolumne.

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Halbnahe eines tiefen Tellers mit Hafer-Porridge, Brombeeren, Himbeeren, Blaubeeren und ganzen Mandeln.

Leider muss ich es schon wieder tun: über Gifte in unserer Ernährung schreiben. Vielleicht haben Sie es schon gehört. Unsere niederländischen Nachbarn warnen aktuell davor, Eier aus eigener Haltung zu verzehren. Und das vor Ostern! Grund sind zu hohe Belastungen der Böden mit per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (kurz: PFAS). Die Niederländische Gesundheits- und Umweltbehörde (RIVM) veröffentlichte am 15. April dazu eine 50-seitige Risikobewertung. Wohlgemerkt sind Eier in den Niederlanden aus kommerzieller Haltung nach Angabe der Behörde unbedenklich, da sie den empfohlenen Grenzwert nicht überschreiten würden.

Für Deutschland gibt es keine Warnung, da im Monitoring bisher keine Auffälligkeiten entdeckt worden seien. Grundsätzlich finde ich aber, sollte sich jede/r ab und zu überlegen, was da eigentlich auf dem eigenen Teller landet.

PFAS sind eine Gruppe künstlich hergestellter chemischer Verbindungen, die auf der ganzen Welt hergestellt und verwendet werden, zum Beispiel in Textilien, Haushaltswaren, in der Autoindustrie, Lebensmittelverarbeitung oder im Bauwesen. Menschen können PFAS auf verschiedene Weise aufnehmen, unter anderem durch Lebensmittel. Am häufigsten sind die Ewigkeitschemikalien in Trinkwasser, Fisch, Obst, Eiern und Eiprodukten nachweisbar, wie die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) auf ihrer Webseite schreibt. Das zeigen verschiedene Unterschungen.

Diese Lebensmittel haben erhöhte PFAS-Konzentrationen

Eine Studie offenbarte, dass bestimmte Lebensmittel – die in den USA konsumiert wurden – zu einer stärkeren Belastung mit PFAS-Ewigkeitschemikalien beitragen können. Im Rahmen der Studie wurden Proben von 3.000 schwangeren Müttern untersucht.

  • Dabei zeigten sich im Blutplasma von Schwangeren, die mehr Fisch, Meeresfrüchte und Eier zu sich nahmen, höhere PFAS-Konzentrationen.
  • Bei schwangeren Frauen, die mehr Reis gegessen hatten, fanden sich höhere PFOA-Konzentrationen in der Muttermilch. PFOA bezeichnet dabei Perfluoroktansäure.
  • Die Muttermilch von Schwangeren, die mehr rotes Fleisch (Rind, Schwein, Schaf) verzehrt hatten, wies höhere PFOS-Gehalte auf. PFOS steht für Perfluoroktansulfonsäure, einen weit verbreiteten Stoff aus der PFAS-Gruppe.

Die Ursachen für die höheren PFAS-Werte

Jetzt stellt sich die Frage nach dem Warum. Die höheren PFAS-Werte in den Eiern von Hühnern auf dem Hinterhof seien darauf zurückzuführen, dass die Vögel häufiger mit Speiseresten gefüttert werden. Eine weitere Erklärung: Mit PFAS verunreinigter Klärschlamm, der als billige Alternative zu Düngemitteln verwendet wird, kann den Boden verunreinigen, auf dem die Hühner scharren. Die Chemikalien könnten auch im Futter der Hühner enthalten sein. Der Klärschlamm dürfte außerdem für die Verunreinigungen des Rindfleischs verantwortlich sein, so das Forschungsteam.

Beim Kaffee mutmaßen die Wissenschaftler:innen, dass die Kaffeebohnen und das Wasser, das zum Aufbrühen verwendet wird, kontaminiert sein könnten. Bekannt ist aber auch, dass Kaffeefilter mit PFAS behandelt werden. Daneben enthalten Pappbecher oder andere Lebensmittelverpackungen häufig Ewigkeitschemikalien – auch diejenigen aus „Pappe“ oder „Papier“ sind häufig mit Plastik überzogen, das Chemikalien enthält.

Meeresfrüchte wiederum sind wegen der in den USA weit verbreiteten PFAS-Wasserverschmutzung in den USA verunreinigt.

So gehen Sie Ewigkeitschemikalien aus dem Weg

Bleibt die Frage: Was können Sie tun, um weniger von den Ewigkeitschemikalien aufzunehmen?

Megan Romano, eine der Hauptautorinnen der erwähnten Studie, sagte dem britischen Guardian, Untersuchungen hätten gezeigt, dass eine Ernährungsweise, die viel Obst, Vollkornprodukte und Ballaststoffe enthalte, mit niedrigeren PFAS-Werten zusammenhänge.

Auch könne es helfen, so die Forscherin, sich möglichst abwechslungsreich zu ernähren. Dabei stehe nicht immer die gleiche Eiweißquelle – und damit die gleiche potentielle PFAS-Quelle – auf dem Speiseplan. Es lohnt sich also, Fleisch, Fisch und Eier häufiger durch meine geliebten Hülsenfrüchte und Nüsse zu ersetzen.

Kürzlich bin ich zudem auf eine interessante Maus-Studie gestoßen. In dieser kleinen Studie wurde untersucht, ob eine Ergänzung mit Hafer-Beta-Glucan helfen kann, die Belastung des Körpers mit PFAS zu reduzieren. Die Forscher fanden heraus, dass Mäuse, die viel PFAS ausgesetzt waren, deutlich niedrigere Werte dieser Chemikalien im Blut hatten, wenn sie sechs Wochen lang mit Hafer-Beta-Glucan gefüttert wurden.

Beta-Glucane sind komplexe Zucker aus D-Glucose-Molekülen, die etwa als Ballaststoffe in Getreide wie Hafer vorkommen, aber auch in Pilzen und Hefen. Sie sind unverdaulich und bieten zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Sie helfen den Blutzuckerspiegel zu regulieren und die Darmgesundheit zu unterstützen. Beta-Glucan scheint zudem die Fähigkeit des Körpers zu verbessern, diese Ewigkeitschemikalien zu eliminieren, indem es diese im Darm bindet und ihre Ausscheidung fördert.

Einfach besser essen

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