Die im Schatten sieht man nicht: Wer heute noch Infektionsschutz braucht, hat es schwer

Mit dem Ende der Pandemie-Maßnahmen scheint die Akzeptanz für Infektionsschutz rapide gesunken zu sein. Dabei gibt es noch immer Menschen, die darauf angewiesen wären – auch ganz unabhängig von Corona.

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
10 Minuten
Unscharfer Schatten eines Mannes, der einen Mundnasenschutz trägt.

Da ist diese kleine Szene im ICE, in der so vieles kondensiert. Im Familienwagen sitzt ein Kind mit seiner Mutter, beide tragen eine FFP2-Maske, vielleicht die einzigen im Zug. Auf dem Weg zur Toilette kommt eine Frau mit ihrer Tochter an ihnen vorbei. Sind sie erkältet? Besuchen sie die Großeltern im Krankenhaus? Sorgen sie sich um ihrer selbst vor einer Ansteckung? Die vorbeieilende Frau kennt den Grund für die Masken nicht – ihre Meinung aber steht fest: „Schau mal, das arme Mädchen mit der Maske“, sagt sie zu ihrer eigenen Tochter – betont mitleidig und gerade so laut, dass die beiden es auch sicher hören.

In Umfragen äußert sich eine klare Mehrheit der Bürger:innen zufrieden mit den deutschen Pandemiemaßnahmen, von Ausgangssperren und langen Schulschließungen abgesehen. Bei den Masken aber scheinen viele nur noch froh, sie wieder los zu sein. Sie waren das sichtbarste Requisit der Corona-Politik. Seit dem verbreiteten Aufatmen über eine Rückkehr zur Normalität sind sie vor allem noch ein politisches Symbol – eine Demarkationslinie zwischen dem „Team Freedom Day“ und den vermeintlich Unbelehrbaren, die immer noch dem „Team Vorsicht“ angehören wollen.

Dabei sind auch heute noch Menschen auf Infektionsschutz angewiesen. Menschen, die mit schweren Vorerkrankungen durch Leben gehen und die es lange vor Corona schon gab. Viele von ihnen finden heute kaum noch Verständnis für ihr Schutzbedürfnis – trotz oder gerade wegen der Pandemie, ganz nach Perspektive.

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