Das Tool aus dem Tierreich
Die Klimakrise und das Artensterben zwingen uns zu radikalen Schritten. Genau dabei kann uns der Biber helfen. Gibt es Kommunen, die das erkannt haben und mit dem Nager zusammenarbeiten? Und wenn ja: Wie halten sie ihn in Schach?
Dieser Artikel ist Teil unserer Recherche-Serie„Countdown Earth: So lösen wir die Klima- und Artenkrise“. You can read this article in English (PDF).
Wäre der Biber ein Unternehmer, könnte er eindrucksvoll Werbung für sich machen: 15 Millionen Jahre Erfahrung im Wasserbau, Betrieb stets in Familienhand, konkurrenzlos günstig (Zuckerrüben und Maiskolben werden als Honorar akzeptiert). Rund ums Jahr im Einsatz an der Baustelle, Nacht- und Kinderarbeit inklusive. Und dann erst die Ergebnisse: Wo der Biber anrückt, explodiert die Artenvielfalt. Neue Lebensräume entstehen, eintönige Fließgewässer verwandeln sich in vitale Bäche, an ihren Ufern steigt der Grundwasserspiegel, das Erdreich wird vor Austrocknung geschützt.
Lässt sich eine solche Schaffenskraft nicht produktiv nutzen? Geplant und gelenkt von den Kommunen? Die Klimakrise und das Artensterben stellen uns vor immer gewaltigere Probleme. Der Biber hat Lösungen, die oft besser sind als menschengemachte. Er ist wie ein hochgradig wirksames Medikament gegen alle möglichen ökologischen Leiden.
Wären da nur nicht die Nebenwirkungen.
Ein anarchisches Kraftwerk
Auch die sind eindrucksvoll. Auf das Minus-Konto eines werktätigen Bibers gehen überspülte Agrarflächen, eingebrochene Wege, unter Wasser gesetzte Bahndämme, zerstörte Deiche und Hochwasserschutzanlagen. Der Biber in seinem Tatendrang ist ein Anarchist. Er hält sich an keinen Bauplan außer den eigenen.
Wie also könnte das aussehen: das Gute der Biberkraft zu nutzen und das Schlechte einzuhegen?
Dies ist eine Reise zu Bibern und Menschen, die es wagen, miteinander zu kooperieren. Ein paar wenige Gemeinden haben sich bereits auf das Experiment „Biber als Arbeitshilfe“ eingelassen. Die Schweiz geht noch einen Schritt weiter. In einem Handbuch des Bundesamts für Umwelt wird Feuchtgebieten im Wald, die der Nager schafft, nationale Priorität eingeräumt. Zwar steckt auch dort die Bibernutzung in ihren Anfängen, doch ein vor Kurzem entworfenes Auenmodell für die Schweiz zeigt, was möglich wäre, ließe man den Biber mithelfen.
Allerdings: Ohne Konfliktmanagement funktioniert es nicht. Von Anfang an, das sagen alle Beteiligten, müssen Konflikte mitbedacht und Lösungen ersonnen werden. Und dieses Management muss manchmal robust sein, weil auch der Biber ein robustes Tier ist.
Sechs Gründungsbiber in der Eifel
Viel hat nicht gefehlt, und wir würden uns heute nur noch über steinalte Biberknochen beugen. Wenige Hundert Tiere der beiden Arten Castor fiber (eurasischer Biber) und Castor canadensis (die kanadische Spezies) haben die gnadenlose Bejagung über Jahrhunderte hinweg überlebt. Alles am Biber war wertvoll; er wurde ausgeschlachtet wie ein zu Land lebender Pottwal. Da war das dichte, wasserabweisende Fell, das vor allem Hüte zierte; das schmackhafte Fleisch und schließlich das Bibergeil, ein Sekret, mit dem die Tiere ihr Revier markieren: Als vermeintlich heilkräftige Substanz wurde es Arzneien beigemischt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Biber aus ganz Europa verschwunden. Mit Ausnahme einiger winziger, isolierter Restbestände, etwa an der Mittleren Elbe, der Rhône oder in Südnorwegen.
Dann taten sich Anfang der 1980er Jahre ein paar Forstleute in der Eifel zusammen, die den Biber wieder heimholen wollten – in den Hürtgenwald, einen rund 20 Kilometer langen, dicht bewaldeten Höhenzug nahe der belgischen Grenze. „Das hier ist doch sein Wohnzimmer“, sagt Robert Jansen, der Leiter des Regionalforstamts Rureifel–Jülicher Börde. Damals trat er gerade seinen Dienst an und erlebte mit, wie seine Kollegen sechs Gründungsbiber aus Polen herbeischafften und im Staatsforst des Hürtgenwalds auswilderten. Dieses rund 11.000 Hektar große Gebiet wird von vielen kleinen Bächen durchzogen – ein idealer Lebensraum für Biber. Und so erwuchs aus einer Handvoll Stammväter und -mütter eine stattliche Population von geschätzt 1000 bis 1500 Tieren. Sie besiedeln heute ein Gebiet, das von den Quellen des Eifelflusses Rur bis zur Maas in den Niederlanden reicht.
Wo immer Biber sich niederlassen, verändern sie Gewässer grundlegend. Sie fällen Bäume und bauen Dämme, leiten das Wasser um und sorgen für einen dauerhaft hohen Pegelstand in ihrem Revier. So können sie bei Gefahr sofort abtauchen. Vor allem aber liegt der Eingang zu ihrer Burg stets unter Wasser, was vor Fressfeinden schützt. Der gestaute Bachlauf tritt über die Ufer und strömt in die Fläche. Die typischen Biberteiche entstehen. Sie bilden mit der Zeit Gewässerkaskaden unterschiedlicher Größe, wie dicke und dünne Perlen an einer Schnur. Als die Biber noch weite Teile Europas bevölkerten, sahen die meisten Bäche so aus. Sie waren ein probater Hochwasserschutz, weil sie bei Starkregen überschüssiges Wasser aufnahmen und in die Auen leiteten. Hochwasserspitzen wurden gekappt, die Täler besser vor Flutwellen geschützt. Feuchtwiesen entlang der Ufer kühlten die Umgebung in Hitzesommern, und in den Biberlandschaften lebten unzählige Tier- und Pflanzenarten. So stellen wir uns renaturierte Gewässer heute vor, und so müssten sie auch dringend wieder sein.
Im Biberland
„Der Biber bietet enorme Möglichkeiten. Er kann uns wirklich helfen“, sagt Lutz Dalbeck, Biberexperte und stellvertretender Leiter der Biologischen Station Düren. Mit ihm geht es hinauf in den Hürtgenwald, dorthin, wo das Tier einst ausgewildert wurde. Sprudelnde Bäche durchziehen den typischen Eifelwald aus Erlen, Buchen, Haselnuss und Eichen. Alles Gehölze, die der Biber liebt.
Immer wieder bleibt Dalbeck auf dem Wanderweg stehen und zeigt in den Wald hinein. Auf angenagte Bäume zwischen kreuz und quer liegenden Stämmen, die scharfe, orangefarbene Zähne zu Fall gebracht haben. Die Nagespuren sind gut zu erkennen. Handtellergroße Hobelspäne verteilen sich auf dem Boden. Überall dort, wo der Biber sein Gewässer verlässt, um in den Wald zu gelangen, haben sich ausgetretene Pfade gebildet. Wie die Arbeitswege eines Holzfällers.
Dalbeck steigt in seinen Gummistiefeln zum Bachlauf hinab. Dort unten breiten sich die Biberwiesen aus, die des Nagers eigener Garten sind: leuchtend grüne Inseln voller Gräser, von denen er sich ernährt.
Mitten im Wald ist eine Teichlandschaft entstanden, eingeschnürt durch Biberdämme. Die aus Ästen und Schlamm geschichteten Bauwerke erschaffen rasch dahinströmende Rinnsale und glitzernde Wasserfälle neben ruhigen Flachwasserzonen und tiefen Becken. Lebendiger geht es kaum.
Amphibien, Wasserinsekten und Fische haben sich hier angesiedelt, sogar Arten, die sonst nicht nebeneinander vorkommen, wie die Scharlachlibelle aus dem mediterranen Raum und die nordische Moosjungfer. Auch der Schwarzstorch, eine streng geschützte Art, lebt hier nur, weil der Nager da ist.
Aber in diesen Regionen tut der Biber auch niemandem weh. Viele Mittelgebirgstäler sind sogenannte Grenzertragsorte, deren Bewirtschaftung sich kaum lohnt. Biber-Ärger gibt es vor allem im Flachland, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird.
Wenn es nicht klappt – was dann?
Etwa in der Jülicher Börde am Fuß der Eifel. Dalbeck fährt durch die Dörfer und zeigt mit dem Kopf nach links und nach rechts: Mal wurde ein Tennisplatz überflutet, mal ein Spazierweg untergraben, mal Bäume am Straßenrand gefällt oder ein Angelteich in Beschlag genommen. „Sobald ich von einem Biberkonflikt höre, lasse ich alles stehen und liegen und fahre raus“, sagt Dalbeck. Er weiß, dass es den Betroffenen vor allem darum geht, gehört zu werden. „Sie müssen den Leuten zur Seite stehen, sofort. Sonst verhärten sich die Fronten.“
Gibt es Geld für Schäden? Nein, aber Dalbeck kann Elektrozäune ausleihen oder sogenannte Drahthosen zum Baumschutz anbringen. Kann Tipps geben zur Biberabwehr. Und wenn es nicht anders geht, wenn die Schäden zu groß werden, etwa an Bahndämmen, würde er auch den Abschuss eines Tieres akzeptieren. Den muss die Untere Naturschutzbehörde bewilligen, als ultima ratio. Auf lange Sicht hilft das nicht, weil Biber freie Reviere rasch wieder besetzen. „Aber man muss realistisch sehen“, sagt Dalbeck, „was toleriert die Gesellschaft, was die Landwirtschaft oder die Wirtschaft?“
Bislang scheint seine Strategie aufzugehen. Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen hat vor drei Jahren eine Broschüre zur Biber-Wiederansiedlung im Bundesland herausgegeben. Darin heißt es: „Das Besänftigen der Gemüter sowie Anleiten zur Vermeidung von Biberschäden war über Jahre angesagt. Hier leistete die Biologische Station im Kreis Düren vorbildliche Arbeit, so dass am Ende der, rasanten Ausbreitungsphase 2' die Biber ihr positives Erscheinungsbild bewahren konnten.“
Hilfreich: wenn Menschen kooperieren
Zur Akzeptanz der Biber hat auch beigetragen, dass die Forstleute von Beginn an mit anderen Fachkräften kooperierten – sowohl von der Biologischen Station Düren als auch vom Wasserverband Eifel-Rur. Mit Menschen also, die beides sehen: dass sich an den Bächen des Hürtgenwalds inzwischen 32 Libellenarten angesiedelt haben, wo es früher nur vier gab. Und dass Biberschäden gravierend sein können, etwa an Hochwasserschutzanlagen oder Verrohrungen. Die wichtigsten Erkenntnisse, aus vielen Jahren Erfahrung gewonnen, fassen die Beteiligten so zusammen:
„Man kann mit dem Biber kooperieren, davon bin ich felsenfest überzeugt“, sagt Jürgen Schieren vom Wasserverband Eifel-Rur. „Aber dafür muss Geld bereitgestellt werden. Wir sind, was den Biber betrifft, personell und finanziell am Limit.“ Der Einsatztrupp seines Verbands fährt täglich zu den Biberdämmen. Droht Überflutungsgefahr, muss rasch gehandelt werden, in Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Reicht es, das Bauwerk halb abzutragen? Oder muss mehr passieren? Schieren sagt auch: „Bislang gibt es immer nur Einzelfallentscheidungen. Wir brauchen aber einen Bibermanagement-Plan, der für alle Akteure rechtssicher ist und die Finanzierung regelt.“
„Wer den Biber will, muss alle ins Boot holen“, sagt Robert Jansen, der Forstamtsleiter. „Aber es lohnt sich. Der Biber ist ein unglaublicher Motor für den Lebensraum.“
Und Lutz Dalbeck sagt: „Wenn es uns gelingt, die Biber wenigstens in den Mittelgebirgen ihre Arbeit machen zu lassen, hätten wir schon wahnsinnig viel gewonnen. Für die Artenvielfalt, für die Klimaresilienz der Gewässer, für die Grundwasserneubildung. Dieses Potenzial sollten wir nutzen.“
Und so besteht die Eifel-Lösung derzeit aus einem Maßnahmenmix: An manchen Stellen sind Biberaktivitäten hochwillkommen. Anderswo wird der Nager toleriert und durch Kontrollen in Schach gehalten. Aber es gibt auch Gebiete, wo er nicht sein darf. Da wird seine Ansiedlung durch Vergrämungsmaßnahmen verhindert, etwa durch Elektrozäune oder Schutzgitter in Böschungen. Eine Box steht in Dalbecks Biologischer Station bereit zum „Castor-Transport“. Bislang musste noch kein Biber in der Eifel von Amts wegen erschossen werden.
Das Auenmodell, das auf den Biber setzt
Wie aber sähe eine Bibernutzung in größerem Maßstab aus? Vielleicht sogar eine, die systematisch vorgeht? Hat die Schweiz darauf eine Antwort?
Die Gemeinde Marthalen liegt nördlich von Zürich. An einem Werktag Ende März führt Christof Angst, Leiter der Biberfachstelle Schweiz, durch einen Wirtschaftswald voller Laubbäume, hier wachsen vor allem Eichen. Von fern sind schwere Maschinen zu hören, die klassischen Geräusche der Holzproduktion.
Hinter einer Biegung jedoch, bei einer Steinbrücke, erstreckt sich ein völlig anderes Areal: ein sogenanntes Waldreservat, in dem die Artenvielfalt höchste Priorität hat. Hier dürfen keine Bäume gefällt und entnommen werden. Aber das ginge auch gar nicht mehr, denn der Wald ist weg.
Unter der Brücke hindurch fließt ein Bach in eine fast baumlose Sumpflandschaft. Nur ein paar bleiche Totholzstämme stehen im Wasser. Wie Marterpfähle ragen sie in den Himmel.
Was Christof Angst hier vorführt, ist das Werk einer einzigen Biberfamilie. Seit 2009 lebt sie im Wald und hat gewissermaßen einen staatlichen Auftrag. Denn die Schweiz treibt die Renaturierung ihrer Fließgewässer mit Macht voran. Das Land hat bereits 90 Prozent seiner früheren Auen verloren, weshalb Feuchtbiotope, wie der Biber sie schafft, eine hohe Priorität erhalten.
Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt hat nun die Biberfachstelle mit einem Forschungsteam ein Auenmodell entworfen, das auf die Arbeitskraft des Bibers setzt. Das Modell zeigt für die gesamte Schweiz an, welche Flächen der Nager überfluten würde, wenn man ihn dort werkeln ließe. Einmal mit minimaler und einmal mit maximaler „Einstauwahrscheinlichkeit“. Dieses Auenmodell soll in Zukunft als Planungsgrundlage dienen: Wo lassen sich Gewässer vollständig mithilfe von Bibern renaturieren, so wie in Marthalen? Wo gibt es andere Möglichkeiten der Kooperation zwischen Mensch und Biber? Und wo würden Stauungen zu Problemen führen?
Manche Wälder sähen dann so aus wie dieses Sumpfgebiet. Eine Wildnis, die nicht für Menschen gemacht ist. Wer mit dem Biberfachmann hineinwill, muss über umgestürzte Bäume klettern, auf Stämmen balancieren und sich in gebückter Haltung durch Gestrüpp schlagen, das lianengleich nach allem greift, was sich bewegt. Strohige Halme legen sich wie tückische Kissen über Wasserlöcher, in denen Kaulquappen wimmeln. Im Herzen des Dickichts thront die mächtige Biberburg. Ihre Bewohner sind längst gewarnt, dass Eindringlinge im Anmarsch sind.
Seite an Seite: Nutzwald und Bibersumpf
Das Sumpfland selbst umfasst vier Hektar. Eine Pufferzone rechts und links beansprucht weitere sechs Hektar. Darauf folgt wieder der intensiv bewirtschaftete Forst. Zwei Systeme, die gegensätzlicher nicht sein könnten, existieren hier nebeneinander. Das funktioniert auch deshalb, weil die Marthalen-Biber nur noch wenige Bäume fällen. Sie haben sich mit den Wasserpflanzen, dem Schilf, dem Sumpfziest und dem Kleinen Süßgras eine Aquakultur geschaffen, die bekömmlicher ist als Rinde und Geäst.
Die Wasserpflanzen tragen zudem entscheidend dazu bei, den Feuchtwald in eine effektive Kohlenstoffsenke zu verwandeln. „Das Sumpfgebiet speichert über das Wachstum der Wasserpflanzen dreimal mehr Kohlenstoff als der frühere Wald“, sagt Angst. Er lässt eine Drohne steigen, um Daten zu sammeln. Inzwischen zeige sich klar der „enorme Einfluss“, den der Biber auf seine Umgebung habe. Im Waldreservat gibt es heute sechsmal mehr Arten und sechzig Mal mehr Individuen als am Bachlauf jenseits des Schutzgebiets, an dem noch kein Biber wohnt. Das bedeutet: Myriaden von Erdkröten, Molchen und Grasfröschen ernähren unzählige Graureiher und Ringelnattern. Die Nahrungskette ist stabil.
Von oben betrachtet, dominiert weiter der Nutzwald mit seinen dichten Baumreihen. Das Sumpfland beschränkt sich auf einen breiten Streifen entlang des Gewässerlaufs und hat aus der Luft gesehen sogar etwas Idyllisches, als zöge sich ein ungezähmter Fluss durch einen Dschungel. Was die Drohnenbilder aber auch zeigen: Erstens hält sich der Biber offenbar doch an Grenzen. Er lässt den Forst in Ruhe, solange sein Revier groß genug ist, um ihn und seine Familie zu ernähren.
Zweitens, und das ist eine ernüchternde Erkenntnis: Menschen hätten so etwas niemals vermocht. Eine maschinelle Renaturierung ist in der Regel ein einmaliger Vorgang, auf begrenztem Raum. „So kann man nur ein paar Strukturen und einen kleinen Mäander einbringen“, sagt Angst. „Und dann passiert außer bei einem Hochwasser nichts mehr.“
Der bessere Hausmeister
Wo aber nicht stetig Hand angelegt wird, verlanden Feuchtgebiete im Lauf der Zeit, der Wald kehrt zurück, und die Arten, die man herbeigelockt hat, werden wieder vertrieben. Biber hingegen arbeiten unentwegt und halten so das Feuchtgebiet lebendig. Im Grunde hat Marthalen eine Hausmeisterfamilie bekommen, die dauerhaft vor Ort ist, in der Dämmerung ausschwärmt und das Ganze instand hält. Kostenfrei – und anarchisch nur innerhalb ihrer Grenzen.
Was also folgt aus all dem? Der Biber kann uns tatsächlich helfen, er ist weit mehr ein Nützling als ein Schädling. Aber wir müssen es schlau anstellen. Wo es Probleme gibt, müssen pragmatische Lösungen her. Doch auf den Biber als Werkzeug zu verzichten, können wir uns in Zukunft vermutlich nicht mehr leisten. Dafür haben wir zu viel Schaden angerichtet.
Hier kommt eine Scroll Galerie. Wenn Sie Sound in den Videos hören möchten, sollten Sie dies hier aktivieren:
Sumpflandschaft bei Marthalen in der Schweiz: vollständig von einer Biberfamilie angelegt.
Sie ist seit fünfzehn Jahren am Werk und hat für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten neue Lebensräume erschaffen.
Die unterhält sie stetig.
Menschen könnten das auf diese Art nicht leisten. Schon gar nicht kostenfrei.
Manche Biberlösungen sind sehr, sehr groß.
Das war der bislang höchste Biberstaudamm in der Schweiz: stattliche vier Meter. Über viele Jahre entstanden.
Die Geifitze auf der Schwäbischen Alb: ein Naturschutzgebiet am Ortsrand von Albstadt.
Hier hat der Biber mit dem Segen der Gemeinde die Wiedervernässung vorgenommen.
Biber und Bürger nah beieinander:
Der Bach Schmiecha fließt durch das Naturschutzgebiet Geifitze, aber auch direkt an den Häusern der Albstädter entlang.
Trotzdem darf der Biber hier tätig sein.
Inzwischen leben geschätzt wieder 40.000 Biber in Deutschland.
Die Recherche zu diesem Beitrag wurde gefördert durch die Hering-Stiftung Natur und Mensch.