Es gibt Hoffnungsschimmer – aber beim Klima- wie beim Naturschutz stehen die Zeichen auf Alarm

Die Weltnaturschutzkonferenz COP16 und der Weltklimagipfel COP29 sollen der Umsetzung großer Ziele dienen – das Risiko des Scheiterns ist riesig, wie zwei neue Publikationen zeigen. Die Erderwärmung wird demnach noch in vielen Zehntausend Jahren zu spüren sein

7 Minuten
Es handelt sich um ein Luftbild, das auf der linken Seite intakten tropischen Regenwald und auf der rechten Seite eine leere Fläche mit Baggern und Lastwagen zeigt. Dargestellt wird Waldzerstörung in Malaysia, um Platz für Ölpalmenplantagen zu schaffen.

Krieg im Nahen Osten, Krieg in der Ukraine, Wahlsiege von Rechtspopulisten, eine drohende Achse Trump-Putin, chinesische Flugzeugträger vor Taiwan – die Weltpolitik ist derart von akuten Krisen bestimmt, dass für die zwei vielbeschworenen „Jahrhundertaufgaben“ der Menschheit kaum Aufmerksamkeit übrigbleibt. Vertreter aus 200 Staaten kommen ab dem 21. Oktober in Kolumbien zum sechzehnten UN-Naturschutzgipfel (COP16) zusammen und ab 11. November in Aserbaidschan zum neunundzwanzigsten UN-Klimagipfel (COP29). Doch Klimaschutz ist sowohl auf der Agenda von Regierungen als auch in den Umfragen, was Bevölkerungen wichtig finden, in den vergangenen Monaten weit nach hinten gerutscht. Der Schutz der Biodiversität hat es eigentlich noch nie wirklich in die Spitzenränge öffentlicher Aufmerksamkeit geschafft, obwohl es buchstäblich um die Lebensgrundlagen geht.

Zudem bedeutet „Jahrhundertaufgabe“ keinesfalls, dass die Probleme erst über Jahrzehnte auftreten oder dass viel Zeit wäre, sie anzupacken – es geht ebenfalls um akute Krisen, die den Auftakt eines Dramas von erdgeschichtlichen Dimensionen bilden. In Südamerika ist mit dem Rio Negro der zweitgrößte Nebenfluss des Amazonas trockengefallen. Etwas weiter südlich steht mit dem Pantanal das weltweit größte Feuchtgebiet auf weiten Flächen in Flammen.

Häufigere Wetterextreme – wie prognostiziert

In Deutschland, so wurde es vor kurzem bekannt, hat der Wald aufgehört, im Saldo Kohlendioxid zu speichern. Vor allem durch Fichtenmonokulturen, die von Hitze und Trockenheit überfordert sind, ist er zur CO₂-Quelle geworden. Und ein „Faktencheck Artenvielfalt“ aus der Feder von 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat ergeben, dass es „einem großen Teil unserer Tierarten, Pflanzen und Lebensräume schlecht geht“, wie einer der Hauptautoren des Berichts die Ergebnisse zusammenfasste. Bei uns stehen die Feuchtgebiete zwar nicht wie das Pantanal in Flammen. Aber rund 7000 von insgesamt 12.900 untersuchten Arten und Unterarten, die in Deutschland im Süßwasser leben, sind laut Report „gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht“.