Seepferdchen ahoi: Bekommt die deutsche Nordseeküste einen neuen Bewohner?

Nach mehreren Funden fahnden nun Umweltorganisationen und Meeresforscher nach den anmutigen Fischen. Das Wattenmeer stünde als neue Heimat bereit – ausgerechnet wegen einer Muschelart und einer Alge, die früher als invasive Gefahren galten.

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Seepferd vor Vegetation im Meer.

Auf die Frage, ob an der deutschen Nordseeküste Seepferdchen leben, antworten viele Menschen instinktiv mit „Ja“. Lagen diese hübschen, geschwungenen Körperchen nicht mal getrocknet im Souvenirshop? War da nicht der Wattführer, der einem zum Abschied ein Seepferdchen überreicht hat? Und warum sollte das Abzeichen für Deutschlands Schwimmnachwuchs sonst so heißen?

Doch Friedrich-Wilhelm Petrus, der vor 85 Jahren auf Wangerooge zur Welt kam und seither auf der östlichsten der Ostfriesischen Inseln unzählige Urlauber bei Wattwanderungen durch die weite Gezeitenlandschaft geführt hat, antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Ich habe in all den Jahrzehnten noch nie auch nur ein einziges Seepferdchen gesehen, geschweige denn in der Hand gehabt.“

Christina Barilaro, stellvertretende Direktorin des Landesmuseums Natur und Mensch in Oldenburg und Leiterin eines Verbunds von Naturkundemuseen an der Nordsee, passt ebenfalls: „Unsere naturkundliche Sammlung gibt es seit 1836, aber wir haben in den dokumentierten Beständen nur zwei Fläschchen mit getrockneten Seepferdchen gefunden, und die ohne Fundort und Datum.“ Barilaro hat auch Museen in Hamburg, Kiel und Bremen befragt. „Fehlanzeige“, sagt sie und folgert: „Es scheint nicht so zu sein, dass unsere Vorgänger jetzt ständig Seepferdchen aus der Nordsee eingesammelt haben.“

Verbreitet vom Ärmelkanal bis in den Senegal

Auch die Recherche der Meeresforscher Hermann Neumann und Holger Haslob vom Thünen-Institut für Seefischerei verlief ergebnislos: „Wir haben uns durch die wissenschaftliche Literatur gelesen bis zurück in die 1920er Jahre, aber sind mit Ausnahme eines Einzelfangs im Jahr 1937 nicht fündig geworden.“

Demnach trügen die Urlaubserinnerungen.

Eine Frau kniet in einem Raum mit vielen Sammlungsgläsern, in denen sich konservierte Tiere befinden. Sie hat eines der Gläser in der Hand und betrachtet es.,
Christina Barilaro in der naturkundlichen Sammlung mit einem in Konservierungsflüssigkeit eingelegten Exemplar der Grasnadel (Syngnathus typhle).
Verschiedene Ansichten der geschwungenen Körper von Seepferdchen.
Seepferdchen-Funde aus der Nordsee (l./r.), Langschnäuziges Seepferdchen in freiem Wasser (M.)
Ein Mann kniet mit Gummistiefeln im Wattenmeer und betrachtet Muscheln, die er in einem Eimer gesammelt hat.
Der Meeresbiologe Christian Buschbaum bei einer Exkursion ins Watt.
Große Fläche mit Muscheln, eine junge Frau bückt sich zum Sammeln.
Eine Mitarbeiterin des Alfred-Wegener-Instituts untersucht Muschelbänke im Wattenmeer.
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