Lebensmittelverschwendung ist Phosphorverschwendung!
Vier(einhalb) Tipps, wie jedër helfen kann, unseren Phosphor-Fußabdruck zu verringern
Mitarbeit: Rym Nouioua
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Phosphatgestein ist eine lebenswichtige und nicht erneuerbare Ressource. Dennoch gehen wir sehr verschwenderisch damit um. Dieser Phosphorüberschuss belastet Meere und Seen. Um sie zu schützen und um sicherzustellen, dass die Phosphat-Reserven auch noch für die nachfolgenden Generationen reichen, müssen wir Phosphor effizienter nutzen und besser recyceln. Aber wie?
Phosphor? Damit hatte ich noch nie etwas zu tun!
Das denken wahrscheinlich die meisten. Doch tatsächlich kann jedër einen Beitrag zu mehr Phosphor-Effizienz leisten. Und es ist gar nicht so schwierig. Denn wir alle essen. Und die Produktion unserer Nahrungsmittel ist mit Abstand die größte Verbraucherin von Phosphor, vor allem in Form von Dünger und als Zusatz in Tierfutter.
Weniger Fleisch
Seit 1961 hat sich der weltweite Phosphorverbrauch nahezu verdreifacht, von 5,9 auf 17,6 Megatonnen. Eine Ursache ist das Bevölkerungswachstum in vielen Ländern, doch auch veränderte Ernährungsgewohnheiten machen mit 28 Prozent mehr als ein Viertel dieses Anstiegs aus.
Ein besonders wichtiger Faktor ist dabei der Fleischkonsum, der mit zunehmendem Wohlstand in vielen Ländern deutlich gestiegen ist. Die Produktion von Fleisch, insbesondere von Rindfleisch, verbraucht mehr Phosphor als die anderer Lebensmittel. Deswegen schlägt sie auch bei der Berechnung des Phosphor-Fußabdrucks besonders zu Buche, also bei der Menge Phosphor, die pro Kopf und Jahr in einem Land für die Lebensmittelproduktion verbraucht wird.
Weniger Fleisch zu essen würde vor allem in reichen Ländern, in denen der Phosphorverbrauch ohnehin hoch ist, helfen, die Reserven zu schonen und auch den Verbrauch einiger anderer wichtiger Ressourcen senken.
Wem aber die Umstellung seiner gesamten Ernährung (vorerst) zu radikal ist, der oder die kann auch damit beginnen, weniger Lebensmittel zu verschwenden.
Lebensmittelverschwendung ist Phosphorverschwendung
Dass man Essen nicht wegschmeißen soll, weiß eigentlich jeder. Trotzdem wird ein beträchtlicher Teil der Lebensmittel, die wir aufwändig erzeugen, vernichtet. Siebzehn Prozent gehen nach Schätzungen der Vereinten Nationen weltweit in Handel, Gastronomie und Privathaushalten verloren – 931 Millionen Tonnen im Jahr, 74 Kilogramm pro Kopf. Weit über die Hälfte dieser Verluste (61 Prozent) findet in privaten Haushalten statt – also bei uns.
Verschwendete Lebensmittel sind nicht nur Essen, das an anderer Stelle fehlt, sie bedeuten auch Ressourceneinsatz für nichts – also doppelte Verschwendung. Doch wie wichtig die Ressourcen in den Nahrungsmittelabfällen sind, gerade auch der nicht ersetzbare und endliche Phosphor, das hat man lange übersehen.
Die genaue Menge an Phosphor, der in den Lebensmitteln steckt, lässt sich kaum abschätzen. Zu vielfältig sind Anbaumethoden und Umweltbedingungen, von denen der Phosphorgehalt abhängt. Doch man kennt die Mengen an Dünger und Futterzusätzen, die weltweit für die Produktion von Lebensmitteln verbraucht werden. Wird dieses Essen nicht gegessen, ist ihr Einsatz sinnlos.
Was kann ich selbst gegen Phosphorverschwendung tun?
Mit einer Wurmkiste können Sie den Phosphor aus Essensresten ganz direkt zurückgewinnen. Dafür braucht Sie nicht einmal einen Garten oder Balkon, sie ist auch für eine Großstadtwohnung geeignet. Die Kompostwürmer in der Kiste wandeln Küchenabfälle und andere organische Abfälle in Humus um, den man dann als Dünger für seine Pflanzen verwenden kann. Ein eigener kleiner Phosphor-Kreislauf für zu Hause.
Viele der verschwendeten Lebensmittel kommen gar nicht bis in die Haushalte, sondern werden schon im Verladehafen und in den Supermärkten weggeschmissen. Sobald das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, Verpackungen beschädigt oder das Obst und Gemüse etwas angeschlagen sind, landen sie im Müllcontainer, obwohl sie oft durchaus noch genießbar wären. Beim “Containern” holen Menschen solche weggeworfenen Lebensmittel aus den Abfall-Containern der Supermärkte und verwerten sie weiter. In Deutschland ist das Containern jedoch verboten und kann strafrechtliche Konsequenzen haben(Urteil).
Wer dieses Risiko nicht eingehen möchte, kann auf anderen Wegen helfen, diese Abfälle zu verringern: Einige Supermärkte haben sich der Foodsharing-Initiative angeschlossen, die überproduzierte Lebensmittel aus kleinen und großen Betrieben rettet.
Supermärkte und Einzelhändler haben so die Möglichkeit, diese Lebensmittel an die vernetzten Aktivistïnnen zu geben, welche diese wiederum an Verteilpunkte weitergeben. Einige Gruppen bereiten die Lebensmittel sogar gleich zu und verteilen sie unkommerziell über Volxküchen (VoKü) und Küche für Alle (KüfA)-Projekte. In vielen Städten gibt es auch für Privathaushalte Möglichkeiten, überschüssige Lebensmittel weiterzugeben.
Auch kleine Betriebe und Restaurants müssen ihre Lebensmittel nach Feierabend nicht wegschmeißen. Mehr und mehr Plattformen und Apps greifen diese Probleme auf. „Too good to go“ ist zum Beispiel eine mobile Anwendung, die Nutzerïnnen an Geschäfte vermittelt, die unverkaufte Lebensmittel übrig haben und diese dann zu einem vergünstigten Preis an die jeweiligen Selbstabholer verkaufen.
Kampagnen gegen den Schönheitswahn auf dem Gemüsemarkt gibt es bereits seit Jahrzehnten. Gemüse darf zu dünn, unförmig, übergroß oder zu klein sein. Es ist trotzdem genießbar. Die Initiativen reichen von regionalen Gemüsekisten bis hin zu Reduzierungen und Labels in Supermärkten. Am einfachsten ist natürlich der Einkauf vor Ort ab Hof, aber es gibt auch überregionale Angebote.
Natürlich lassen sich nicht alle globalen Phosphorprobleme allein durch unser Verhalten als Konsumentïnnen beheben. Doch wir sind auch nicht machtlos. Mit Lebensmitteln hantieren wir alle jeden Tag. Je bewusster und sparsamer wir damit umgehen, desto schmaler wird auch der Phosphor-Fußabdruck, den wir hinterlassen.
Das Rechercheprojekt Phosphorama wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert. Die DBU nimmt keinerlei Einfluss auf die Inhalte unserer Berichterstattung. Nähere Informationen finden Sie hier.
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