US-Klimachef Kerry und Entwicklungsminister Müller: Natur beste Verteidigungslinie gegen Klimawandel

Müller bringt mit 100 Millionen Euro der Bundesregierung eine neue Stiftung auf den Weg, um weltweit Hotspots der Biodiversität zu schützen

vom Recherche-Kollektiv Countdown Natur:
3 Minuten
Gerd Müller (CSU) vor dem Logo der Bundespressekonferenz.

Mit einem Appell, Klimawandel und Artenkrise gemeinsam zu bekämpfen, haben Entwicklungsminister Gerd Müller, die US-Regierung und führende Vertreter der Vereinten Nationen am Mittwoch den weltweit größten Naturschutz-Fonds auf den Weg gebracht.

Der Weltnaturerbe-Fonds oder Legacy Landscapes Fund (LLF) soll die dauerhafte Sicherung mehrerer Dutzend international herausragend wichtiger Biodiversitäts-Hotspots sicherstellen. Dazu soll mit Hilfe von Regierungen und von privaten Geldgebern für mindestens 30 Naturschutzgebiete in Afrika, Asien und Lateinamerika auf Dauer eine verlässliche langfristige Finanzierung sichergestellt werden. Das soll dem Natur- und dem Klimaschutz dienen.

Deutschland stellt nach Worten des CSU-Politikers Müller zum Start eine Anschubfinanzierung von 100 Millionen Dollar (rund 82 Millionen Euro) bereit. Private Stiftungen steuerten weitere 35 Millionen US-Dollar zum Start bei. Der Weltnaturerbe-Fonds könne damit in sieben Schutzgebieten in Afrika, Asien und Lateinamerika starten, sagte die Direktorin des Programms, Stefanie Lang.

Müller kündigte an, bis 2030 solle ein Kapitalstock von einer Milliarde Dollar erreicht werden, um daraus die unbegrenzte Grundfinanzierung der 30 Schutzgebiete zu ermöglichen. Dazu würden weitere Regierungen, Unternehmen und private Sponsoren angesprochen.

Frankreichs Umweltbotschafter Yann Wehrling kündigte den finanziellen Einstieg seines Landes ab dem kommenden Jahr an. Mit einer Finanzausstattung von einer Milliarde Dollar wäre der Fonds die weltweit größte Naturschutzstiftung.

Kerry hebt Bedeutung der UN-Umweltgipfel Ende 2021 hervor

„Wir können und wir müssen die biologische Vielfalt auf dem Planeten retten, aber wir müssen uns beeilen“, sagte Müller. Mit Blick auf die beiden in diesem Jahr anstehenden UN-Gipfel zum Klimaschutz und zur Biodiversität sagte Müller: „Wir müssen vom Reden zum Handeln kommen.“ Auch bei politischen Entscheidungsträgern sei noch nicht ausreichend angekommen, dass die drei großen Krisen der Gegenwart – Artenschwund, Klimawandel und Pandemie – in der Naturzerstörung die gleiche Ursache hätten und auch ihre Lösung nur gemeinsam gelingen könne.

Der US-Klimabeauftragte John Kerry bekannte sich ebenso wie die Präsidentin des UN-Klimagipfels in Glasgow, Patricia Espinosa, zum Ansatz, Klimawandel und Artenkrise gemeinsam zu bekämpfen. Zu lange sei beides getrennt voneinander betrachtet worden, kritisierte Kerry.

Dabei könne der Klimawandel nicht ohne Naturschutz gestoppt werden und die biologische Vielfalt nicht ohne eine Begrenzung der Erderwärmung bewahrt werden. „Die Natur ist unsere beste Verteidigungslinie im Kampf gegen den Klimawandel“, warb Kerry für den Ansatz der Nature-based Solutions – Klima- und Naturschutz über die Bewahrung kohlenstoffspeichernder Ökosysteme gemeinsam zu betreiben.

Der Klimagipfel in Glasgow und der Biodiversitätsgipfel im chinesischen Kunming in diesem Herbst böten eine einmalige Chance, die beiden Menschheitsprobleme entscheidend anzugehen, sagte der Klima-Sonderbeauftragte von US-Präsident Joe Biden.

Espinoza kündigte an, dass naturbasierte Lösungen im Zentrum der Glasgow-Verhandlungen stehen würden. Gemeinsam mit der Chefin der UN-Konvention für biologische Vielfalt, Elizabeth Maruma Mrema, kündigte sie an, dass beide UN-Organisationen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten würden.

Der neue Fonds wurde als gemeinnützige Stiftung vom Bundesentwicklungsministerium und der KfW-Bankengruppe gemeinsam mit weiteren Organisationen wie der Weltnaturschutzunion (IUCN), der UNESCO, dem WWF und der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft gegründet.

Deutschland gibt derzeit jährlich 500 Millionen Euro für den internationalen Biodiversitätsschutz aus. Im Vorfeld des Weltbiodiversitätsgipfels, der im Herbst in China stattfinden soll, gibt es Überlegungen, diese Summe deutlich aufzustocken. Müller hat das vor einigen Monaten bereits angekündigt, ohne Summen zu nennen. Im Gespräch ist ein Betrag von einer Milliarde Euro jährlich.

Im Projekt „Countdown Natur“ berichten wir mit Blick auf den UN-Naturschutzgipfel über die Gefahren für die biologische Vielfalt und Lösungen zu ihrem Schutz. Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden von der Hering Stiftung Natur und Mensch gefördert. Sie können weitere Recherchen mit einem Abonnement unterstützen.

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