Über einen Betrüger, der den Eiffelturm verkaufte – und über den Trend True Crime
In der fünften Folge des Podcast Über Geschichte geht es um den Hochstapler Victor Lustig. Der Betrüger lebt mal in Europa, mal in den USA und oft dazwischen, wenn er reiche Reisende auf Ozeandampfern beim Kartenspiel betrügt. Sein Meisterstück: 1925 verkauft er den Eiffelturm.
Heute kennt jedes Kind den Eiffelturm. Paris ohne Eiffelturm ist schlicht undenkbar. Das war nicht immer so. Vor hundert Jahren galt der Turm als Makel in der Stadt. Die Stimmung nutzte der Betrüger Victor Lustig für einen Coup. Er verkaufte den Turm an einen Schrotthändler.
Schon als Gustave Eiffel zur Weltausstellung 1889 seinen Vorschlag für den 300-Meter-Turm aus Eisen vorbrachte, gab es eine Initiative von Künstlern, die den Turm verhindern wollten. Kaum stand der Turm, drängten sie, ihn möglichst schnell wieder abzureißen. Er sei ein Schandfleck, rostig, riesig, hässlich. Außerdem musste er alle sieben Jahre gestrichen werden, das kostete richtig Geld.
Die Stimmung nutzt der Hochstapler Victor Lustig 1925. Der Betrüger hat 46 Identitäten, wohnt mal in Europa und mal in den USA und oft dazwischen, wo er auf Ozeandampfern reiche Reisende über den Tisch zieht. Er hat eine Geldvermehrungsmaschine erfunden, Geld gefälscht, sich mit Al Capone angelegt und sonst noch alles Mögliche gemacht. Dabei hätte er auch eine andere Laufbahn einschlagen können. Er hat studiert, lernte viele Sprachen, war umgänglich. Aber er langweilte sich schnell. Er ist ein Spieler – und ein begnadeter Menschenkenner.
1925 arbeitet er unter dem Namen Victor Lustig. Er gibt sich als Ministerialbeamter und Postangestellter aus, weil der Eiffelturm als Fernmeldemast genutzt wurde. Förmlich lädt er fünf Schrotthändler ins schickste Hotel der Stadt ein, zu einem diskreten Gespräch. Er verspricht ihnen 10.000 Tonnen Stahl am Stück: Den Eiffelturm. Sie sollen ihm ein Angebot schicken.
Geschnitten oder am Stück?
Die Schrotthändler machen einen Rundgang auf dem Turm, sie prüfen das Material und die Nieten und der Betrüger prüft sie. Er sucht ein Opfer. Und er findet es. Antoine Poisson ist etwas laut, ein Angeber und weniger arriviert als die anderen. Er lädt ihn zum Gespräch, der bringt seine Frau mit. Die hat ihre Zweifel. Dann kommt der Clou: Er bittet offen um einen kleinen Zuschlag. Nur dann könne er das Angebot sicher annehmen. Französische Beamte würden ja so schlecht verdienen. Sie verstehen. Sie verstanden. Sie sollten ihn erpressen. Das ist der Moment, in dem die Falle zuschnappt. Ein korrupter französischer Beamter musste echt sein. Das Angebot kommt zustande. Victor tauscht einen Umschlag mit Geld gegen einen Kaufvertrag. Und verschwindet.
Carolas Artikel über Victor Lustig ist in Zeit Leo erschienen.
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Für alle, die den Podcast gehört haben, kommen hier die versprochenen Regeln
Victor Lustigs zehn Regeln für den Con-Man
1. Sei ein geduldiger Zuhörer.
2. Schaue niemals gelangweilt.
3. Warte, bis der andere seine politische Meinung preisgibt und stimme zu.
4. Warte, bis die andere Person religiöse Ansichten äußert und teile sie.
5. Deute Sex-Themen nur an. Sprich nicht darüber, wenn der andere kein Interesse zeigt.
6. Sprich nicht über Krankheiten, es sei denn, die andere Person bringt das Thema auf.
7. Zeige Dich niemals zu neugierig.
8. Prahle nie – lass Deine eigene Wichtigkeit dezent durchscheinen.
9. Sei niemals unordentlich.
10. Betrinke Dich nie.