Warum Forschende im Labor synthetische menschliche Embryonen herstellen

Zwei Forscherteams haben menschliche Embryonen im Labor produziert: Für viele Menschen eine Horrorvorstellung, aber die Wissenschaft sieht auch Chancen. Die Diskussion um den Sinn dieser Forschung kommt dem Fortschritt der Forschung nicht nach.

vom Recherche-Kollektiv die ZukunftsReporter:
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Die Aufnahme eines hochauflösenden Mikroskops zeigt eine Stammzelle.

Die Forschung an und mit menschlichen Embryonen ist in eine neue Phase getreten. In der vergangenen Woche meldeten zwei Wissenschaftlerteams unabhängig voneinander, dass es ihnen gelungen sei, synthetische menschliche Embryonen herzustellen, die große Ähnlichkeiten mit herkömmlichen Embryonen zeigen. Die ForscherInnen um Magdalena Zernica-Goetz aus dem britischen Cambridge und das Team um Jacob H. Hanna aus Rehovot in Israel haben dabei ähnliche Wege gewählt und benötigen dafür weder Eizellen noch Spermien. Die Embryonen werden mit Techniken aus der Stammzellforschung aus gewöhnlichen Zellen lebender Menschen hergestellt.

Erst Embryos der Maus, jetzt vom Menschen

Die beiden konkurrierenden Gruppen veröffentlichten ihre Ergebnisse am 15. Juni 2023 als Vorab-Fassungen ihrer wissenschaftlichen Paper, die nun von externen ExpertInnen begutachtet werden. Deren fachliche Einschätzungen müssen zwar noch abgewartet werden, doch BeobachterInnen dieses Forschungsbereichs rechnen damit, dass sich die Ankündigungen als korrekt erweisen werden. Sowohl Zernica-Goetz als auch Hanna sind seriöse Forschende, ausgewiesene SpezialistInnen, die auf hohem Niveau arbeiten. Beide Teams hatten im August 2022 ähnliche Ergebnisse für Mäuse-Embryos veröffentlicht und haben diese Techniken nun offenbar auf menschliche Zellen übertragen. Dass dieser Schritt passiert, kommt also nicht überraschend. Magdalena Zernica-Goetz hatte ihre Ergebnisse wenige Tage zuvor auf Fachtagungen in Glasgow und Boston vorgestellt, Jacob Hanna dann nachgezogen und damit das Interesse nicht nur der Fachwelt, sondern auch der Öffentlichkeit ausgelöst.

Beide Arbeitsgruppen haben mehrfach betont, dass die synthetischen Embryonen ausschließlich zur Grundlagenforschung dienen sollen. Niemand will die Produkte in die Gebärmutter einer Frau einsetzen. Es wäre auch ein sehr riskantes Unterfangen, weil niemand weiß, zu welchen Fehlbildungen der Herstellungsprozess im Labor führen könnte.

Labor-Embryo wie echter Embryo

Bisher haben die Forschenden die Laborembryos sich einige Tage entwickeln lassen, nach ihren Angaben erreichten sie ein Stadium, das etwa dem 14. Tag einer Schwangerschaft entspricht, weitere Details dazu müssen aber erst geprüft werden. Demnach sind typische Strukturen für diese Entwicklungszeit zu erkennen: die Anfänge von flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen als Vorläufer von Hirn- und Rückenmarksflüssigkeitsräume (Lumen), sowie extraembryonalen Strukturen wie die spätere Fruchthöhle (Amnion) und ein Dottersack. Sollten sich die Ankündigungen als richtig erweisen, würde das bedeuten, dass die WissenschaftlerInnen ein neues Verfahren aufgebaut haben, mit dem sich die frühe Phase der Entwicklung menschlicher Embryonen zumindest prinzipiell untersuchen lässt.

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