Zahnspangen für Kinder: Notwendige Behandlung oder Überversorgung?

In der kieferorthopädischen Praxis kollidieren medizinische Notwendigkeiten mit den Geschäftsinteressen der Dienstleister. Es braucht mehr Forschung zu den Zielen und Erfolgen der Zahnregulierung in Deutschland.

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Zwei Jungen mit kurze, dunklen Haaren lachen in die Kamera, der eine hat dem anderen einen Arm um die Schulter gelegt, beide tragen eine Zahnspange.

Mehr als jedes zweite Kind bekommt in Deutschland heutzutage eine Zahnspange. Bei manchen beginnt die kieferorthopädische Behandlung mit einer losen Spange, je nach individueller Zahnentwicklung meist zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr. Häufig folgt dann eine festsitzende Spange: So genannte Brackets, die fest auf jeden Zahn geklebt werden, und ein Draht, der permanent Druck auf die Zähne ausübt, sollen das Gebiss in Idealposition bringen.

Historisch: „Übel sitzende Zähne“ mit Zange und Feil bearbeiten

Die negativen Auswirkungen von ausgeprägten Zahn- und Kieferanomalien kennt man schon lange. Der griechische Arzt Hippokrates (460 bis 370 vor Christus) erwähnte sie in seinem Werk. Der antike römische Dichter Ovid betonte mehrere hundert Jahre später den Reiz schöner Zähne. Doch das Instrumentarium zur Korrektur von Fehlstellungen war rustikal. Bis weit in die Neuzeit hinein rückte man schiefen Zähnen und einem Raummangel im Kiefer mit Zange und Feile zu Leibe: Um Platz zu schaffen, wurden Zähne kurzerhand abgefeilt oder gezogen.

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