Wie Bonn und Hamburg das Naturkundemuseum der Zukunft schaffen wollen

Bernhard Misof der neue Direktor des Museums Koenig im Interview

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Eingangsbereich des Zoologischen Museums mit Treppen. Davor ein Baum. Im Hintergrund ein mehretagiger Zweckbau.

Wer das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) betritt, dem liegt die afrikanische Savanne zu Füßen. Zumindest können Besucherïnnen im Lichthof des Bonner Naturkundemuseums diesen Lebensraum wie durch ein Brennglas betrachten, die Elefanten, Löwen, Nashörner, den Termitenhügel. Naturkundemuseen wie das ZFMK, oder die ähnlichen Häuser in Berlin und London, bieten in ihren Ausstellungen faszinierende Einblicke in die Tierwelten anderer Kontinente und Epochen.

Mindestens genauso wichtig wie ihre Ausstellungen sind die Sammlungen hinter den Kulissen. Hunderte und Tausende Exemplare von Vögeln, Säugetieren und Insekten liefern Antworten auf Forschungsfragen zur Entstehung einzelner Arten, zu Lebensweisen, Ökosystemen und zur Verwandtschaft der Spezies.

Die Museumswelt ist im Wandel

Doch für eine gelungene Ausstellung genügt es nicht mehr, die wichtigsten Akteure der Savanne als ausgestopfte Exponate zu präsentieren. Die Museumswelt ist im Wandel. Museen wie das ZFMK müssen den Besucherïnnen künftig mehr Möglichkeiten zur Interaktion bieten.

Wenn es nach Professor Bernhard Misof, dem neuen Direktor des Museum Koenig, geht, ist man in seinem Haus auf diesem Weg jetzt einen großen Schritt vorangekommen. Vom Jahr 2021 an wird das Hamburger Centrum für Naturkunde (CeNak) dem ZFMK angegliedert. Das hat Ende Juni die „Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern“ entschieden. Auf diese Weise bekommt das Bonner Forschungsmuseum eine Dependance in der Hansestadt. Zusammen bilden die beiden Institutionen das „Leibniz-Institut für die Analyse des Biodiversitätswandels“.

Hamburg bekommt wieder ein Naturkundemuseum

Damit setzen die Hamburger einen Plan um, den sie schon lange haben: Sie werden das Naturkundliche Museum wiederaufbauen, das alliierte Bomber 1943 im Zweiten Weltkrieg zerstörten. Das CeNak gehörte bislang zur Universität Hamburg. Durch die Zusammenführung wächst das jährliche Budget des Museums Koenig von derzeit 7,4 Millionen Euro bis zum Jahr 2027 auf rund 16 Millionen Euro.

Das neue Haus soll den Namen „Evolutioneum“ bekommen. Damit wollen die Macherïnnen unterstreichen, dass der Mensch die Gestalt der Erde, ihre Lebewesen und den Gang der Evolution verändert. Das Museum will den Reichtum und die Zerbrechlichkeit der Natur zeigen. Der Klimawandel und das Insektensterben sind dafür konkrete Beispiele.

Joachim Budde hat mit Bernhard Misof über den Zusammenschluss gesprochen.

Ein Mann mit kurzen grauen Haaren, grauem Fünf-Tage-Bart, Brille und weißem Hemd steht vor einer Regalwand mit Ordnern.
Bernhard Misof leitet das Forschungsmuseum Alexander Koenig. Er wird ab 2021 Direktor des neuen Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels, in dem das Hamburger Centrum für Naturkunde aufgeht.
„Den Sammlungen in Naturkundemuseen haftet lange eine verstaubte Aura an – wie einer Briefmarkensammlung.“
Ein Lagerraum mit grauen Regalen, in denen Glasbehälter stehen. Darin stecken ausgebleichte Präparate von Fischen aller Größen.
Blick in eine Schatzkammer: Für Wissenschaftler sind vor allem die Sammlungen in Museen interessant. Der marine Teil der Sammlungen des CeNak zum Beispiel wird mit zum Teil uralten Präparaten eine Lücke im neuen Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels füllen.
Reihen von auf Nadeln aufgespießter Käfer, die grün-golden glänzen.
Die wissenschaftlichen Sammlungen am Hamburger Centrum für Naturkunde umfassen insgesamt mehr als zehn Millionen Objekte, darunter zahllose Arten von Insekten, Spinnen, Krebsen, Schnecken und Fischen. Der maritime Teil ergänzt die Sammlung des Museums Koenig besonders gut, weil dieser Teil den Bonner Forschern bislang weitgehend fehlt.
„Naturkundemuseen müssen Citizen Scientists ausbilden und ihr Material nutzen.“
Fünf Fische in zylinderförmigen Glasbehältern mit vergilbten Etiketten.
Vom südlichen Pazifik nach Hamburg: Diese vier historischen Präparate haben Forscherïnnen Mitte des 19. Jahrhunderts von Tahiti, Samoa, Australien und Fidschi ins Museum Godeffroy mitgebracht, einem Vorläufer des Hamburger Naturkundemuseums.
„Unser Museum wird ein Ort, wo Wissenschaftler mit den Menschen in einen Dialog treten.“
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