RiffReporter diese Woche: Kamala Harris und Donald Trump treffen bei TV-Debatte aufeinander

Eine Frau, die in die Kamera lächelt.
Kerstin Zilm, RiffReporterin und Kalifornien-Korrespondentin

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

noch knapp zwei Monate, dann wird in den USA gewählt. Wählerinnen und Wähler entscheiden über Mehrheiten in Städten, Gemeinden und den 50 Bundesstaaten. Am meisten Aufmerksamkeit bekommen aber die Wahlen für den US-Kongress und die Entscheidung darüber, wer im Januar 2025 ins Weiße Haus einzieht. Und da fiebere auch ich besonders mit. Kamala Harris oder Donald Trump – vor dieser Entscheidung stehen die US-Bürger:innen. Am 10. September treffen die beiden zum ersten Mal bei einer Fernsehdebatte aufeinander.

Was in dieser Woche wichtig ist

Diese Debatte ist der inoffizielle Auftakt des Wahlkampfs. Erfahrungsgemäß geht der immer erst im September richtig los, wenn alle aus den Ferien zurück und die Kinder wieder in den Schulen sind. Viele Wählerinnen und Wähler werden sich erstmals ein eigenes Bild von Kamala Harris machen. Vorher gab es Parteitage. Harris und Trump haben Fernsehinterviews gegeben. Sie sind mit ihren Vize-Kandidaten durchs Land gereist. Doch abgesehen von Politik-Nerds passt kaum jemand wirklich auf. Und: Die Debatte wird der erste direkte Schlagabtausch zwischen Kamala Harris und Donald Trump sein. Ohne Spickzettel. Ohne Teleprompter. Ohne Jubel und Applaus von Fans. Millionen werden zuschauen und kommentieren: Argumente und Attacken; Lügen und Lachen; Körpersprache und Kleiderwahl.

Warum wir uns dafür interessieren müssen

Diese Debatte setzt den Ton für die nächsten zwei Monate. Gelingt es Kamala Harris nicht, unentschlossene Wähler:innen davon zu überzeugen, dass mit ihr als Präsidentin Nahrungsmittel, Benzin und Wohnungen preiswerter werden, dass sie die Grenzen sichern wird und dass sie das Zeug zur Obersten Befehlshaberin des US-Militärs hat, steigen die Chancen für eine zweite Amtszeit von Donald Trump. Wie wir wissen, hält der nicht viel von NATO, Klimaabkommen und anderen Vereinbarungen mit den Alliierten. Er beschimpft die, die ihn kritisieren, schubst unliebsame Staatsführer:innen zur Seite und verhandelt nur mit denen, die ihn umschmeicheln. Diktatoren scheint er besonders zu bewundern.

Was mich dabei persönlich beschäftigt

Ich lebe seit mehr als 20 Jahren in den USA und bin mit einem US-Amerikaner verheiratet. In Kalifornien habe ich mein Zuhause aufgebaut und gerade meine US-Staatsbürgerschaft beantragt. Ich will weiter in diesem Land leben, doch mit Donald Trump als Präsidenten ist das schier unerträglich. Seine erste Amtszeit war geprägt von Lügen, Hasstiraden, Angriffen, Narzissmus und Ignoranz. Ich habe mich jeden Morgen beim Einschalten der Nachrichten vor der nächsten Hiobsbotschaft gefürchtet. Das Land hat sich von der tiefen Spaltung, die er angefacht hat, bis heute nicht erholt. Sollte er wieder gewinnen, würde ich nicht nur an den Bürgerinnen und Bürgern meiner Wahlheimat verzweifeln. Ich müsste mich entweder unter einer Decke verkriechen, auswandern oder von der Journalistin zur politischen Aktivistin werden.

Was als Nächstes passieren muss

Kamala Harris muss in der Debatte Donald Trumps Lügen und Verunglimpfungen mit den Mitteln, die sie als Staatsanwältin perfektioniert hat, zerpflücken. Sie muss vor dem Millionenpublikum konkrete Maßnahmen für eine gerechtere Wirtschafts-, Immigrations- und Justizpolitik vermitteln. Danach müssen sie und ihr Team alle Register ziehen, um Wähler:innen zu mobilisieren und eine zweite Trump-Amtszeit zu verhindern. Was droht, muss klar und verständlich angesprochen werden. Der Republikaner hat zum Beispiel Massenabschiebungen angekündigt, Tribunale für unliebsame Kritiker und dass er „nur“ am ersten Tag wie ein Diktator handeln wird. Die Argumente sollten in einem Tonfalldargelegt werden, der das Land nicht weiter spaltet, sondern nach der Wahl ermöglicht, dass sich Menschen wieder annähern. Kamala Harris muss dafür bei der Debatte das Vorbild sein.

Es grüßt Sie herzlich

Kerstin Zilm

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Kerstin Zilm schreibt für uns als RiffReporterin zu den Themen Kalifornien, Politik, Kultur und Sport.

Eine Frau, die in die Kamera lächelt. [AI]

Kerstin Zilm

Kalifornien Korrespondentin und freie Autorin

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