Fahrrad-Kultur: Die schönen und wichtigen Geschichten finden sich abseits der Hauptroute
Wie prägen Räder und Radfahren Alltag und Gesellschaft? Antworten finden sich auf historischen Nebenstrecken sowie in unserer materiell und kulturell aufgeladenen Gegenwart.
Das Rad! Es steht für Umdrehung, wenn nicht Revolution. Seit sie Tretkurbeln tragen, liefern Räder immer wieder neue Impulse dafür, der Gegenwart andere Wendungen zu geben, geistig in die Pedale zu treten und den Blick nach vorne zu verändern.
Wenn nicht heute, spätestens morgen: Zweiräder, ob nun vorangetrieben durch synaptische oder elektrische Stimuli, beeinflussen Planung, Struktur und Wahrnehmung menschlicher (und unmenschlicher) Siedlungen. Ausufernde Freizeittrends und Ferienangebote zeigen: In Sachen Fahrrad hat sich, wieder einmal, die Zukunft zur Jetztzeit gewandelt.
Räder und Tretlager sind symbolische Dreh- und Angelpunkte der Gesellschaft. Sie sind die kleinen individuellen Schrittmacher zum Beispiel für Verkehrspolitik, aber auch für unsere Einstellung sowie den moralisch und praktisch wertvollen Einfluss der Einzelnen auf Umwelt, Klima und die eigene Gesundheit.
So wie das gesellschaftliche Ganze mehr ist als die Summe ihrer Individuen, so gehört zum Fahrrad-Universum mehr als Materie, Wille und Kraft.
Derart raumgreifend und schnell erfolgen Fortschritte in Fahrrad-Technik und -Mode, dass der zunehmend Rad fahrenden Gesellschaft so etwas wie die kulturelle Bodenhaftung verloren zu gehen droht.
Was macht unsere Fahrradkultur und manch verschrobenen Rad-Kult aus? Welche erfinderischen, interaktiven und sportlichen Fahrrad-Komponenten modellieren unser Velo-Weltbild?
Was ist Fahrrad- und Radfahr-Kultur?
Antworten auf diese Fragen beleuchte ich im Rahmen einer mehrmonatigen Recherche-Expedition auf der es gilt, angesichts ganzer Berge aus Fahrrad- und Radfahr-Meilensteinen die impulsgebenden und elementaren Wegweiser aufzuzeigen. Gegenwart und Zukunftstrends bleiben stets eingeblendet auf dieser Expedition, deren Etappen nur manchmal entlang vorgegebener soziologischer oder technologischer Routen verlaufen.
Vergleichbar den Koordinaten, wie sie bei Streckenaufzeichnung die elektronischen Routenpunkte dokumentieren, lege ich Markierungen auf meiner Expedition an. Jede Markierung besteht aus einem Beitrag im Magazin der RadelndeReporter, das sich so um eine Art von Fahrrad-Feuilleton erweitert.
Ziel ist ein Kultur-Kompendium zu Fahrrad und Radfahren: ein alphabetisch gegliederter Abriss – auch zum Nachschlagen, aber vor allem zum Stöbern.
Parallel sammle ich Statements von Persönlichkeiten, die beruflich, historisch oder sportlich mit Fahrrädern oder Radfahren zu tun haben. Wobei man zumal an der Aussage Franz Münteferings (unterm Rebecca-Peters-Porträt) merkt, dass politisch Involvierte in Sachen Radverkehr fast ausschließlich unsere Alltagskultur im Blick haben scheinen.
Das Statement von Rebecca Peters, Bundesvorsitzende des Fahrradclubs ADFC, übermittelt exklusiv zum Start meiner Kultur-Expedition und zur Frage, was Fahrradkultur ausmacht:
Fahrradkultur ist, wenn das Fahrrad Lieblings-Verkehrsmittel der Menschen in ganz Deutschland ist – und sie es ganz selbstverständlich Tag für Tag nutzen. (Rebecca Peters, ADFC)
Für meine Expedition durchs Fahrrad-Universum habe ich ein gemeinsam von VG Wort und BKM aufgelegtes Neustart-Kultur-Stipendium erhalten. So können die ersten Beiträge kostenfrei zugänglich sein.
Womit wir bei den sensiblen Themen Geld, Wirtschaft und Industrie wären. Auf Fahrräder oder das Radfahren spezialisierte Medien stecken in der Regel voll von Werbung und hängen auf diese Weise indirekt von solchen Geldgebern ab. Für den RadelndenReporter gilt ebenso wie für das gesamte RiffReporter-Angebot: garantiert werbefrei und unabhängig (sowie selbstverständlich auf allen Geräten verfügbar).
Unabhängige Recherche und Texte
Obwohl ich kraft meines Themenmagazins beruflich sozusagen den Stempel Fahrrad und Radfahren trage (Transparenzhinweise), bestehen keinerlei Verbindungen in die Wirtschaft oder zu Freizeit- und Sport-Organisationen (auch nicht zu entsprechenden Vereinen). Themenauswahl, Recherchewege und Kernaussagen meiner Beiträge bleiben stets unbeeinflusst.
Zurzeit online im Fahrrad-Kultur-Kompendium:
- Ältester Radverein der Welt: Altonaer Bicycle-Club und andere Anwärter
- Fahrrad-Kunst: Nach Beuys und Duchamp fehlen ausdrucksstarke Protagonisten
- Kultobjekt Fahrrad: Eine zugleich exquisite wie angreifbare Ausstellung in Münchens Neuer Sammlung
- Let’s cruisz! Warum wir für Radfahren und das sprachlich verfehlte Fahrrad endlich neue Begriffe brauchen
- Reise-Vehikel Fahrrad: Trends und Tipps für Ferntouren
- Völkerverständigung: Eine Radreise durch Frankreich wird zum Motor eines deutsch-französischen Austauschs.
Literatur mit Kulturaspekten in Sachen Fahrrad & Radfahren
Amato, Stefan: Tour de Rad – Unterwegs auf den legendären Bikepackingrouten der Welt, Berlin 2022.
Amenda, Lars: Altonaer Bicycle-Club von 1869/80, Hamburg 2019.
Antony, Rachael & Henry, Joёl: The Lonely Planet Guide to Experimental Travel, Melbourne 2005.
Augé, Marc: Lob des Fahrrads, München 2016.
Baroni, Francesco: Das Fahrrad – Eine Kulturgeschichte vom Veloziped zum Mountainbike, Wiesbaden 2008.
bikeline Panorama: Radfernwege Deutschland, Rodingersdorf 2023.
Bollschweiler, Michael et al. (Hrsg.): Rückenwind – ein Streifzug durch die Fahrradgeschichte, Bielefeld 2011.
Bremer, Sven (Hrsg.): Das Gravelbike, Bielefeld 2023.
Farin, Tim: 101 Dinge, die ein Rennradfahrer wissen muss, München 2020.
Fink, Johann: freilauf – Magazin für Fahrrad, art-Themenseite (zuletzt besucht 21.1.22); Regensburg 2021.
Herrmann, Sebastian: Gebrauchsanweisung fürs Fahrradfahren, München 2017.
Hochmuth, Andreas: Kommt Zeit, kommt Rad. Eine Kulturgeschichte des Radfahrens, Wien 1991.
Horner, Craig: The Emergence of Bicycling and Automobility in Britain. London 2021.
Ilundáin-Aguruzza, Jesús et al. (Hrsg.): Die Philosophie des Radfahrens, Hamburg 2013.
Klose, Alexander: Rasende Flaneure. Eine Wahrnehmungsgeschichte des Fahrradfahrens, Münster 2003.
König, Johann-Günther: Fahrradfahren – Von der Draisine bis zum E-Bike, Stuttgart 2017.
Lamarche-Vadel, Bernard: Jospeh Beuys – is it about a bicycle? Paris/Verona 1985.
Lessing, Hans-Erhard: Das Fahrrad: Eine Kulturgeschichte, Stuttgart 2017.
Lessing, Hans-Erhard & Hadland, Tony: Evolution des Fahrrads, Berlin 2021 (Übersetzung der englischen Edition „Bicycle Design – an illustrated History“ aus dem Jahre 2014).
Museum der Arbeit (Hrsg.): Das Fahrrad. Kultur | Technik | Mobilität, Hamburg 2014.
Roos, Martin Christof: Zwei Räder – ein Land, Hamburg 2020.
Straßer, Josef (Autor), Angelika Nollert (Hrsg. für Die Neue Sammlung, München): Kultobjekt, Designobjekt, Fahrrad; Verlag der Buchhandlung Walther & Franz Koenig, Köln 2022.
Technoseum Mannheim (Hrsg.): 2 Räder – 200 Jahre: Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrads, Darmstadt 2016.
Tell, Johan: EnCycloPedia: Alles übers Fahrradfahren, Elsbethen 2019.
Thormann, Olaf (Hrsg.): Bikes! – Das Fahrrad neu erfinden. Leipzig/München 2017.
Von Graevenitz, Antje: Das Schweigen brechen, in: In Medias Res – Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Peter Ludwig (hrsg. von Rainer Jacobs et al.), Köln 1995.