Wie die Digitalisierung die Klimakrise weiter anheizt

von Daniela Becker
11 Minuten
Blick in einen Serverraum

Digitale Technologien haben inzwischen einen größeren CO2-Fußabdruck als der Flugverkehr. Und ihr Energieverbrauch steigt weiter rasant. Die Politik hat die ökologische Dimension der Digitalisierung sehr lange komplett ausgeklammert. Nun braucht es eine umfassende Green-IT-Strategie und einen strengen Ordnungsrahmen.

Die Digitalisierung geht in rasanten Schritten voran – und mit ihr der Vernetzungs- und Automatisierungsgrad von Maschinen und Prozessen. „Bislang haben wir von der Digitalisierung nur das Amuse Gueule gesehen – die Veränderung in den nächsten zehn Jahren wird radikaler sei, als in den letzten 250 Jahren“, meint aber Karl-Heinz Land, CEO der neuland GmbH und Autor des Buches „Die Zukunft provozieren“. Alles, was sich digitalisieren lasse, werde auch digitalisiert, meint Land. Gleichzeitig habe Digitalisierung ein enormes Potenzial für die nachhaltige Entwicklung. Hunger und Armut, Klimawandel und Energieverschwendung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit, Ressourcenraubbau und Misswirtschaft: All diese Probleme der Welt ließen sich mit Hilfe digitaler Technologien lösen, so Land.

Doch ist dem wirklich so?

Was wurde uns nicht alles versprochen: E-Mails würden die energieaufwändige Energieproduktion von Papier überflüssig machen, Geschäftsreisen durch Videokonferenzen ersetzt. Bisher hat die Digitalisierung aber keines dieser Öko-Versprechen eingelöst. Das Gegenteil ist der Fall. Im umsatzorientierten Wettbewerb geht es um Geschwindigkeit, die sich mit der Digitalisierung erheblich erhöht hat: Per One-Click lassen sich im Internet schnell und günstig Waren kaufen, Lieferung noch am selben Tag und wenn es nicht gefällt, wird es eben zurückgeschickt. Entsprechend stark steigen die Retouren. Flüge lassen sich ebenfalls ganz einfach online buchen und sind spottbillig: die Fluggastzahlen steigen ungebremst, sowohl private als auch Geschäftsreisen. Auf Instagram, Twitter, TikTok und Facebook sehen wir unseren Mitmenschen in Echtzeit beim Leben zu. Abends sitzen wir auf der Couch, „netflixen“ oder „youtuben“, und heizen dabei das Klima an. Immer mehr und immer höhere Datenraten werden durch das Internet geschoben.

Die Rechenzentren, auf denen die Daten liegen, machen das Internet erst möglich: Auf tausenden von Servern liegen Daten, auf die wir zugreifen, um nach Informationen zu suchen oder soziale Plattformen zu nutzen. Der Trend geht zu so genannten „Hyperscale Rechenzentren“, die so groß sind wie mehrere Fußballplätze. Der Rund-um-die-Uhr-Betrieb dieser Zentren und ihre Kühlung der Zentren benötigt enorm viel Strom und Energie.

Die Grafik zeigt, welche Treibhausgasemissionen bei der Herstellung und Verwendung von digitalen Technologien anfallen.Alleine bei der Informationstechnik fallen grob 0,85 Tonnen pro Mensch und pro Jahr an. Die Zahlen sind mit großer Unsicherheit behaftet, jedoch in jedem Falle nicht zukunftsfähig.
Der CO2-Fußabdruck unseres digitalen Lebensstils
Ein ganzer Berg Handys.
Die Kurzlebigkeit elektronischer Geräte wie Handys oder Tablets, die schnell durch die jeweils neueste Generation ersetzt werden, ist ein großes Klima- und Ressourcenproblem.
Visualisierung eines Rechenzentrums, das mit Strom aus Windkraftanlagen versorgt wird.
Die Vision von Windcloud: Rechenzentren, die direkt mit lokal erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden.
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