Weltklimakonferenz COP29: Ohne Finanzierung keine (gute) Zukunft, für niemanden

Auf der COP29 in Baku tut sich die Weltgemeinschaft schwer, Lösungen zur Klimafinanzierung zu finden. Das ist fatal. Ein Kommentar.

vom Recherche-Kollektiv Klima & Wandel:
3 Minuten
Totale mit Abenddämmerung: Ein Kohlekraftwerk stößt schwarze, klimaschädliche Emissionen aus.

Zwar ist in den vergangenen Jahren keine der internationalen Klimakonferenzen pünktlich zu Ende gegangen, doch in diesem Jahr gestalten sich die Verhandlungen besonders schwierig. Die Positionen der Länder des Globalen Südens und des Globalen Nordens könnten kaum unterschiedlicher sein.

Gestritten wird über Gelder, die Industriestaaten an die Entwicklungsländer überweisen sollten, damit diese sich an die Folgen des menschengemachten Klimawandels anpassen können. Die Länder des Globalen Südens tragen wenig bis keine Schuld, sind aber am stärksten von den Auswirkungen betroffen.

Die Verhandlungen in Baku, sie gleichen einem Possenspiel: Im Textentwurf vom Donnerstag stand keine konkrete Summe, welche die Industriestaaten in den kommenden Jahren bereitstellen sollen. „Unausgewogen, nicht umsetzbar und inakzeptabel“, waren die Worte, die der EU-Kommissar für Klimapolitik Wopke Hoekstrak dafür übrig hatte.

Laut einer unabhängigen UN-Expertengruppe benötigen die Entwicklungsländer bis 2030 rund 1 Billion US-Dollar pro Jahr – und sogar 1,3 Billionen bis 2035. Das wäre das 10- bis 13-Fache als bisher an Klimahilfen fließt. Die Entwicklungsländer fordern bis zum Jahr 2030 Zahlungen der Industriestaaten von „mindestens“ 500 Milliarden Euro pro Jahr.

Der aktuelle Kompromissentwurf lässt nichts Gutes ahnen

Am Freitag folgte dann der nächste Aufschlag – zwar ist der aktuelle Textentwurf ein Zwischenstand, doch er lässt nichts Gutes ahnen. Die Industrieländer sollen nun mit einem Betrag in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar jährlich für die durch sie verursachten klimabedingten Schäden aufkommen. Das ist – höflich formuliert – ein schlechter Witz.

Ali Mohamed, Kenias Sondergesandter für den Klimawandel und Vorsitzender der African Group of Negotiators, bezeichnete die vorgeschlagene Zahl als „völlig inakzeptabel“ und fügte hinzu: „250 Milliarden US-Dollar werden zu inakzeptablen Verlusten an Menschenleben in Afrika und auf der ganzen Welt führen und gefährden die Zukunft in unserer Welt“. Der Finanzverhandler der African Group, Alpha Kaloga, sprach in einem Beitrag auf X von einem „schlechten Deal“.

„Mit einem dürftigen Klimafinanzierungsangebot von 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr und einer Lieferfrist bis 2035 sind reichere Nationen, darunter EU-Länder und die USA, gefährlich nahe daran, das #ParisAgreement zu verraten“, kritisierte Rachel Cleetus von der Union of Concerned Scientists.

Das Problem: Die Lücke zwischen 1,3 Billionen und den vorgeschlagenen 250 Milliarden soll laut dem Entwurf über den Zeitverlauf durch eine Reihe von verschiedenen Finanzquellen gedeckt werden. Doch wie die Summe zustande kommen soll, wird nur vage beschrieben. Ebenso schwere Kost dürfte sein, dass sich die 250 Milliarden US-Dollar nicht nur auf Subventionen begründen, sondern auch Darlehen enthalten sollen. Die häufig hoch verschuldeten Länder des Globalen Südens müssen diese dann mit teilweise sehr hohen Zinsen zurückzahlen.

Fakt ist: die Industriestaaten sind nach wie vor die Hauptverursacher der Treibhausgase und emittieren weiterhin viel zu viel. Das hat gesundheitsschädliche, lebensbedrohliche Folgen für uns. Der Westen muss dringend handeln. Die zunehmenden Extremwetterereignisse weltweit sind unübersehbar. Auch vor unserer Haustür häufen sich „Jahrhunderthochwasser“. Allein dieses Jahr verursachten Extremwetter in Deutschland Milliardenschäden, vernichteten Ernten, zerstörten Häuser, kosteten Menschenleben. Es ist höchste Zeit, den Einsatz fossiler Energien drastisch zu reduzieren.

Gegen jegliche menschliche Vernunft: Kohle-, Öl- und Gasverbrauch steigt

Trotz der Fortschritte bei sauberen und erneuerbaren Energien treibt der wachsende Erdgas- und Ölverbrauch die globalen fossilen Emissionen weiter in die Höhe: Sie werden im Jahr 2024 voraussichtlich um 0,8 Prozent steigen und 37,4 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente erreichen. Die Emissionen aus Kohle steigen um 0,2 Prozent gegenüber 2023 an.

Und die im Vorjahr mühsam erstrittene, eher weiche Formulierung, dass die Welt sich von fossilen Energien wegbewegen müsse – sie könnte in diesem Jahr wohl auf Bestreben von Saudi-Arabien hin wieder aus der gemeinsamen Abschlusserklärung verschwinden.

Ohne ausreichende Finanzierung werden die Folgen der Klimakrise unkontrollierbar

Ja, der Billionenwert für die ärmeren Länder scheint hoch. Aber es ist richtig, dass die ärmeren Staaten diese Summe einfordern. Der Großteil des Wohlstands in den Industrienationen – unseres Wohlstands – beruht auf gut einem Jahrhundert rücksichtsloser Verbrennung fossiler Rohstoffe. Deutschland ist historisch gesehen der fünftgrößte Treibhausgasemittent weltweit.

Ohne ausreichende Finanzierung werden die Folgen der Klimakrise unkontrollierbar. Das betrifft nicht nur den Globalen Süden, sondern uns alle – die Zukunft aller hängt von unserer Bereitschaft ab, jetzt zu investieren.

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