Können Menschen, die Covid-19 überstanden haben, den Kranken mit einer Blutspende helfen?

Weil es dauert, Impfstoffe zu entwickeln und Medikamente zu testen, wollen Mediziner gegen das Coronavirus auf Antikörper im Blut von Genesenen setzen. Von Kai Kupferschmidt

8 Minuten
Das Bild zeigt einen Beutel mit Spenderblut, der an einem Tropfer hängt.

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Als Mitte März auch in New York die Zahl der Covid-19-Fälle in die Höhe schnellte, war das ein bedrohliches Signal. In der Millionenstadt sahen Ärzte eine verheerende Epidemie auf sich zurollen, und Forscher mussten feststellen, dass sich das neue Coronavirus weltweit rasant ausbreitete. Arturo Casadevall von der Johns Hopkins University in Baltimore deutete die steigenden Fallzahlen noch auf ganz andere Weise. Der Chef des Department of Molecular Microbiology and Immunology sah mit der wachsenden Zahl der Erkrankungen zugleich eine wachsende Armee künftiger Genesener entstehen, die helfen könnte, die Seuche zu besiegen.

Bereits im Januar hatte Casadevall dafür plädiert, eine uralte Therapieform gegen die schwere Virusinfektion einzusetzen: Bluttransfusionen von Menschen, die die Krankheit überstanden hatten. Nun schien die Zeit gekommen, das Konzept in die Praxis umzusetzen.

Am 13. März veröffentlichte er mit seiner Kollegin Liise-Anne Pirofski vom Albert Einstein College einen Bericht im Journal of Clinical Investigation, den der Immunologe nun „das vielleicht wichtigste Paper meines Lebens“ nennt. Als einen großen Vorteil der Plasmatherapie nennen Pirofski und Casadevall darin, dass man die Infrastruktur für Transfusionen nutzen könnte, die in Krankenhäusern und Behandlungszentren sowieso zur Verfügung steht. Die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe dauert noch Monate oder gar Jahre. Diese traditionelle Therapieform kann dagegen schnell und breit eingesetzt werden. Und je länger die Pandemie anhält, umso mehr Menschen gibt es, die mit ihrem Blut anderen helfen können.

Die großen Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie

Hinzu kommt, dass eine Transfusion vergleichsweise wenige Risiken hat. Zwar könnte eine unentdeckte Infektion übertragen werden, und bei schwerkranken Patienten ließe sich nicht völlig ausschließen, das eine Lungeninsuffizienz ausgelöst werde, die unter Umständen zum Tod führen könnte. Beides seien aber seltene Nebenwirkungen, beschwichtigten Pirofski und Casadevall.

Die beiden empfahlen: Krankenhäuser sollten, „den Notfalleinsatz von Rekonvaleszentenplasma erwägen und so schnell wie möglich die Vorbereitungen dafür beginnen“. Danach sei alles sehr schnell gegangen, erzählt Casadevall. Mit Kollegen an anderen Kliniken und Universitäten entwickelte er ein Protokoll, das die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA schon Ende März genehmigte. Am 7. April wurde der erste Covid-19-Patient in den Vereinigten Staaten mit Plasma behandelt. Die seither übliche Dosis umfasst zwischen 200 und 500 Milliliter.

Das Bild zeigt den Arm eines Mannes, der eine Blutspende macht. In seinem Arm steckt eine Kanüle, über die Blut in einen Beutel fließt. Aus dem Blut wird dann Plasma gewonnen, das Kranken verabreicht werden kann.
Sind Blutspenden von Menschen, die Covid-19 überstanden haben, eine schnell einsatzfähige Therapie für Kranke? Daran arbeiten Wissenschaftler in den USA und Deutschland.
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