Zoo-logisch: Wie Aale aus dem Magen eines Raubfischs flüchten, Pottwale umschifft werden und mehr

Wir empfehlen ein Buch über träumende Tiere sowie Film-Konzerte. Außerdem: Neues zu Aalen, einer wiederentdeckten Froschart und dem Schutz von Pottwalen im Mittelmeer. Lesen Sie die News-Rubrik der Tier-Reporter. Weil Tiere mehr Platz brauchen: auf der Welt und in unseren Köpfen.

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Mehrere graue Aale schwimmen in der Brandung eines braunen, schlammigen Gewässers.

Im Tier-Report berichten wir in aller Kürze über Tiere – mit neuer Forschung, aufregenden Entdeckungen, erfreulichen Nachrichten und Empfehlungen zu Büchern, Podcasts oder Filmen. Wer dieses Angebot kostenfrei in die Mailbox bekommen möchte, kann den Newsletter gleich jetzt bestellen.

Die Themen von heute

Erforscht: Wie die Aal-Mahlzeit doch noch entwischt | Entdeckt: Wenn Frösche von den Toten auferstehen | Empfohlen: Träumende Tiere und BBC-Filmkonzert | Erfreulich: Reederei ändert Schiffsroute, um Wale zu schützen

Erforscht: Wie die Aal-Mahlzeit doch noch entwischt

Immer wenn du denkst, du hast gerade gut gegessen: Sei dir da mal nicht so sicher. Zumindest nicht, wenn du eine Zahn-Schläfergrundel bist, also ein Raubfisch aus asiatischen Süßgewässern mit einer Vorliebe für Aal.

Denn auch wenn du deine Beute schon verschluckt hast und dich auf dein Verdauungsschläfchen freust – mancher Mahlzeit gelingt sogar noch die Flucht aus deinem Magen. So haben es jetzt die Röntgen-Videos eines japanischen Forschungsteams dokumentiert, dessen Beobachtungsstudie gerade erschienen ist.

Allerdings müssen die Aale innerhalb weniger Minuten einen Ausweg finden, bevor die Verdauungssäfte sie töten. In den Aufnahmen des Forschungsteams lässt sich mitverfolgen, wie die Fische zunächst im Ganzen verschluckt werden, mit einer Menge Wasser, und dann durch das Mageninnere der Grundeln schwimmen. Sie suchen nach einem Ausgang – oft mit Erfolg: Von den 32 Jungaalen, die die Forschenden gebannt beobachteten, fanden 28 tatsächlich den Austritt zur Speiseröhre. Schwanz voran schoben sie sich durch den Tunnel zurück in Richtung Fischmaul.

Dann muss es einige doch noch dahingerafft haben. Denn nur knapp die Hälfte konnte sich, einmal der Speiseröhre entglitten, noch weiter zu den Kiemen vortasten. Wer diese erreichte, drückte sich auch hier rückwärts zum Ausgang. Neun Aalen gelang schließlich die Flucht aus dem Leib ihres Räubers. Sie schlängelten sich durch die Kiemen ins Leben zurück und suchten umgehend das Weite, unversehrt und quicklebendig.

Dem Grundel hat das verständlicherweise nicht so gut gefallen. In diesem Video auf YouTube zeigt sich das Ganze einmal aus ihrer Perspektive.

Entdeckt: Wenn Frösche von den Toten auferstehen

Totgesagte leben länger. Das gilt auch für Frösche – zumindest für eine lange verschollene Art. Als der Zoologe George Tate im Jahr 1922 auf Expedition nach Südamerika ging, machte er im Südwesten Ecuadors eine Entdeckung: Er fand sechzehn Exemplare einer neuen Froschart: Pristimantis ruidis. Die Tiere mit der rauen und warzigen Haut blieben aber für ein Jahrhundert trotz gezielter Suchen die einzigen Vertreter dieser Spezies. Bis jetzt.

Bei einer Expedition im Jahr 2022 spürte das Team um den Biologen Juan Sánchez-Nivicela am selben Ort in den Ecuadorianischen Anden zwei lebende Frösche dieser Art auf, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten als „vom Aussterben bedroht (möglicherweise ausgestorben)“ geführt wird. Der Fund könnte wichtige Konsequenzen haben: für die Spezies, für ihr Habitat – und für die Menschen, denen Amphibien am Herzen liegen.

Zum einen konnten die Tiere neu untersucht, beschrieben und dank fortschrittlicher genetischer Analysen erstmals in den Stammbaum verwandter Arten eingeordnet werden. Ebenso wichtig sind die Umstände ihrer Wiederentdeckung in einem der verbleibenden wilden Waldstücke im südlichen Ecuador.

Die Forscherïnnen betonen, dass ungestörte Habitate dieser Art auch andere seltene und bedrohte Spezies beherbergen könnten. Die Lebensräume müssten deshalb dringend vor dem in dieser Gegend weit verbreiteten Bergbau und illegaler Abholzung bewahrt werden.

Frösche brauchen Refugien, weil sie und andere Amphibien die am stärksten gefährdete Tiergruppe der Welt sind. Ihnen setzen die Klimakrise sowie die zunehmende Zerstörung und Verschmutzung der Lebensräume zu. Dazu kommt eine gefährliche Infektionskrankheit, über die wir im Tier-Report #18 bereits berichtet haben. Der Pilzerreger Batrachochytrium dendrobatidis – eine verwandte Art befällt Salamander – hat bereits einige Froscharten ausgerottet und andere stark dezimiert. Es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Frösche von den Toten wieder auferstehen.

Eine erwachsene rote Katze schläft auf einer blauen Decke. Sie streckt die Beine von sich.
Auch diese Katze träumt. Davon ist der Zoologe, Philosoph und Autor David M. Peña-Guzmán überzeugt.

Empfohlen: Wie Tiere träumen

David M. Peña-Guzmán forscht in San Francisco zu animal studies, ist aber auch Philosoph. Das heißt, er liebt von Haus aus komplizierte Fragen. Zum Beispiel die, ob Tiere Selbstmord begehen können, wofür es ja einen freien Willen braucht. In seinem Buch „When Animals Dream. The Hidden World of Animal Consciousness“ (Princeton University Press, 2022) untersucht er nun, wie Tiere träumen und welche Studien es dazu gibt.

Dabei ist Peña-Guzmán davon überzeugt, dass zum Träumen ein Bewusstsein gehört, anders sei träumen gar nicht möglich. Wer aber träumt, erlebt Emotionen im Schlaf, kann also auch Albträume haben. Peña-Guzmán hat ein packendes Buch geschrieben, das viele Fragen aufwirft. Und das Haustierbesitzerinnen und -besitzer ganz neu auf ihre Katzen und Hunde blicken lässt, wenn die im Schlaf wuffen, knurren, winseln, jaulen, mit den Läufen scharren, wedeln oder ihre Krallen ausfahren.

Und wer einmal live zuhören möchte, wie Peña-Guzmán über tierisches Bewusstsein und Tierträume spricht, dem sei die Ausgabe „When Animals Dream“ des Chasing Leviathan Podcast ans Herz gelegt.

Empfohlen: Planet Erde III - Live in Concert

Wollten Sie schon immer das Leben in der Tiefsee erkunden, in den Dschungel reisen oder heiße Wüsten durchqueren? Bei der Veranstaltungsreihe „Planet Erde III – Live in Concert“ können Sie genau das tun – sogar ohne in ein Flugzeug zu steigen. In elf Städten gibt es auf der großen LED-Leinwand Highlights der preisgekrönten BBC-Naturdokumentation „Planet Erde III“ zu sehen. Sie werden live musikalisch begleitet vom „City of Prague Philharmonic Orchestra“.

Der Meeresbiologe und Terra-X-Moderator Uli Kunz moderiert die Veranstaltung und gibt zwischen den Film- und Konzertpassagen Einblicke in die Tierwelt und das Geschehen bei den Dreharbeiten. Start ist bereits am kommenden Donnerstag, dem 19. September, in Oberhausen. Bis zum 1. Oktober folgen Stuttgart, Zürich, Mannheim, München, Nürnberg, Hamburg, Bremen, Hannover, Köln und Berlin. Einzelne Tickets sind noch zu haben.

Ein gigantischer grauer Pottwal schwimmt direkt unter der Wasseroberfläche und reißt sein Maul auf. Zähne blitzen.
Pottwale im östlichen Mittelmeer halten sich gerne im Hellenischen Graben auf. Jetzt sollen sie dort besser geschützt werden.

Erfreulich: Reederei ändert Schiffsroute, um Wale zu schützen

Auch im Mittelmeer leben gigantische Meeressäuger, etwa Finn- oder Pottwale. Doch leider sind viele dieser Populationen bedroht – nicht zuletzt, weil die Tiere viel zu oft Opfer von Kollisionen mit großen Handelsschiffen werden. Da ist es äußerst erfreulich, was der internationale Tierschutz-Fonds IFAW Anfang August bekannt gab: Die griechische Reederei Arcadia verlegt die Routen ihrer zahlreichen Frachtschiffe, damit diese den Vertretern der bedrohten Tierarten aus dem Weg gehen.

Die Schiffe sollen in Zukunft das Gebiet des Hellenischen Grabens westlich der griechischen Halbinsel Peloponnes umfahren. Dort leben die meisten der nur noch weniger als 200 Pottwale umfassenden Population dieser Meeressäuger im östlichen Mittelmeer. Mehr als die Hälfte der Todesfälle der Tiere wird darauf zurückgeführt, dass Schiffe aus Versehen in sie hineinfahren und sie mit den Schrauben aufschlitzen.

Der Geschäftsführer von Arcadia, Dimitrios Mattheou, sagt: „Auch nur ein Wal, der durch einen Schiffsschlag verloren geht, ist einer zu viel.“ Er hofft, dass bald auch die Konkurrenz einen Bogen um den Hellenischen Graben machen wird.

Bis dahin – sowie an den vielen anderen Schiffsrouten mit ähnlichen Problemen – müssen Walschützende auf das Projekt Save Moby hoffen. Es ortet Wale mithilfe von Bojen und warnt Schiffe umgehend vor einer möglichen Kollision. Forschende haben es vor der Südküste Kretas bereits erfolgreich getestet. Es soll überall dort zum Einsatz kommen, wo Schiffsrouten nicht verlegt werden können.

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