Wie Roboter ins Kindertheater kommen und was das mit dem Maler Hieronymus Bosch zu tun hat.

Die Gruppe pulk fiktion hat das Groteske kindgerecht auf die Bühne gebracht. Rezension. Von Christiane Enkeler.

17 Minuten
Ein Bild wie aus der Renaissance: Auf dem Rücken von zwei Darsteller:innen hält sich eine weitere Darstellerin einen roten Ball wie eine süße Frucht über ihren geöffneten Mund hält. Im Hintergrund ein weißer Vorhang mit der grünen Projektion eines Kaleidoskops.

Eine Zeichentrickfigur leuchtet als stehendes Bild im Hintergrund der Bühne: ein rennender kleiner Junge mit roter Baseballkappe und Rucksack. Drei Schauspieler sehen sich freundlich entspannt den Jungen an. Dann verkleiden sie sich offen, packen sich einen Rucksack auf den Rücken, ziehen die rote Kapuze über den Kopf – und bringen den Jungen zum Laufen. Die Technik dazu steht auf der Bühne. Es ist ein kleiner röhrenförmiger Projektor, vor dem entlang nun eine Schauspielerin ein immer länger werdendes Band mit vielen Zeichnungen des rennenden Jungen zieht.

Das Filmprinzip als kontemplative Dia-Schau: Da wir im Theater sind, gleich mit „V-Effekt“, dem Verfremdungseffekt, wie bei Bertolt Brecht. Man sieht, dass das Spiel ein Spiel ist, die Darsteller auf der Bühne nur zum Teil sie selbst sind und das Spiel aus Rollen besteht. Oder hier eben aus einem Band.

Das ist eine künstlerische Setzung: Das Ensemble wird also eine Geschichte erzählen. Aber so, dass man sie mit Abstand betrachten kann. Und weniger mit den Figuren mitfühlen. Um Faszination und Reflexion soll es gehen, weniger um Identifikation.

Verschlungene Leiber und Dämonen

„Hieronymus“ ist die aktuelle Produktion der freien Gruppe pulk fiktion aus Bonn, gedacht für Menschen ab sechs Jahren. Es ist eine Reise in die Welt des Renaissancemalers Hieronymus Bosch. Er ist vor allem für seine Paradies- und Höllenbilder berühmt. Sie sind von ineinander verschlungenen Leibern, gruseligen Dämonen, Mensch-Tier-Wesen und Kopffüßlern, die gar keinen Leib besitzen, bevölkert. Boschs Bilderwelten zeigen seine Vorstellungen der menschlichen Lebensreise bis hin zu Tod und (Alp-)Traum. Gleichzeitig sind es Wimmelbilder, auf denen es unendlich viel Interessantes zu entdecken gibt.

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