Nächste Station: Mond

Ein Zukunftsszenario zur bevorstehenden Besiedlung des Erdtrabanten

8 Minuten
Die braun-graue und leicht verschwommene Mondoberfläche, über der sehr knapp am Horizont die fast volle blau leuchtende Erde steht.

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Stellen wir uns einmal vor, der Mond wurde besiedelt. Es gibt dort eine internationale Basis, wie derzeit von vielen Raumfahrtagenturen geplant. Wie sähe es in dieser ersten Siedlung der Menschheit auf einem anderen Himmelskörper aus? Ein Zukunftsszenario.

Ein Gastbeitrag von Weltraumreporter Karl Urban

Das Sirren ist ohrenbetäubend. Es fährt ihr durch Mark und Bein und das soll es auch: Yue Xú war noch nie eine Frühaufsteherin, was hier, 380.000 Kilometer von der Erde entfernt, nicht einfacher geworden ist. Auf dem Mond herrschen zwei Wochen lang Tageslicht, wonach alles zwei Wochen lang in dunkler Nacht versinkt, nur beleuchtet von der fernen Erdkugel. Fluchend richtet sie sich auf. „Es ist 7:00 Uhr Universalmondzeit, Yue“, flötet die KI-Stimme ihrer Assistentin. „Sei doch still“, murmelt Yue und richtet sich in ihrer Schlafkoje mühsam auf, woraufhin der Lärm verstummt. Der Raum erhellt sich automatisch. Das System hat erkannt: Die Astronautin ist wach. Ihre Schicht auf dem Human Lunar Outpost (HLO) wird in Kürze beginnen.

Als früher Flüge ins All noch ausschließlich von Regierungen bezahlt wurden und unbeschreiblich teuer waren, wählte die Bodenkontrolle für jeden Astronauten ein eigenes Wecklied aus. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Angekleidet betritt Yue einen der vielen Tunnel, über die die Wohnquartiere mit allerlei Laboren, Sporteinrichtungen und der Zentrale verbunden sind. Die Basis ähnelt jetzt, im Jahr 2039, jener Idee, die vor zwei Jahrzehnten ein Vertreter der staatlich finanzierten Raumfahrtagenturen propagiert hatte. Mittlerweile ist der HLO wirklich zu einem Dorf geworden. Yue schmunzelt bei diesem Gedanken, während sie den langen fensterlosen Gang entlang schreitet, denn äußerlich erinnert nichts an dieser Station an ein Dorf mit vielen Dächern und einem Gotteshaus. Der HLO liegt komplett verborgen unter meterdickem Vulkangestein, in einem alten Lavatunnel, als Schutz vor der Strahlung.

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