Im Westen wankt der Optimismus – Rad-Deutschland Kap. 6
Im Norden noch viel Positives vernommen, gerät mein Bild zwischen Ruhr und Saar ins Wanken.
Wie geht’s Deutschland? Mit dieser Frage im Gepäck habe ich per Rad die 16 Bundesländer abgeklappert und meine Erlebnisse 2020 im Buch Zwei Räder, ein Land aufgeschrieben. 2451 Kilometer war ich unterwegs. Hier erzähle ich von der Spanne zwischen Kilometer 500 und 900. Übersichtskarte: in der Mitte des Beitrags, im Service-Beitrag sowie in den bereits erschienenen Kapiteln; Kap. 1 – Kap. 2 – Kap. 3 – Kap. 4 – Kap. 5).
Stimmen von unterwegs (NRW und Rheinland-Pfalz)
Bis 2014 wurde doch eher links gewählt im Osten [Gymnasiast, Ruhrgebiet]
Die Politiker schüren die Angst [Feuerwehr-Aspirant, Sauerland]
Frauen arbeiten hier kaum [Thüringerin, lebt/arbeitet am Rand des Westerwalds]
Deutschland ist von Mobbing durchsetzt [ältere Dame, Bad Kreuznach]
Nicht den Tod sollen wir fürchten, sondern das schlechte Leben [Robert Pfaller, mir zitiert von einem "Rheinhessen"-trinkenden Radkollegen].
Der "Dibbermann" ist am Wanken
Beim Dibbermann handelt es sich um das Standbild eines Töpfers in Bad Kreuznach, zu sehen auf dem Vorschaubild des nachfolgenden Video-Clips. Dem Töpfer droht sein ganzes Gut aus den Händen zu gleiten, weil ihm ein Hund am Hosenbein zerrt.
Wie stark wankst Du, Deutschland? Geht Dein Geschirr zu Bruch?
Antworten und Eindrücke habe ich in meinem Buch „Zwei Räder, ein Land“ zusammengefasst: meiner literarischen Collage aus den 16 Bundesländern. Die Fahrt durch "Deutschland West" beginnt nach dem Clip.
Durch den Ostrand des Ruhrgebiets
Füchtorf heißt mein erster Ort in Nordrhein-Westfalen. Noch einmal 30 Kilometer gefahren, und in Tönnishäuschen habe ich die fünfhundert Kilometer voll. Aber mal eben rasten und Eigenlob hudeln, das darf nicht sein. Schließlich bin ich um 14 Uhr verabredet: in Bönen, am Rande des Ruhrgebiets. Dort warten ein Dutzend Schülerinnen und Schüler, um mit mir über Ost, West und die Ex-DDR zu diskutieren. Dies zu organisieren, hat ewiges Nachhaken und gefühlt unendlichen Mailverkehr über Monate bedeutet; diesen Termin will ich keinesfalls versäumen. So lege ich mich ordentlich ins Zeug, presche wie mit Scheuklappen durch Ahlen, letzter Station im Münsterland.
Ich scheue mich vor dem nun beginnenden Ruhrgebiet, bin auf monströses Verkehrsaufkommen gefasst, aber baff: Die Landschaft am Flüsschen Lippe gefällt mir so gut, dass ich Fotostopps einlege. Die Allee am Weiler Weetfeld kann sich in Sachen Idylle mit den Baumspalieren in der Uckermark messen.
Hui, jetzt bin ich zeitlich in der Bredouille. Jenseits der Lippe brettere ich zwischen Trucks durch ein Industriegebiet. Schwülheiß ist das Wetter, Schweiß beißt in den Augen, der Kopf dröhnt. Jetzt kommt der steile Anstieg, südlich hinauf nach Bönen. Das Trikot klebt, die Lunge hechelt, Ziel erreicht: Marie- Curie-Gymnasium, Flachbauten, Baumschatten.
Thomas Caffier lotst mich in den Vorbereitungsraum für die Physik. Zwischen dem Wandkasten fürs Radioaktive und einem Rolltisch mit Trafos bekomme ich Käseschnitte, Kuchen und Kaffee. Caffier unterrichtet Physik und Sport, ist Klassenlehrer von 27 Schülern, die insgesamt elf verschiedene Sprachen beherrschen. Dieses Sprachenwirrwarr sei völlig normal fürs Ruhrgebiet.
Der Lehrer geleitet mich in den Hinterhof, wo Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen neun bis zwölf warten.
Mich erstaunen Interesse und gesellschaftspolitische Kompetenz der Jugendlichen, die viele Jahre nach dem Mauerfall im fast äußersten Westen aufwuchsen. Sie wissen mehr über das Ende des sozialistischen Ostens und den Prozess der Wiedervereinigung als mancher Erwachsene aus dem ehemaligen Zonenrandgebiet, wo ich heute lebe und früher zur Schule ging.
Man ist sich in der Runde einig: Der leistungsorientierte Westen habe den misslich bewirtschafteten Osten nach der Wende einfach überrollt und deswegen sei bis heute viel Frust zu spüren. Auch der Aufstieg der AfD in zahlreichen Ländern bleibt nicht unkommentiert. Eine Schülerin benutzt den Ausdruck Protestwähler, um den unerwarteten AfD-Boom zu erklären, der sich kurz vor Beginn meiner Reise in der Europawahl manifestiert hat und sich im Herbst 2019 in den Landtagswahlen konsolidiert haben wird.
›Ossi‹ kann positiv und negativ konnotiert sein
»Bis 2014 wurde doch eher links gewählt im Osten« meint ein Zehntklässler und weiter: »Seit der Flüchtlingswelle hat sich das umgekehrt und da ist viel Frust dabei. Die Menschen sind keine Nazis, sie wählen so, weil sie Veränderungen wollen.«
Über den Begriff Ossi diskutieren wir auch. Ein Junge sagt es gebe Schüler, die sich mit dem ›Etikett‹ bewusst vom Wessitum abgrenzen. Für diese Schüler besitzt ›Ossi‹ offenbar eine positive Konnotation. Ein Mädchen meint, ›Ossi‹ würde immer wieder von Wessis als Schimpfwort gesehen und genutzt. Derart rasant verläuft das Gespräch, dass ich fast vergesse zu fragen, was die Jugendlichen mit dem Ausdruck DDR verbinden. In den Antworten fallen Begriffe wie Überwachung, Kontrolle, Meinungsunterdrückung, Abschottung von der Ideologie im Westen.
Wir posieren für ein Gruppenbild, eine Redakteurin des Westfälischen Anzeigers stellt es zusammen mit einem Kurzbericht noch am selben Abend online, Überschrift ›Wie tickt Deutschland?‹.
Meine Energie-Uhr tickt auch zu Ende. Nach hitzigen Debatten unter stechender Nachmittagssonne bin ich geistig und körperlich erschöpft, sehe es mir selbst an im Bönen-Clip.
Ich übernachte in Unna. Das Apartment unterm Dach gönnt mir keine Erholung, ist hoffnungslos überhitzt. Selbst bei aufgerissenen Fenstern sinkt die Nachttemperatur nicht unter 27 Grad Celsius. Die Matratze habe ich vom Gestell gezerrt und unter ein Fenster platziert. Dennoch wälze ich mich, gefühlt über Stunden, schlaflos umher. Erinnerungsfetzen von der Schülerdiskussion hängen mir nach, vermischen sich mit Mauerfall-Notizen in meinem Recherchebuch.
Just vor dreißig Jahren, am 5. Juni 1989, unkte Rekord-Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf einer KSZE-Konferenz: ›Ein Europa ohne Eisernen Vorhang, ohne Mauer und Stacheldraht erscheint wieder erreichbar, und es wird kommen.‹
Mein Morgen beginnt mit einem veritablen Dachschaden: schmerzender Schädel, appetitlos, fiebrig, gerädert, lähmend erschöpft; zur Diagnose Sonnenstich fehlt nur die Übelkeit. Mein Kopf jedenfalls funktioniert nicht richtig; der erste Etappenabschnitt hinterlässt im Schadenhirn nahezu keine Gedächtnisspuren: Hinter Wannhofen, sehe ich später im GPS-Track, geselle ich mich zur Ruhr und kreuze sie kurz vor Garenfeld. Schade, diesen symbolischen Moment hatte ich doch herbeigesehnt: Per Rad ins Ruhrgebiet einzureisen, mich in jenes rätselhafte Konglomerat aus Autobahnen und Metropolen vorzuwagen, erschien mir ein wichtiger Moment auf großer Deutschlandfahrt. Doch ein Bild aufzunehmen von mir an der Ruhr: schlichtweg vergessen. Auf 20 Radkilometern bin ich fotofrei unterwegs, was auch eine Art Rekord ist.
Hinauf nach Garenfeld, dies erinnere ich: Eine derartige Steilstrecke hatte ich hier an der Ruhr nicht erwartet. Schlimm war Hagen: das Verkehrsaufkommen und das Gefühl, fehl am Platz zu sein mit meinem Vehikel vermeintlich niedriger Rangstufe. Der kleine Teil Hagens, den ich anschneide, hat kaum Radwege. Die Wenigen sind schmal, uneben, gefährlich. Als ich mich dem Recherche-Stopp nähere, lockt mich die Versuchung, das Weite zu suchen – schnell raus aus Hagen. Nicht zum ersten Mal meldet sich meine innere Stimme:
Befremdlich, wie stark du deine Befindlichkeit in den Vordergrund rückst! Je weiter du kommst, umso wichtiger nimmst du dich. War dein Motto nicht ›Wie geht’s Deutschland?‹
Ich beschließe, das zu ignorieren, und erzähle, wie ich später in der Tat von Hagen aus weiterfahre: Da muss ich also vor Erschöpfung an der ersten sanften Steigung schon stoppen, einfach so an der Leitplanke. Es hält ein Wagen an. Ob alles in Ordnung sei? Ich sage ja, auch wenn das nicht wirklich stimmt, und das Auto fährt weiter. Zum ersten Mal passierte mir auf einer Radreise, dass ein Wildfremder sich um mein Befinden sorgte – falsch, eine Wildfremde! Stets waren es Frauen, die nachfragten und ihre Hilfe anboten. Und ich sage ›stets‹, weil mir solche Hilfsangebote an der Straße außer in NRW auch in Bayern und Mecklenburg zuteilwurden.
Länger als geplant bleibe ich in Eilpe, immerhin darf dieser Ortsteil Hagens als Nabel des Ruhrgebiets gelten. In großem Maßstab gewerkelt wurde hier bereits hundert Jahre, bevor man ruhrabwärts begann, massenhaft Kohle zu schippern und Erz zu verhütten. Schon im 17. Jahrhundert lärmten im Einzugsbereich des Ruhrzuflusses namens Volme die Schmiedehämmer, Schleifkotten, Walzwerke und Mühlen. In der ›Langen Riege‹, einem langgezogenen Fachwerkbau, wohnten und arbeiteten die Eilper Klingenschmiede. Aus akutem Fachkräftemangel in der HighTech-Industrie heraus hatte sie der Große Kurfürst vor über dreihundert Jahren mit traumhaften Bedingungen an die Volme gelockt: Er sorgte für Unterkunft und Infrastruktur, garantierte den Produktabsatz.
Friedrich Wilhelm von Brandenburg herrschte hier, ihm fiel die Grafschaft an Volme und Lenne im Jahr 1666 zu, nachdem das hiesige Grafengeschlecht ausgestorben war. Der lange Arm Preußens: Bis an die Ruhr erstreckte er sich seinerzeit. Wenn man mich nach meiner Deutschlandfahrt fragte, was heute den Osten Deutschlands mit diesem Teil des Westens verbindet, so sage ich, aus Sichtweise meines Vehikels: Dieser Teil des Ruhrgebiets ist genauso radfahrunfreundlich wie der untere Teil Preußens südlich von Berlin.
Historische Umstände sind ja nett, wo bleibt die Gegenwart? Erleichtert stürze ich mich förmlich auf einen vielleicht gleichaltrigen Mann, der in Sandalen aus der ›Langen Riege‹ schlappt: »Entschuldigung, Sie wohnen hier? Ist ja eine traumhafte Anlage!« – »Stimmt schon« erwidert der Mann. Aber die Leute zögen nicht gerne in die Riege, zu hoch seien die Auflagen des Denkmalschutzes. Zudem seien viele Wände krumm und schief, was ihm persönlich nichts ausmache, er sei Zimmermann, trimme sich seine Möbel schon zurecht. Aber außen am Gebäude, da dürfe er nichts verändern, das nerve schon.
Den Zimmermann drängt es zu seinen Besorgungen, er eilt davon und ich krieche aus Eilpe, bin in der Talsohle, im übertragenen und im Wortsinn. Ausgerechnet unter dem Einfluss von Sonnenstich und Schlafmangel darf ich die erste echte Bergetappe fahren. Es ist nicht so ein Garenfelder Hügelchen, sondern das Dreifache von Essenerberg am Vortag.
Als ich mich von der ›Langen Riege‹ aufmache, um entlang des Köttinger Bachs gen Südwest zu steuern, wähne ich mich in voralpinem Gelände. Beidseitig einer befahrenen Straße wölben sich steile Waldhänge. ›Am Timmersche‹ ›Im Nückel‹, ›Plattenbeiler‹ – all die Namen am Tal besitzen dann doch die Sprache von Ruhr und Rhein.
In desolatem Zustand und brütender Hitze muss ich von Eilpe, hundert Meter tief gelegen, hinauf nach Breckerfeld, gut vierhundert Meter hoch. Da hilft nur Schneckentempo und geistige Ablenkung: Der Weiler ›Zurstraße‹ zum Beispiel – was für ein toponomastisches Kleinod! Bushalt ›Sonnenschein‹ stimmt mich optimistisch, hier radle ich bereits dem Schiefergebirge obenauf, kurz vor dem Tagesziel.
›Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt‹
Das dichtete Ruhrgebiet-Ikone Herbert Grönemeyer vor 35 Jahren für sein vielleicht berühmtestes Album: Tief im Westen also, da sei es ›besser, viel besser als man glaubt‹. Das mag für ›Bochum‹ gelten, so taufte Grönemeyer Album und Song.
Sein ›Wartezimmer der Welt› aus dem Jahr 2018 passt besser zu meinen letzten Kilometern heute. Vom ›Soundtrack der gelähmten Republik‹, so rezensierte die Welt, lasse ich mich bis Breckerfeld treiben. Hinter dem Hitzeflimmern des Asphalts sehe ich es am Hang kleben, muss mich getrieben von staubigem Schwerlastverkehr ans Ortsende hocharbeiten. Wie tot falle ich im Hotel aufs Bett, ungeduscht, die schmutzigen Klamotten noch am Leib.
Nach komatöser Siesta und erlösender Dusche erbettle ich im Hotel einen Lumpen, Radschmiere zu entfernen. Den Lumpen erwartend, fällt mir eine Art Altar ins Auge: Vier Säbel ruhen, je in eiserner Halterung, vor einem Triptychon mit Moltke, Kaiser Wilhelm und Bismarck. Gehuldigt wird dem ›Alten Kurs‹, heißt es auf dem Triptychon.
Das also ist die Vorliebe des Hoteliers. Er ist in gesetztem Alter und scheint mir missgelaunt, seit er mich verlotterte Gestalt eincheckte. Sein Hotel ist bundesrepublikanisch fein herausgeputzt, aber schon am nahen Spielplatz regiert halbstarkes Chaos: Müll liegt herum und eine zertrümmerte Limoflasche auf der Tischtennisplatte aus Beton.
Im Stadtkern bin ich einziger Gast eines Hauses mit schnitzeldominierter Speisekarte. Verzweifelt wandert darin mein Blick von ›Jäger‹ hinunter zu ›Zigeuner‹ und wieder zurück. Ich sitze an einem Tisch auf dem Gehweg, höre unweigerlich den Gästen zu, die ›Zum Pröhlken‹ bevölkern. ›Zum Schwätzchen‹ bedeutet der westfälische Ausdruck für die Kneipe, vor der Männer mit hellen Shorts und weißen Beinen über Urlaub zu Zeiten der Deutschen Mark sinnieren. »Mensch, Riccione, das war toll – aber teuer: 250 Mark nur für die Liegen am Strand!«
Während ich aufs Essen warte, blättere ich online durch die Infos der Hansestadt Breckerfeld. Die Luvlage am Rheinischen Schiefergebirge, heißt es, sorge für kühles, regenreiches Klima mit Jahresniederschlägen um 1200 Millimeter. Was mehr ist als zum Beispiel im voralpinen Bad Tölz und nahezu das Doppelte von Hamburgs jährlichem Nieselsurium.
Nass von oben und unten
Anderntags bekomme ich Gebirge und Luvlage zu spüren. Breckerfeld liegt an der höchsten Erhebung des Ruhrgebiets, dem Wengeberg. Antennenmast, Behausungen drum herum und Bäume sind nur im Ansatz zu sehen. Oberhalb meines Radhelms beeilt sich massiges Grau aus West, im Osten das Rothaargebirge zu umfassen. Es bildet zusammen mit dem Harz die beiden Kältepole in der Mitte Deutschlands.
Am Wengeberg weht wassergesättigter Wind hundert Vorhänge feinster Tröpfchen über mich hinweg. Sieben Grad Celsius, ich friere erbärmlich, ziehe unter die Regen- zusätzlich die Windjacke, über einer Doppelschicht Trikot nebst Unterziehhemd. Mehr geht nicht.
Devonische Rumpfflächenlandschaft heißt das Terrain um Breckerfeld. Unterwegs ist auf der Straße, finde ich, eine dämonische Dumpfbackenmannschaft. Mit Mannschaft meine ich die Fahrer zahlloser Lkw, die bar jedes Mindestabstands vorbeidonnern, mich in Panik versetzen und in Wasser-Schmutz-Wirbeln sogar von unten her besudeln. Wut treibt mir Schweiß aus den Poren, verstärkt durch die winddichte Kluft am Körper. Ich halte, montiere die komplette Radbeleuchtung, um in den devonisch-nebligen Landschaftsrümpfen meine Lebenserwartung zu erhöhen.
Kein schöner Sauerland.
Als ich nach zehn feuchten und gefährlichen Kilometern den ersten Ort außerhalb des Ruhrgebiets erreiche, breche ich mit dem scheußlichen Straßenschicksal. Allein die Aussicht, jetzt einfach abzubiegen, trocknet Angst und Wut aus, schafft Platz für gute Laune. Heerstraße, Hürxtal, Halver, ich biege einfach rechts ab. Eine neue Route ergibt sich schon.
Rasant fahre ich bergab, lande ›Im Sumpf‹. Dieser Ortsteil Halvers liegt bereits fernab dröhnender Motoren, am Rande des Naturschutzgebiets ›Wilde Ennepe‹, wo der Fluss entspringt. Auch wenn sich das Wetter nur marginal gebessert hat, so genieße ich zumindest, wie die Sträßchen mäandern und dass ich den Asphalt nur gelegentlich mit Motorisierten zu teilen habe. Im Ortsteil Anschlag halte ich, um die Route zu planen. Schließlich besteht mein Ziel darin, bis zum Nachmittag den südlichsten Zipfel Westfalens zu erreichen. Dass auf den eher bescheidenen 72 Tageskilometern fast 1200 Höhenmeter zusammenkommen, will ich in Anschlag noch nicht wissen. Auch den Grund für den Rekord an kumulierter Höhe erfahre ich erst später: Ans Sauerland schließt sich das kaum minder bergige Siegerland an, hinter dem dann bereits der Westerwald drängelt. Mit Anschlag im Rücken tangiere ich hinter Bommert eine Talsperre, gespeist von der Kerspe. Sie entspringt bei Kierspe.
Lass doch den Namensfetischismus, der ist lächerlich.
Ach was: Kierspe ist wichtig! Auch wenn das bedeutet, die breckerfeldseitig verschmähte Landstraße zu nehmen. Denn, mein Lieber: Das Tretlager knarzt bedenklich. Wir beide wollen doch nicht das Schlimmste außer Acht lassen: dass es zu einen Rad-GAU kommt und wir dann im Sauerland versacken.
Kierspe hat einen Radladen. Vor der Tür schmilzt meine gute Laune ab, angesäuert warte ich auf den Besitzer; laut Öffnungszeiten muss er längst da sein. Als er kommt, löst sich der Ärger auf: Das Tretlager ist okay und der Mann schmiert obendrein, gratis, die Schaltung nebst Zügen. Auf seine Frage, ob ich die Hauptstraße weiterfahre, verneine ich heftig, er nickt verständnisvoll: »Tja, leider gibt’s hier viel zu wenig Radwege!«
Hinter Kierspe arbeite ich mich in ständigem Auf und Ab durch die Westausfläufer des Ebbegebirges. Die Wupper heißt hier noch Wipper, bei Tageskilometer 30 lege ich im Quellort namens Börlinghausen eine kurze Rast ein – sehr kurz, denn das Wetter bleibt garstig. Ich befinde mich auf fast 500 Meter Meereshöhe. Die Hälfte davon einbüßend, bei der Abfahrt nach Bergneustadt, friere ich brutal. Boah, was für eine Radhölle!
Dabei sollte ich froh sein, hinter Halver auf gut Glück dieses Terrain gefunden zu haben. Hier herrscht wenig Verkehr und ich habe kleine Straßen, Kurven, Talblicke – seit nunmehr dreißig Kilometern das reinste Radlerparadies. Nun ist zwar der Straßenbelag an der nächsten Steigung schlecht, aber bergan ist mir das einerlei. Oben, in Blockhaus, sprechen die Schilder Bände über das Klima im südlichen Sauerland: ›Skiverleih, Rodelhang, Loipe‹.
Ich bitte einen Mann mit Rucksack, mich hier abzulichten. Wir kommen ins Gespräch, er stellt sich als Deutsch-Asiate vor, chinesische Mutter, holländischer Vater. Marschtraining mache er hier oben: »Bereite mich vor auf eine Bewerbung bei der Berufsfeuerwehr«. In Mecklenburg, wo er bei der Bundeswehr war, sei er »ziemlich diskriminiert « worden, erzählt er ungefragt. Und in den alten Bundesländern? »Eigentlich auch. Generell ist es vor allem die Jugend – die brennt!« Das bedeutet, die wollen Stunk, erläutert er auf Rückfrage. Worauf ich weiterbohre, woran das seiner Meinung nach liegt. »Das liegt an den Politikern. Die schüren die Angst« sagt der Mann, zieht die Rucksackriemen straff, marschiert ohne Wort und Gruß weiter in Richtung Loipe.
Ich denke an die elf Sprachen in Caffiers Klasse am Gymnasium in Bönen: Multikulti gilt in NRW ja längst als selbstverständlich. Vor einigen Jahren eiferte man dem politisch monokulturellen Bayern nach, schuf ein ›Heimatministerium‹ – das zweite auf Ebene der Länder. (Der Bund erweiterte das Innenministerium 2019 um Heimat.) Die aus Unna stammende NRW-Ministerin Ina Scharrenbach zieht, zumal seit der Flüchtlingskrise 2015, alle Register der Integration. ›Heimat grenzt nicht aus, Heimat schließt alles ein‹ lautet eine der Devisen. Deswegen gehören zu NRWs sogenannten Heimatbotschaftern zum Beispiel auch Menschen wie Fußballstar Gerald Asamoah und ein Mithat Gedik aus Werl. Dieser gilt als erster muslimischer Schützenkönig in Nordrhein-Westfalen.
Solche Maßnahmen und Titel klingen ein wenig nach Wiedergutmachung, was ja keine ganz schlechte Manie der Deutschen geworden ist. Einen früheren Fauxpas wieder gut machen wollte Joachim Gauck, nachdem er Bundespräsident geworden war. Bei seinem Antrittsbesuch in Duisburg sagte er:
Ich will zum Schluss erinnern an einen Satz, den ich früher einmal gesagt habe. Das war zehn Jahre nach dem deutschen Mauerfall. Ich durfte im Deutschen Bundestag reden. Und in dieser Rede habe ich einen Satz gesagt, der manchen Nordrhein-Westfalen schwer auf der Seele liegt. Und darum kann ich nicht anders, als bei meinem ersten offiziellen Besuch an diesen Satz erinnern. Ich sprach über den Osten, die friedliche Revolution, den Aufstand der Menschen für Freiheit und Demokratie, und sagte ›Damals träumten wir im Osten vom Paradies, aber wir wachten auf in Nordrhein-Westfalen‹. Ich wollte sagen ›Leute, guckt in eine Region, die schwere Probleme hat, die einst super reich war und jetzt über viele Jahre schwerste Strukturprobleme gemeistert hat. Es ist alles andere als das Paradies, aber es ist ein total guter Platz zum Leben‹. [Joachim Gauck 2012]
Total gut wäre, bekäme ich nach dem Skizirkus von Blockhaus meinen schreienden Hunger in den Griff. Hoffnung macht mir die Palette an Dörfern, die noch vor mir liegen. Zuerst kommt Hespert. Nichts. Ebenso wenig in Heidberg, auch nicht in Hardt; letzte Rettung ist meine Isomaltulose. Ich versenke die letzten Reserven in der Trinkflasche.
Hinter Heid haucht NRW mal schnell sein Leben aus – vier Kilometer Vorabvisite in Rheinland-Pfalz stehen an, Hammerhöhe, höchster Etappenpunkt. Höhenhain, danach, stimmt mich milde, restaurantgewiss erreiche ich den Südzipfel von NRW, Freudenberg.
Mundorgel, Ostpower, Rheingaulimit
›Die Nacht verrinnt, der Morgen graut, den Stab zur Hand, Gesell!‹ Ich lasse mir von diesem Liedvers keinen Stress machen und bleibe noch eine Weile im Bett. In der Hand halte ich ein Büchlein mit rotem biegsamem Plastik-Cover. Es lag im Nachtkasten auf dem Neuen Testament, heißt ›Mundorgel‹, und das Lied mit dem ›Gesell‹ ist Nummer neun. In der Schule bei uns hatten alle dieses Büchlein. Zum Einsatz kam es im Musikunterricht und bei Klassenfahrten – ›Bolle reiste jüngst zu Pfingsten….‹ (Lied Nummer 221).
Zu Hause schrieb ich krakelig meine Anschrift in die Mundorgel. Als sie ein Lehrer in die Finger bekam, echauffierte der sich über das Kürzel ›BRD‹ unter der Adresse. Das sei das sozialistische Kürzel, bitte Bundesrepublik! Vierzig Jahre müsste das her sein, schon dreißig ist die DDR nun passé.
Am Vortag lerne ich ohne es zu wissen – erfahren habe ich es jetzt aus dem Impressum – das Stammland der Mundorgel kennen. Das Büchlein wird in Waldbröl fabriziert, unweit von Freudenberg. Über dem Impressum wirbt der Verlag für ›Wacht auf! – Liederbuch des deutschen CVJM‹. Weil mir solche Christlichen Vereine, reines Vorurteil, suspekt sind, meide ich sie eher. Gestern jedoch stolpere ich in Freudenberg förmlich über den CJVM. Junge und alte Menschen schleppen Bänke heran, bereiten ein Kuchenbüfett, legen Strom- und Lautsprecherkabel. Ich mische mich unters Volk.
Mit meinen Fünf-Zehen-Latschen übers Pflaster der musealen Fachwerkstadt zu tapern, tut wohl. Nachdem die Füße alltäglich in planen Radschuhen stecken, freuen sich meine Fußwölbungen über die runden Pflastersteine. Der ganze Körper entspannt, was auch dem Geist neue Kraft zuführt. Gut, sage ich mir, du hast den CVJM nicht gesucht, aber er hat dich hier in Freudenberg gefunden. Die innere Stimme:
Wie war das doch in Sachen Religion bei dir als Kind? Glaube wurde zu Hause nicht gelebt, nur regelmäßig eingeschaltet, so wie Nachrichtensendungen im Fernsehen. Deine Mutter verpflichtete dich, vor dem Einschlafen zu beten. An Heiligabend gab es die Gottesdienstpflicht. Warst du beim Vater, bestand eine Pflicht darin, gemeinsam das Grab seiner Eltern zu besuchen. Womit wir bei der Familie des Vaters wären: haufenweise Pfarrer, Dekane, und vor zweihundertfünfzig Jahren ein Prälat der württembergischen Kirche, Magnus Friedrich Roos. Wenn dann dein Vater im Beisein anderer Leute davon anfing ….
…. ja, dieser Stolz auf die Familiengeschichte: Für mich war das etwas zum Fremdschämen. – »Oh, hallo, ich sehe Sie beide organisieren das Fest?« Ich bin im Zentrum der Straßenfeier, wo zwei Personen andere für den Aufbau instruieren. Er, Sven-Timo Uebach, trägt ein schwarzes Polohemd mit Emblem des CVJM und dem Aufnäher ›175 Jahre‹. Sie, Patricia Lutter, ein helles Shirt, unverziert. Von den beiden erfahre ich, dass dieser 6. Juni als Gründungstag des CVJM begangen wird. 1844 entstand in London der YMCA. In Westfalen aber gab es vorher bereits den sogenannten Jünglingsverein, hervorgegangen aus der evangelischen Erweckungsbewegung.
Auf welches Terrain führen mich Uebach und Lutter? Unbekanntes – was mich stresst. Ärger steigt in mir auf darüber, dass ich, frisch geduscht nach der Radetappe, in der zunehmenden Anspannung meine Abendgarnitur einzuschwitzen beginne.
Die Erweckungsbewegung? »Sie ist neben dem Protestantismus die zweite wichtige nachlutherische Reformationsbewegung« klärt mich Lutter auf. Und dass »die Erwecker aus den Pietisten hervorgingen, die mit und nach Napoleon in Deutschland stark wurden«. Ich frage, ob diese 175 Jahre YMCA überall so groß gefeiert würden. Wohl nicht, meint Uebach. Just hier im Siegerland sei der CVJM aus unerfindlichen Gründen besonders stark vertreten. Es gebe 55 Ortsvereine mit knapp 5000 Mitgliedern. »Allein in den 16 Ortsteilen Freudenbergs kommen etwa 600 Mitglieder zusammen.« Zurück im Hotelzimmer komme ich beim Rechnen ins Staunen: Das Siegerland nimmt etwa 0,2 Prozent der Fläche Deutschlands ein, hat aber 55 der 1300 Ortsvereine (4 Prozent). Die Gegend siegt in Sachen CVJM also zwanzigfach über den Rest der Republik.
CVJM war gestern, die Nacht ist verronnen, also ›den Stab zur Hand, Gesell!‹ Der Stab, das ist bei mir das Alurohr im Vorbau des Fahrrads. Ich nehme den Alltagsstab locker zur Hand diesen Morgen, um später an Steilstücken umso fester klammern zu können. Zunächst rollt es locker die drei Kilometer bis Rheinland-Pfalz.
Hinter Betzdorf fehlen Alternativen zur B62. Die Bundesstraße ist stark befahren und führt bei Tageskilometer 18 steil bergauf. Meine Stimmung sinkt. Ich diagnostiziere ein Post-Breckerfeld-Belastungssyndrom. Allein der Motorenlärm macht mich kirre. Ich zoome neben meinem Routentrack in die Karte: Westlich, parallel zur Straße, da geht doch was!
Leider geht das Sträßchen bald in eine Waldpiste über. Dann mutiert die Piste zum Weg und schließlich zu einem steinigen, steilen Pfad. Ich schiebe. Und fluche.
›Die Alm‹ ist kurz vor Steineroth ausgeschildert, das einige hundert Meter höher liegt als der Talgrund von Betzdorf. Das Imbiss-Symbol auf dem Schild lockt mich ewigen Hungerleider, aber die bisherigen 21 Kilometer sind mir zu wenig, um schon zu rasten. An der aufgerissenen Dorfstraße gönne ich mir einen kurzen Stopp, um mich von einer Schicht Klamotten zu befreien. Später werde ich froh sein, zügig in den Hitzetag vorgestoßen zu sein. An der ›Alm‹ weiß ich noch nicht, dass dieser Fahrtag in Sachen Höhenunterschiede der zweitschwerste sein wird von allen vierundzwanzig. Mehr als 1580 Höhenmeter kommen zusammen, verteilt auf 118 Kilometer.
Jammern ist nicht angesagt, schließlich weiche ich hinter Steinebach freiwillig von der Route ab: Wieder einmal tobt zu viel Verkehr auf einer Straße, die sich schnurgerade und ohne Naturreize durch die Landschaft zieht. Ich weiche in die tiefste Provinz aus, hinunter in die Talschlucht der Nister, dann Ehrlich: Vor und nach dem Dorf quere ich den Fluss, arbeite mich wieder hinauf, nach Müschenbach. Unten in Winkelbach habe ich die Höhe wieder verloren. Danach stoße ich hinauf durch dichtes Grün; der Namenszusatz von Roßbach (Westerwald) sagt mir, wo ich mich jetzt herumtreibe. Ja, ein wenig treiben lasse ich mich tatsächlich, plane die Route mehrmals um. Bloß nicht bei den Auto-Karawanen landen!
Zur Rast peile ich Dierdorf an, dort wird es wohl noch andere Lokalitäten geben, als die online angezeigten: Finca Erotica und Fantasia Grill Privat-Restaurant mit Adresse Schlimmhohl 8.
Kilometer 59. ›Eines der 20 besten Cafe‘s von Rheinland Pfalz‹ protzt das Plakat an der Glastür meiner Einkehr. Nach dieser strammen Morgenfahrt möchte ich weder herausfinden, warum der Slogan so seltsam verfasst ist noch was dieses seichte Marketing bedeutet. Als ich im Plastikstuhl vor dem Café sitze, kommt mir Loriots ›Hermann‹ in den Sinn, wie er im Trickfilm das zum Aktionismus auffordernde Geschwafel seiner Angetrauten abwehrt: ›Ich will einfach nur sitzen‹ sagt Hermann stoisch. Mehr will ich gerade auch nicht.
Obwohl: Gegessen habe ich dann auch, reichlich. Deswegen spaziere ich noch durchs Dorf. Am Ortsrand steht eine neuromanische Kirche, datiert von 1904, Westturm noch spätromanisch….
Du hast Hunger auf kulturelle Abwechslung von Radfahr-Geschichten? Zynisch meine ich das gar nicht. Ich gönne dir die Kirche und all die toten Steinen nach äußerst lebendigen 720 Kilometern Radreise.
Schon gut, bin gleich auf dem Sattel. Weiter hangle ich mich von Tal zu Tal und über viele Gewässer: vom Holzbach bei Dierdorf über den Stebach bei Stebach bis hin zum Schabebornbach bei Dernbach. Dahinter schramme ich vorbei an der Montabaurer Höhe, Höchstmarken um 550 Meter. Meine Route liegt etwa in der Mitte zwischen der Stadt Montabaur und den nahen Waldeshöhen. Alarmstange heißt der höchste Punkt. Der Name kommt von einer optischen Signalanlage, die französische Soldaten im Jahr 1809 errichteten.
Erster Abfahrtsrausch der Deutschlandfahrt
Noch habe ich den höchsten Etappenpunkt nicht erreicht, da muss ich in Welschneudorf aufpassen: Hielte ich mich geradeaus, sauste ich hinunter nach Koblenz. Die Nassauer Straße links ist die meine und Präludium für den ersten Abfahrtsrausch meiner Deutschlandfahrt. Der Asphalt neigt sich zunächst sanft und in gerader Spur, dann beginnt eine kurze aber beglückende Achterbahnfahrt, steil und mit gefährlichen Serpentinen. Lustvoll verliere ich bis zur Brücke über die Lahn jene fast 400 Höhenmeter, die zuvor mühselig, über stundenlanges Auf und Ab mit der nahezu vierfachen Höhendifferenz bezwungen werden wollten.
Nicht so kompliziert bitte! Nicht alle interessieren derart spröde Radfahrzahlen. Hier unten an der Lahn hättest du die Gelegenheit, einmal auf Vorzüge des autofreien Tourismus einzugehen. ›Die Lahn macht mobil – unterwegs an einem der beliebtesten Flussradwege Deutschlands‹ oder so ähnlich.
Das ist jetzt platte Ironie und ein wirklich spröder Spruch, ich verweigere.
Wie ich jetzt auf dem Rad unterwegs bin, hat allemal etwas von Weigerung.
Ich mag nicht mehr; jeder Pedaltritt verfestigt meine Unlust.
Luftlinie sind es bis Laurenburg nur zehn Kilometer, entlang der mäandernden Lahn werden es für mich zwanzig. Selten geht es direkt am Wasser, immer wollen Steilhänge erklommen werden. Kein Radtourist weit und breit. So habe ich keine Hemmungen, meine frustvolle Lustlosigkeit, wieder und wieder aus dem Sattel steigen zu müssen, heraus zu stöhnen und zu fluchen. Meine Rufe hallen bombastisch durchs enge Flusstal. Das unbekümmerte Weiterfließen der Wasser macht mich nur noch wütender.
Kaum bin ich in der Unterkunft mit dem Waschen der Klamotten zugange, grollt es erst dumpf, dann heftig. Von Westen rollt ein Gewitter stromaufwärts, ich sprinte auf den Balkon des Zimmers, wo meine Utensilien lüften. Unter dem Balkon sammelt die Wirtin auf der Gästeterrasse Gestühl und Sitzpolster ein. Gibt es einen Trockenraum für mein Waschgut? Nein, aber ich darf den hoteleigenen Trockner nutzen. Wir verabreden uns im Souterrain.
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Der starke Verkehr in Richtung Schwalbach sagt mir, dass dort kein gutes Radterrain ist und ich besser rechts abbiege. Pfeilschnell bin ich in Fischbach. Sein eng eingeschnittenes Tal ist mir sympathischer als die langgezogenen Höhenzüge des Taunus. Eingeschnitten heißt aber auch, hinterher im strammen Wiegetritt bergan zu müssen, nach Hausen vor der Höhe. Oben ziehe ich mich um. Schweiß und Kälte sind keine gute Kombination. Außer Wald sehe ich nichts, weiß aber: Derart hoch hinauf muss ich erst wieder in drei Fahrtagen, wenn ich mich dem Schwabenland nähere.
Deutschland, dein Relief! Auf dem kleinen Ausdruck, den ich aus meiner Recherche-Mappe ziehe, gruppieren sich die geologischen Massen zu einem rüstigen Gebilde. Mit Fantasie sieht das Gebilde aus wie ein Römerhelm. Der Helmkamm, das sind die Gebirge Thüringens. Die Wangenklappe, etwas schief, breitet sich nach Franken und Württemberg. Der Verkleidung von Nacken und Ohren, das waren Sauerland, Siegerland, Westerwald – abgehakt. Das Trumm über der Halsschlagader ist der Taunus, jetzt nur noch ein Kinderspiel.
Sechs Minuten brauche ich, um seine bedrückend-waldigen Südhänge hinter mir zu lassen und in Weinberge des Rheingaus einzutauchen.
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Als ich hinter Eltville am Rheinufer gen Oestrich fahre, erinnere ich mich, zu Hessen spezielle Deutschlandkarten in der Reisemappe zu haben. Ich halte im Windschatten einer mächtigen Linde. Von rheinabwärts, frontal mir entgegen, bläst es, wie ich es seit dem Elbdeich nicht mehr verspürt habe. Tränenden, weil windgereizten Auges studiere ich auf einem Kärtchen ›Die glücklichsten Kleinstädte‹.
Den Rheingau hatte ich umringelt, weil die Karte dort ausgerechnet keinen Glückstreffer anzeigt. Meine andere Karte heißt ›Die besten Weine‹; hier hat der Rheingau zwei Treffer unter den deutschlandweiten Top-Ten, einer heißt ›Riesling R‹.
Bester Wein und trotzdem glückloses Leben – wie passt das zusammen?
Wahrscheinlich füllen die Hessen ihr Glück in Flaschen und die Fremden ziehen es in sich rein oder ziehen damit ab.
Ich bin über dem Limit. Dieser Gedanke summt als erster durch meinen Kopf, als mich ein Rasenmäher aus dem Schlaf reißt. Meine Beine ruhen auf der Wiese um ein Barockkirchlein, deren Gemäuer mir als Rückenstütze dient. Dank nachmittäglicher Sonne ist mir nicht mehr kalt, aber mein Kopf fühlt sich nach Erkältung an. Verdammter Taunus, denke ich. Zumindest der Kopfschmerz jedoch ist nicht allein dem Morgenwetter geschuldet.
Wie mag sich vor 70 Jahren der Algerier Abdel Zaaf gefühlt haben, als er aus seinem Nickerchen erwachte? Zaaf lag auf der Tour de France in Führung, dopte sich in seiner Erschöpfung an einem Straßencafé mit zwei Flaschen Weißwein. Wenig später konnte er dem Schlafdrang nicht widerstehen. Zuschauer fanden ihn unter einem Baum ruhend, weckten ihn, der dann umgehend sein Rad bestieg und davoneilte. Leider in die falsche Richtung.
Alkohol am Lenker, das ist ein weites Feld, schon im 19. Jahrhundert. Etliche Jahre vor der ersten Tour de France erfand der französische Schriftsteller Alfred Jarry ein absurdes Zehntausend-Meilen-Rennen, bei dem sich die Athleten anhand eines alkoholreichen Cocktails bei der Stange hielten. Jarrys Romanfigur Ubu Cycliste ist unterwegs, um zu leben, nicht um zu denken. Ubus Vehikel ist metallische Verlängerung des Knochengerüsts. Jarry selbst erwarb 1896 ein Luxusrad mit Rennlenker, begann den Tag mit zwei Litern Weißwein, schluckte vor Mittag drei Absinth und speiste hernach mit einigen Schoppen Rotwein, bevor er sich aufs Rad schwang. Er starb mit 34 Jahren an Hirnhautentzündung.
Gegen Lustvermeidung und Askese
Aber zurück zum Rhein, wo mein Kopfschmerz seinen Ausgang nahm. »Nicht den Tod sollen wir fürchten, sondern das schlechte Leben« sagt der Radlerkollege, der in Oestrich neben mir auf die Fähre wartet und aus der Satteltasche seines Tourenrads eine Flasche Rheinhessen zieht. Ob das sein Wahlspruch sei, frage ich. »Ja, stammt aber nicht von mir, sondern von Pfaller.« Während der Radfahrer mich aufklärt, Robert Pfaller, österreichischer Philosoph der Gegenwart, setzt sich gegen Lustvermeidung und Askese ein, entkorkt er den Riesling.
Die Fähre lässt auf sich warten, später erfahren wir, dass wegen Wellen und Wind das Anlegemanöver auf der Rheinsüdseite mehrmals misslang.
Die Weinflasche ist leer, als der Tourenradler und ich schließlich unsere Räder über die Schiffsrampe schieben. Zur Sicherheit betrete ich breitbeinig, im Seemannsgang, das Flussgefährt. Kaum lehnen unsere Räder an der Reling, zieht der Pfallerfreund noch einen zweiten Weißen aus den Tiefe der Packtasche. Auf dem wogenden Rhein bewältigen wir sie nicht, aber Frei-Weinheim bietet an seinem FähranlegerHolzlatten auf Betonsockel – eine Art Pritsche, auf der sich trefflich lagern lässt. In Hessen, wo wir herkommen, ist der Himmel aufgerissen. Dennoch bleibt der Waldschopf das Taunus schwarz, abstoßend, Prost!
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